• 11.07.2010 12:28

  • von Dieter Rencken

Hülkenberg-Interview: "Müssen eine halbe Sekunde finden"

Williams-Rookie Nico Hülkenberg über die ersten Formel-1-Erfahrungen, die Aussichten für Hockenheim und die Chance auf Punkte

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg wartet auf weitere WM-Punkte. Der junge Emmericher, der sich mit einem Praktikum und seltenen Testeinsätzen auf seine Rookiesaison mit Williams vorbereitete, holte im dritten Saisonrennen in Malaysia seinen ersten Zähler, seither herrscht Flaute. Zum Vergleich: Der erfahrene Teamkollege Rubens Barrichello konnte im gleichen Zeitraum 19 Punkte einfahren. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' zieht Hülkenberg eine Zwischenbilanz seiner ersten Saison.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg will in der zweiten Saisonhälfte regelmäßig in die Punkte

Frage: "Nico, wir nähern uns der Saisonhälfte. Wie fällt dein bisheriges Zwischenfazit aus? Wie würdest du deine Saison bislang bewerten?"
Nico Hülkenberg: "Es war ziemlich hart. Wir hatten etwas höhere Erwartungen an dieses Jahr, die wir schließlich etwas nach unten korrigieren mussten. Wir haben das Paket nicht so entwickelt, wie wir das eigentlich vorgehabt hatten. Hinzu kamen einige Fehler von meiner Seite. Es gab Situationen, in denen ich mögliche Punkte weggeworfen habe. So gesehen war es bislang durchaus eine schwierige Saison. Es gab halt gewisse Hoch- und Tiefpunkte."#w1#

Frage: "Welche positiven Aspekte meinst du?"
Hülkenberg: "Zunächst einmal die Tatsache, dass meine Fehlerquote geringer geworden ist. Außerdem habe ich mich im Qualifying seit Saisonbeginn konstant verbessert. Aus meiner Sicht bin ich seit dem Saisonstart vorangekommen."

Frage: "Welche negativen Seiten siehst du?"
Hülkenberg: "Natürlich, dass ich nach neun Rennen nur einen einzigen Punkt auf dem Konto habe. Das ist die negative Seite."

Frage: "Welche Erwartungen hast du für die zweite Saisonhälfte?"
Hülkenberg: "Das hängt natürlich enorm davon ab, wie wir im Entwicklungswettkampf dastehen. Was wir erreichen können, hängt auch eindeutig davon ab, was die anderen Teams machen. Ich hoffe natürlich darauf, dass wir immer in die Top 10 kommen können. Innerhalb der Top 10 müssen wir das das Beste herausholen."


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis von Großbritannien


Frage: "Bist du zuversichtlich, dass ihr im Entwicklungswettlauf mithalten könnt?"
Hülkenberg: "Keine Ahnung, was in den kommenden Rennen passieren wird. Wenn wir unsere Position halten wollen, dann müssen wir eben Schritt halten."

Frage: "Du kennst die Eigenheiten deines Autos schon recht gut. Was hast du für ein Gefühl für dein anstehendes Heimrennen? Passt der Williams gut zu Hockenheim?"
Hülkenberg: "Es gibt keine Strecken, wo wir besondere Stärken oder Schwächen haben. Mit unserem neuesten Updates sind wir nun auch in schnellen Kurven etwas besser als zuvor. In Hockenheim gibt es ein paar schnelle Ecken, aber eben auch einige enge Kurven wie in Valencia. Dort sahen wir gut aus. Ich denke, dass wir in Hockenheim recht gut sein müssten."

Frage: "Was hat dich bisher in deiner Rookiesaison in der Formel 1 am meisten überrascht?"
Hülkenberg: "Wie eng es zugeht, vor allem im Qualifying. Zwischen zwei Piloten liegt meist nicht einmal eine Zehntelsekunde. Es sind manchmal sogar fünf Fahrer in ein oder zwei Zehntelsekunden. Es ist einfach unheimlich eng."

Frage: "Hattest du erwartet, dass zwischen zwei Piloten eine halbe Sekunde liegt?"
Hülkenberg: "Nein, aber mir war es vorher nie so konkret aufgefallen, wie eng es zugeht. Wobei man wirklich sagen muss, dass es in diesem Jahr sicherlich besonders eng ist. So knapp ging es seit vielen Jahren nicht mehr zu. Ich habe das Glück, dass ich mit Rubens einen sehr erfahrenen Teamkollegen habe. Er hat viel erlebt, kann auf unzählige Daten und Erfahrungen zurückgreifen. Das hilft mir. Aber natürlich ist er auch ein harter Brocken als Teamkollege."

¿pbvin|512|2876||0|1pb¿Frage: "Auf europäischen Strecken kennst du dich aufgrund deiner Teilnahme an der Formel 3 und GP2 bestens aus. Auf asiatischen Strecken hast du weniger Erfahrung, auch in Melbourne warst du zuvor nie. Sind die Kurse schwierig zu lernen?"
Hülkenberg: "Manche ja, andere nein. Wenn man mit nur sieben Testtagen in die erste Saison geht, dann fühlt man sich nicht sofort total wohl im Auto. Aber das kommt dann mit der Zeit und dann wir dauch das Erlernen von neuen Strecken einfacher. Ich fühle mich jetzt natürlich viel sicherer und wohler als zu Beginn des Jahres. Jetzt lerne ich neue Kurse schneller, weil ich das Auto kenne und genau weiß, wie es sich verhält. Es wird dann auch leichter, sofort ans Limit zu gehen."

Frage: "Wie viel müsst ihr noch zulegen, um regelmäßig Punkte einfahren zu können?"
Hülkenberg: "Eine halbe Sekunde, schätze ich. Wenn die anderen ebenfalls eine halbe Sekunde zulegen, dann müssen wir sogar eine ganze Sekunde holen."

Frage: "Habt ihr das Potenzial, noch so viel zulegen zu können?"
Hülkenberg: "Unsere Leute arbeiten sehr hart und wir haben noch ein paar neue Dinge für die laufende Saison im Köcher. Wir geben also ganz bestimmt nicht auf. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir durch harte Arbeit in der Fabrik und im Windkanal noch einige Fortschritte machen können. Die Frage ist dann immer, wie viel die anderen Teams zulegen können."