• 13.11.2010 18:41

  • von Dieter Rencken

Hülkenberg: "Heute wird das nichts..."

Williams-Fahrer Nico Hülkenberg über die Qualifikation von Abu Dhabi, seine Steigerung in dieser Saison und die Bilanz nach einem Jahr in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Nur eine Woche nach seiner sensationellen Pole-Position hatte Nico Hülkenberg mit der Vergabe der vorderen Startplätze rein gar nichts zu schaffen: Der deutsche Rennfahrer und sein Williams-Auto mussten bereits nach der zweiten Teileinheit aufgeben und kamen nicht über Rang 15 hinaus. In seiner Medienrunde zeigt sich Hülkenberg entsprechend zerknirscht, ist mit seinem ersten Jahr in der Formel 1 aber zufrieden. Nach dem Zeittraining spricht der Youngster auch über seine Zukunft.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg erwischte in Abu Dhabi keine optimale Runde und wurde 15.

Frage: "Nico, wie ist es dir in der Qualifikation ergangen? Wie kamst du mit den Reifen zurecht?"
Nico Hülkenberg: "Die Reifen sind ein Fragezeichen für mich. Ich weiß nicht, was nach Q1 genau passiert ist. Rubens und ich lagen dabei ziemlich nahe zusammen und es schien okay zu sein. Ich war zuversichtlich, den Einzug in Q3 zu schaffen."

"Ich hatte schon mit der härteren Mischung ein gutes Gefühl und der weiche Reifen war im Freien Training immer besser bei uns. Das verschaffte uns stets ein paar weitere Zehntel. Als wir diese Pneus in Q2 ans Auto schraubten, war auf einmal alles an meinem Fahrzeug daneben. Ich verstehe das einfach nicht. Ich hatte auf einmal weniger Grip und war vier Zehntel langsamer als bei meinem Versuch auf der härteren Mischung."

Frage: "Du selbst bist aber auf dem gleichen Niveau unterwegs gewesen?"
Hülkenberg: "Ja. Man muss aber schon aufpassen, das Auto nicht zu überfahren, wenn man keinen Grip hat. Mir war jedenfalls bereits nach meiner ersten Runde auf weichen Reifen bewusst, dass ich es nicht in Q3 schaffen würde."

"Mir war sofort klar: 'Hm, heute wird das nichts'." Nico Hülkenberg

Frage: "Woher hatte dein Teamkollege Rubens Barrichello denn zum Schluss die Geschwindigkeit, um in die Top 10 zu fahren?"
Hülkenberg: "Ich weiß es nicht. Es kann schon sein, dass er immer eine etwas ähnliche Taktik verwendet und dann von Training zu Training zulegt."

"Als ich in Q2 mit weichen Reifen auf meiner schnellen Runde war, wusste ich, dass er eine Zeit von 1:40.5 Minuten gefahren war und dass ich 1:40.6 Minuten brauchen würde, um weiterzukommen. Mir war sofort klar: 'Hm, heute wird das nichts.'"

Frage: "Kannst du dich damit trösten, auf der harten Mischung losfahren zu können und die weichen Reifen erst kurz vor Rennende aufzuziehen?"
Hülkenberg: "Ja. Das könnte eine Option sein. Noch sind wir uns dessen aber nicht so sicher. Andere Leute vor uns könnten das Gleiche tun und wenn du dann hinter ihnen hängst, geht deine Strategie nicht auf."

"Es kommt aber immer auch auf die Geschwindigkeit des Autos an. Wir sahen nicht gerade großartig aus. Rubens war im Qualifying überraschend stark. Wir werden ein bisschen mit der Strategie herumspielen."¿pbvin|512|3275|dhabi|0|1pb¿

Nervenkitzel beim Vorstart in Brasilien

Frage: "Kommen wir noch einmal auf das vergangene Rennen in Brasilien zu sprechen. Wie würdest du deinen Vorstart beschreiben?"
Hülkenberg: "Ich kam gut los, doch bei der Anfahrt zu Kurve eins muss ich irgendwie den Knopf für den Leerlauf erwischt haben, der bei uns ganz links oben auf dem Lenkrad platziert ist, und hatte plötzlich keinen Gang mehr eingelegt. Ich musste anhalten, um einen Gang zu wählen, denn während der Fahrt geht das nicht."

"Das war nach dem Senna-S in Kurve zwei am rechten Straßenrand. Dabei haben mich die Red Bulls überholt, ehe ich sie dann wieder einholte. Das war schon ein sehr spezieller Moment. Ich wusste, dass ich einfach nur kurz anhalten müsste. Nur will man in der Einführungsrunde halt nicht rechts ranfahren."

Frage: "Lass uns ein Saisonfazit ziehen. In der zweiten Jahreshälfte konntest du es speziell in der Qualifikation mit dem Tempo von Rubens aufnehmen. Wie zufrieden bist du mit deiner ersten Saison in der Formel 1?"
Hülkenberg: "Gerade in der zweiten Hälfte der Saison konnte ich mich wesentlich steigern. Ich bin nun deutlich konstanter. Das Team hat gute Fortschritte gemacht. Wir haben uns gemeinsam verbessert."

"Wir hätten in der zweiten Saisonphase zwar mehr Punkte holen können." Nico Hülkenberg

"Wir hätten in der zweiten Saisonphase zwar mehr Punkte holen können, doch ein paar Mal hatten wir einfach Pech oder technische Probleme. In Spa machte uns das Gaspedal einen Strich durch die Rechnung und in Südkorea lagen wir beispielsweise auf Kurs zu Rang fünf, ehe wir einen Plattfuß hatten. Das war ziemlich großes Pech. Ich persönlich bin sehr zufrieden mit der zweiten Jahreshälfte."

Frage: "Du schienst speziell auf für dich neuen Kursen sehr gut zurecht zu kommen. Lernst du Strecken generell sehr schnell?"
Hülkenberg: "Sobald ich mein Auto einmal in- und ausgiebig kenne und mich darin wohlfühle, kann ich die Strecken sehr schnell erlernen. Das war in meinen Augen schon eine Stärke von mir, als ich im vergangenen Jahr noch in der GP2 fuhr."


Fotos: Nico Hülkenberg, Großer Preis von Abu Dhabi


"Dort hat man einfach so wenig Streckenzeit, sodass man Kurse schnell kennen lernen muss. Deswegen war ich damals in der Qualifikation immer so stark - auch in der A1GP. Ich brauchte schlichtweg nicht lange, um mich einzugewöhnen."

Noch keine Neuigkeiten von der Vertragsfront

Frage: "Gibt es etwas Neues im Hinblick auf das kommende Jahr zu vermelden?"
Hülkenberg: "Alles ist beim Alten. Man hat Maldonado den Test gegeben und vor nächster Woche wird keine Entscheidung getroffen."

Frage: "Bis wann wird Williams die Fahrerfrage geklärt haben? Vor Weihnachten?"
Hülkenberg: "Nein. So lange wird es wohl nicht dauern. Zum Ende der kommenden Woche."

"Ein Tag wie heute ist nicht unbedingt hilfreich..." Nico Hülkenberg

Frage: "Bist du deswegen nervös?"
Hülkenberg: "Ich bin nicht nervös, denn in der zweiten Saisonhälfte habe ich stets mein Bestes gegeben. Ein Tag wie heute ist nicht unbedingt hilfreich, aber so etwas kommt hin und wieder halt vor - leider. Ich denke nicht, dass man sich über vieles beschweren kann. Und wenn sie nicht zufrieden mit mir sind, was kann ich dann schon machen?"

Frage: "Ist das Fahrerische entscheidend oder spielen da auch noch andere Faktoren eine Rolle?"
Hülkenberg: "Genau so ist es - die Geldfrage. Ich bringe halt keine Sponsorengelder mit. Andere Fahrer können das vorweisen. Auch Rubens hat es nicht und steht deswegen etwas im Dunklen. Ich weiß nicht, ob es heißt: 'Er oder ich.' Ich bin wahrscheinlich nur etwas billiger als er. Ich denke, es ist noch immer vollkommen offen. Sie müssen sich selbst fragen: Was ist wichtiger: Zwei gute Fahrer oder das Geld."

Frage: "Sprichst du neben Williams auch mit anderen Teams? Wären das Ersatzlösungen?"
Hülkenberg: "Es gibt Möglichkeiten, das ist richtig. Eine Ersatzlösung wäre das aber nicht. Das Hauptziel ist schließlich, in der Formel 1 zu bleiben. Das ist das Wichtigste."

Nächste Station: Pirelli-Test

Frage: "Du würdest es aber vorziehen, bei Williams zu bleiben?"
Hülkenberg: "Ich mag Williams und ich mag Rubens. Ich denke, er ist ebenfalls gut für meine Entwicklung. Wenn es also diese Chance gibt, würde ich sie gerne wahrnehmen."

"Hätte ich meinen Vertrag bereits in der Tasche, würde ich mich sicher viel besser fühlen." Nico Hülkenberg

Frage: "Ist es nicht etwas frustrierend, nach einer tollen ersten Saison mit einer soliden Steigerung nun an diesem Punkt angekommen zu sein?"
Hülkenberg: "Allerdings. Das ist nicht sehr schön. Hätte ich meinen Vertrag bereits in der Tasche, würde ich mich sicher viel besser fühlen. Das ist nun aber die Situation. Damit muss ich klarkommen und irgendwie weitermachen."

Frage: "Wirst du am Pirelli-Reifentest teilnehmen?"
Hülkenberg: "Ja, am Freitag. So ist es geplant."

Frage: "Wie geht der Titelkampf am Sonntag aus? Was ist dein Eindruck?"
Hülkenberg: "Es wird eine enge Kiste. Wenn Sebastian nach dem Start vorne bleiben kann, kann er das Ding auch gut gewinnen."

"Wenn aber Alonso auf Rang drei einläuft, dann ist er Weltmeister. Dementsprechend wird Alonso irgendwie versuchen, den dritten Platz nach Hause zu fahren. Mehr Spannung kann es am Sonntag eigentlich nicht geben. Alle vier sind weit vorne dabei."