Hülkenberg: "Ich werde mein Bestes geben"
Williams-Pilot Nico Hülkenberg in seiner Medienrunde über die Testarbeit in Valencia, seinen Stallgefährten Rubens Barrichello und seine Saisonziele
(Motorsport-Total.com) - Am Mittwoch ist es endlich soweit: Erstmals überhaupt greift Nico Hülkenberg bei einem Formel-1-Test als offizieller Stammfahrer ins Lenkrad und startet damit unwiderruflich in seine erste Saison bei Williams. Der 22-Jährige übernimmt in Valencia das Rennauto von Rubens Barrichello und treibt die Testarbeit mit dem FW32 weiter voran. In seiner Medienrunde spricht Hülkenberg über die bevorstehende Herausforderung, seinen Stallgefährten und seine Ziele in diesem Rennjahr.

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Bislang Zaungast, ab Mittwoch selbst aktiv: Nico Hülkenberg testet nun in Valencia
Frage: "Nico, du bist am Mittwoch erstmals als Formel-1-Stammfahrer auf der Strecke. Ist das noch einmal eine Spur spezieller für dich?"
Nico Hülkenberg: "Das ist ganz definitiv etwas anderes als 'nur' der Testfahrer zu sein und einen normalen Testtag zu bestreiten. Ich bin natürlich aufgeregt und freue mich schon auf das, was da vor mir liegt. Ich fühle mich gut."#w1#
An Selbstvertrauen mangelt es nicht
Frage: "Was hat sich für dich in den vergangenen zwölf Monaten verändert? Wie hast du dich als Fahrer entwickelt? Fühlst du dich nun bereit für die Formel 1?"
Hülkenberg: "Was habe ich denn genau vor einem Jahr gemacht? Ich war in der GP2-Asia unterwegs und habe einige Formel-1-Tests bestritten."
"Jetzt verspüre ich allerdings deutlich mehr Selbstvertrauen und fühle mich bereit für die Formel 1. Das Jahr in der GP2 hat mich ziemlich vorangebracht. Dadurch konnte ich mich in allen Bereichen verbessern. Ich hatte viel Spaß in der vergangenen Saison und fühle mich nun absolut bereit für diese große Aufgabe."
Frage: "Aufgrund deiner tollen GP2-Saison ist dein Ansehen im Fahrerlager kräftig gestiegen. Hat dir das in Bezug auf dein Selbstbewusstsein geholfen?"
Hülkenberg: "Na klar. Ich hatte ein großartiges Jahr. Ich hatte nicht erwartet, in der GP2 derart konkurrenzfähig zu sein. Ich hatte mit einer recht schwierigen Saison gerechnet, doch die zweite Hälfte des Rennjahres war einfach nur oberklasse."
Frage: "Erwartest du, dich auch in der Formel 1 schnell einzuleben?"
Hülkenberg: "Das hoffe ich zumindest. Sollte ich mich so schnell eingewöhnen können, wie mir das in der GP2 gelungen ist, dann wäre das sicherlich prima. Wir haben kein riesiges Testkontingent vor dem ersten Rennen. Ich werde jedenfalls mein Bestes geben, um mich möglichst schnell einzuleben."
Hülkenberg rechnet mit Lernphase zu Saisonbeginn
Frage: "Rechnest du damit, schon in deinem ersten Rennen die nötige Pace zu haben?"
Hülkenberg: "Das ist natürlich das Ziel. Niemand sagt dir: 'Du hast fünf Rennen, dann musst du die Geschwindigkeit drauf haben.' Du musst von Anfang an Farbe bekennen."
Frage: "In der GP2 hast du am Saisonanfang etwas gebraucht, um auf Tempo zu kommen. Was hast du in dieser Phase gelernt? Könnte es in der Formel 1 ähnlich für dich laufen?"
Hülkenberg: "Ich denke, ich war in der GP2 von Anfang an gut dabei. Ich habe mich in Barcelona aus dem Stand heraus auf dem dritten Startplatz qualifiziert."
"Der Start ging zwar in die Hose, aber die Rundenzeiten im Rennen waren danach okay. Die GP2 ist eben - vor allem zu Saisonbeginn - ungeheuer konkurrenzfähig. Du trittst schließlich gegen Fahrer an, die bereits zwei oder drei Jahre in dieser Serie unterwegs sind. Die kennen diese Fahrzeuge eben ganz genau. Du nicht."
"Diese Erfahrung musst du erst einmal aufholen. Du brauchst dann einfach ein bisschen länger, bis du auf diesem Niveau angekommen bist. Ich verbesserte mich einfach in Punkto Autoverständnis, Reifennutzung und bei der Renneinteilung. Das ist im Prinzip die Lernkurve, die ich durchmachen musste."
Frage: "Rechnest du 2010 mit einem ähnlichen Szenario in der Formel 1?"
Hülkenberg: "Könnte sein. Einfach wird es in keinem Fall. Ich baue einfach auf diese sieben Testtage. Das kommt in der GP2 noch dazu: Du hast nur sehr kurze Freie Trainings, 30 Minuten. In der Formel 1 hast du vier Stunden Streckenzeit, bevor du in der Qualifikation richtig Gas geben musst. Das macht es etwas einfacher."
Barrichello als Messlatte und Ratgeber
Frage: "Hältst du es für einen Vorteil, dass du in Rubens Barrichello einen so erfahrenen Teamkollegen hast?"
Hülkenberg: "Das wird mir natürlich helfen. Ich bin froh, Rubens an meiner Seite zu haben. Wenn du im Briefing sitzt, dann kannst du regelrecht hören, wie die Erfahrung aus ihm spricht. Es ist prima, dass er bei uns an Bord ist."
Frage: "Rubens und du gehören zwei verschiedenen Fahrergenerationen an. Er weiß, dass seine Karriere langsam aber sicher zu Ende geht, wohingegen du gerade erst beginnst. Wird das dabei helfen, eine gesunde Rivalität zu haben? Rubens muss sich schließlich nicht mehr beweisen..."
Hülkenberg: "Naja, so ist es nicht."
"Es mag zwar den Anschein haben, doch Rubens ist fest entschlossen, gut abzuschneiden. Er will Rennen gewinnen. Bislang kommen wir sehr gut miteinander aus. Er ist ein netter Kerl. Unterm Strich bin ich aber ein Konkurrent für ihn. Er will mich schlagen und ich will ihn schlagen."
Frage: "Für ihn wäre es allerdings kein Drama, wenn du als Youngster vor ihm bist..."
Hülkenberg: "Wäre das kein Drama für ihn? Keine Ahnung. Vielleicht sollte man ihn selbst darüber befragen."
Im Training ist die Ausdauer das große Thema
Frage: "Du hast das Briefing angesprochen: Ist das jetzt eine komplett andere Sache für dich, weil du nun Stammfahrer bist? Oder ist es einfach Business as usual?"
Hülkenberg: "Da hat sich eigentlich nichts verändert."
Frage: "Wie ist es um dein Training bestellt? Hast du da etwas geändert, seit du zum Formel-1-Stammfahrer aufgestiegen bist?"
Hülkenberg: "Das Training war im Winter etwas intensiver und wir haben mehr Gas gegeben. Insgesamt habe ich einfach mehr trainiert."
Frage: "Worauf hast du dich dabei konzentriert?"
Hülkenberg: "Wir haben viel an der Ausdauer gearbeitet. Gewichte waren weniger das Thema, eher Laufen und Radfahren. Solche Sportarten eben."
Frage: "Du hattest bislang noch nicht die Gelegenheit, den neuen Rennwagen zu testen. Was hast du in den vergangenen Tagen dennoch bereits über dieses Auto gelernt?"
Hülkenberg: "Teamintern unterhalten wir uns natürlich über die Balance des Fahrzeugs und die Leistung, die es entfaltet."
"Auch der Motor ist ein Thema. Solche Dinge eben. Ich habe mir das alles angehört und war auch an der Strecke, um mir das Auto anzusehen. Jetzt ist es aber an der Zeit für mich, selbst hineinzusitzen und mir ein Bild davon zu machen."
Schumacher-Comeback lässt Hülkenberg kalt
Frage: "Aufgrund des Nachtankverbots wird diese Saison für alle Fahrer eine komplett neue Erfahrung, weil sich doch sehr viel verändert. Ist das eine Hilfe für einen Neuling wie dich?"
Hülkenberg: "Ich glaube, das hat nicht allzu viel zu bedeuten."
"In der GP2 ging es mir schließlich ähnlich: Da hatte ich in der Qualifikation stets ein sehr leichtes Auto, beim Rennstart war es dann aber schwer. Jeder Formel-1-Pilot sollte sich rasch an diese Bedingungen gewöhnen können. Es ist jedenfalls keine große Sache."
Frage: "Macht es für dich einen Unterschied, dass Michael Schumacher in diesem Jahr in die Formel 1 zurückkehrt?"
Hülkenberg: "Das macht für mich überhaupt keinen Unterschied. Vielleicht wird es für Williams nun schwieriger, Sponsoren zu finden."
Frage: "Hilft es dir, dass das Interesse der deutschen Medien eher Schumacher gilt und nicht dir?"
Hülkenberg: "Die mediale Hauptaufmerksamkeit konzentriert sich auf ihn, das ist klar. Ich bin allerdings zufrieden mit dieser Situation. Ich kann mich auf mein Fahren und die Arbeit mit dem Team konzentrieren, wohingegen er das gesamte Interesse der Medien auf sich zieht. Damit komme ich prima klar."
Punkte und Podien sind das Ziel
Frage: "Stehen die jungen Piloten aufgrund des Schumacher-Comebacks noch mehr unter Druck als sonst? Hinter ihm zu liegen ist schließlich nicht unbedingt ein Ergebnis, mit dem man angeben könnte..."
Hülkenberg: "Da bin ich mir nicht so sicher. Er ist in meinen Augen noch immer ein guter und schneller Fahrer. Dass das den jungen Piloten mehr Druck macht, glaube ich aber nicht. Wir werden sehen."
Frage: "Was hast du dir für diese Saison vorgenommen?"
Hülkenberg: "Es fällt mir schwer, eine Zielsetzung zu nennen. Noch wissen wir schließlich nicht, wie gut unser Paket ist. Ich bin allerdings hier, um gute Ergebnisse zu holen. Für mich bedeutet das, viele Punkte zu holen und auch auf das Podium zu fahren."
Frage: "Wie stellst du dir dein Rennjahr im Vergleich zu Rubens' Saison vor? Immerhin ist er der Formel-1-Pilot mit der größten Erfahrung. Was erwartet dein Team diesbezüglich von dir?"
Hülkenberg: "Das Team erwartet natürlich, dass ich einen guten Job mache. Ich soll schnell fahren und eine gute Leistung für das Team abliefern."
"Sie würden mich nicht in ihr Auto setzen, wenn sie nicht erwarten würden, dass ich gute Ergebnisse einfahren könnte. Sie haben das nicht an Zahlen oder Resultaten festgemacht, aber eine gewisse Erwartungshaltung gibt es natürlich schon."
Frage: "Wie lautet dein WM-Tipp?"
Hülkenberg: "Keine Ahnung. Für einen solchen Tipp ist es noch viel zu früh."

