Williams trotz vierter Reihe "ein bisschen unzufrieden"

Technikchef Sam Michael ist mit dem Qualifying in Silverstone nicht ganz zufrieden und verrät einige Geheimnisse über den auspuffangeströmten Diffusor

(Motorsport-Total.com) - So schnell können sich in der Formel 1 die Ansprüche ändern: Noch vor ein paar Wochen wäre das Williams-Team überglücklich damit gewesen, ein Auto in die Top 10 zu bringen, doch heute in Silverstone herrschte nach Platz acht von Rubens Barrichello keine Euphorie. Sam Michael hätte sich noch mehr erwartet.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Williams hätte sich beim Heimrennen ein besseres Ergebnis erhofft gehabt

"Wir sind heute ehrlich gesagt eher ein bisschen unzufrieden, denn wir waren davon ausgegangen, beide Autos locker in die Top 10 zu bringen", spielt der Technische Direktor auf den 13. Startplatz von Nico Hülkenberg an. "Rubens hätten wir um Platz sechs erwartet. Klar, wir machen Fortschritte und gehen in die richtige Richtung, aber es ist wohl ein gutes Zeichen, wenn wir uns über einen achten Platz ärgern..."#w1#

Der Ärger ist zum Teil verständlich, denn Barrichello verlor das brasilianische Duell gegen seinen Ferrari-Nachfolger Felipe Massa nur ganz knapp um drei Tausendstelsekunden; auf Robert Kubica in Startreihe drei fehlten dann doch schon 0,135 Sekunden. Aber Williams hat auf einer ganz anderen Strecke als Valencia bewiesen, dass die zuletzt entwickelten Modifikationen funktionieren - und zwar auch in schnellen Kurven.

Der auspuffangeströmte Diffusor war für die Ingenieure in Grove "ziemlich geradlinig", erklärt Michael: "Das erste Mal, als wir den Diffusor am Auto hatten, generierte er sofort eine Menge Anpressdruck. Auch von den Temperaturen her sind wir gut unterwegs. Aber es sind halt alle Systeme unterschiedlich. Unseres ist dem von Red Bull wahrscheinlich ähnlicher als alle anderen. Die von Mercedes, Ferrari und McLaren sind hingegen ganz anders."

Die Orientierung an Red Bull ist übrigens nicht zufällig, sondern ganz bewusst erfolgt, denn: "Du kannst nicht den kompletten Diffusor anströmen, weil du nur eine bestimmte Energiemenge im Auspuffsystem hast. Also musst du dir überlegen, wo du den Luftstrom am besten hinleitest. Red Bull scheint das am besten optimierte System zu haben, also erschien es uns logisch, das Gleiche zu machen wie sie", so der Australier.


Fotos: Williams, Großer Preis von Großbritannien, Samstag


Übrigens hatte der damalige Williams-Designer Adrian Newey die Idee, mit dem Abgasstrom aus den Auspuffrohren zusätzlichen Anpressdruck zu generieren, schon 1991. Die erfolgreichen Konzepte FW14 und FW15 waren mit einem solchen System ausgestattet, doch aus der damaligen Zeit konnte Williams laut Michael "gar nichts" für das zuletzt in Valencia erstmals eingesetzte Konzept verwenden: "Das heutige System ist ganz anders."

"Morgen", erklärt Michael, "ist ein wichtiger Test für uns, was die Temperaturbeständigkeit angeht. Da sind wir aber zuversichtlich." Er und seine Ingenieure mussten seit Valencia einige Einzelteile verstärken und Hitzeschilder anbringen, um die Zuverlässigkeit trotz des auspuffangeströmten Diffusors nicht zu gefährden. Das kostete eine halbe Zehntelsekunde pro Runde. Aber: "Bis Hockenheim sollten wir diese Performance wieder finden."