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Hülkenberg: "Der Erfolg ist leider ausgeblieben"

Das exklusive Sommergespräch mit Nico Hülkenberg: Auf welchen Strecken er sich bessere Chancen ausrechnet und warum ihm ein Burger weniger schadet als Weizen

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg war 2012 so vom Sauber beeindruckt, besonders in schnellen Kurven, dass er unbedingt selbst einen fahren wollte. Doch zur Halbzeit der Saison 2013 liest sich seine Zwischenbilanz im neuen Team recht ernüchternd: in zehn Rennen nur viermal in den Punkten, Achter in Malaysia und dreimal Zehnter. Sein ehemaliges Team Force India hat derzeit achteinhalb mal so viele Punkte auf dem Konto wie Sauber. Trotzdem gibt Hülkenberg die Hoffnung nicht auf. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' verrät er, auf welchen Strecken er sich in der zweiten Saisonhälfte die größten Chancen ausrechnet und warum er sich dann und wann auch reinen Gewissens einen Hamburger gönnt.

Titel-Bild zur News: Christian Nimmervoll und Nico Hülkenberg

Chefredakteur Christian Nimmervoll im Gespräch mit Nico Hülkenberg Zoom

Frage: "Nico, wie würdest du die bisherige Saison zusammenfassen?"
Nico Hülkenberg: "Die Saison war bislang natürlich schwierig und sehr zäh. Der Erfolg, wie wir ihn erwartet und auch gewollt hatten, ist leider ausgeblieben. Wir verfügen über ein Paket, das einfach nicht konkurrenzfähig war, wodurch gute Ergebnisse und Punkte ausblieben. Es gibt ein paar Charakteristiken, die seit Saisonbeginn drin sind und die es gilt auszubügeln. Jetzt kommen aber neue Teile, die da ansetzen sollen und hoffentlich für eine bessere zweite Saisonhälfte sorgen."

Frage: "In dieser Saison stehen noch einige Highlights im Rennkalender an, darunter vor allem Spa-Francorchamps, Monza und Suzuka. Welche dieser Strecken magst du besonders? Und wo rechnest du dir die größten Chancen auf Punkte aus?"
Hülkenberg: "Das sind alles sehr tolle Strecken. Singapur ist sicherlich auch noch ein Highlight, die Atmosphäre dort ist schon etwas ganz Besonderes. Man nimmt das als Fahrer alles auf und es ist schön, ein Teil davon zu sein. Was unsere Chance angeht, könnten wir denke ich in Südkorea sehr stark sein, weil man dort eher Untersteuern hat als Übersteuern. Das sollte uns besser liegen."

Sicherheitsstandards deutlich höher als früher

Frage: "Im Motorsport stand das Thema Sicherheit in diesem Jahr wegen tödlicher Unfälle leider mehrmals im Mittelpunkt. Wie schätzt du die derzeitige Sicherheit speziell in der Formel 1 ein?"
Hülkenberg: "In der Vergangenheit wurde für die Sicherheit in der Formel 1 einiges getan und die Standards sind mittlerweile extrem hoch. Nicht nur was die Autos, sondern vor allem auch was die Strecken angeht. Es wurden zusätzliche Auslaufzonen geschaffen, in heiklen Zonen Kiesbetten entfernt, Tecpro-Barriers installiert. Es wurde denke ich alles Machbare getan, um maximale Sicherheit zu gewährleisten."

"Außerhalb der Rennstrecke, in der Boxengasse, wo Menschen rumlaufen, kann natürlich immer noch etwas passieren. Motorsport ist halt immer noch ein Sport, der mit Geschwindigkeit und Risiko verbunden ist. Das macht aber auch die Faszination dieses Sports aus."

Frage: "Wie gefährlich waren die Reifenplatzer in der Formel 1 aus deiner Sicht, insbesondere die in Silverstone?"
Hülkenberg: "Für mich persönlich bestand denke ich keine Gefahr, denn wir hatten am gesamten Rennwochenende bis dahin noch keine Probleme mit den Reifen und es gab auch keine Anzeichen dafür. Als Fahrer macht man sich darüber in dem Moment auch keine Gedanken - da fährt man jede Runde Vollgas. Das alles nimmt man erst nach dem Rennen wahr."

Frage: "Umherfliegende Teile, sei es ein Stahlfeder wie bei Felipe Massas Unfall 2009 oder ein Reifenfetzen, gelten als die größte Gefahr für eure Gesundheit, da sie euch Fahrer am Kopf treffen können. Was könnte deiner Meinung nach unternommen werden, um diese Gefahr zu verringern und die Sicherheit zu erhöhen?"
Hülkenberg: "Umherfliegende Teile stellen immer eine Gefahr da, auch wenn man durch die Kurve fährt, da die Hände dann aus dem Cockpit ragen und lediglich durch den Handschuh geschützt sind."

Hülkenberg kein Freund von Cockpit-Kuppeln

"Der Unfall von Felipe Massa war schon sehr speziell, das war ja ein kleines Teil, das wirkte dann wie eine Kanonenkugel. Reifenstücke sind ja viel größer, haben eine viel größere Fläche. Wenn wie in Massas Fall ein kleines Geschoss auf deinen Helm prallt, hat das einen viel gravierenderen Effekt als bei so einem Reifenteil. Gut ist das natürlich nicht, aber Pirelli hat reagiert und die Sicherheitsmängel behoben. Meiner Meinung nach brauchen wir diese Cockpit-Kuppeln erst einmal nicht. Das nimmt nämlich auch einen Teil vom Formel-1-Sport, wie man ihn kennt. Es wäre denke ich ein sehr gewöhnungsbedürftiger Gedanke."

Frage: "Du bist in deiner Karriere die klassischen Stationen durchlaufen: Kart, Formel BMW, Formel 3 und GP2. Wie wichtig ist es deiner Meinung nach, all diese Stationen zu durchlaufen?"
Hülkenberg: "Für mich war vor allem die lange Zeit im Kartsport sehr wichtig. Ich bin dort zeitweise in der Formel A auf internationalem Topniveau gefahren. Da lernt man schon so einiges, was das Rennfahren, aber vor allem auch was die Abstimmung eines Karts angeht. Das ist dann auch für die Laufbahn im Formelsport von Vorteil."

"Im Formelsport dauert es dann immer seine Zeit, bis man so ein richtig gutes Gefühl für das Auto hat. Das ist schon eine ganz andere Nummer als der Kartsport. Irgendwann macht es dann aber Klick. Da spielt letztendlich aber auch Erfahrung eine Rolle, wenn man es bis in die Formel 1 schaffen will. Je mehr Erfahrung, desto besser. Man muss gute Teamkollegen gehabt und sich durchgebissen haben, um es nach ganz oben zu schaffen."

Nico Hülkenberg

Beim Saisonauftakt in Australien musste Nico Hülkenberg im Rennen zuschauen Zoom

Frage: "Ist der Schritt von der GP2 in die Formel 1 der größte von all diesen Schritten oder ist er mit dem Schritt vom Kart in das Formelauto vergleichbar?"
Hülkenberg: "Das ist schwer zu vergleichen. Wenn man in der GP2 angekommen ist, hat man schon so viel Formel-Erfahrung, da ist man an diese Art von Rennfahren schon gewöhnt. Hinzu kommen dann aber natürlich noch die Geschwindigkeit und die anderen Eindrücke, Einflüsse und was man sonst technologisch noch so machen kann. Der Schritt vom Kart- in den Formelsport ist meiner Meinung nach schon noch ein größerer."

Kein ständiger Wechsel des Helmdesigns

Frage: "Welche Geschichte verbirgt sich eigentlich hinter dem Design deines Helms? Warum hat es sich in den vergangenen Jahren graduell verändert?"
Hülkenberg: "Seit meiner Zeit im Kartsport bin ich meinem Design treu geblieben. Ich habe mal ein bisschen die Farben oder den Verlauf mancher Linien geändert, aber im Großen und Ganzen ist das Design gleich geblieben. Es gefällt mir nach wie vor. Selbst entworfen habe ich es nicht, dafür bin ich zu wenig kreativ, aber ich habe es in Absprache mit dem Helmdesigner entworfen und umgesetzt."

Frage: "Käme es für dich in Frage, bei jedem Rennen mit einem neuen Design anzutreten, so wie es Sebastian Vettel tut?"
Hülkenberg: "Es spricht vom Prinzip her nichts dagegen, ich bin aber nicht der Typ dazu und sehe auch den Sinn darin nicht. Beim Heim-Grand-Prix oder so speziellen Grands Prix wie Singapur oder Monaco kann man das schon machen. Ich bin aber wie gesagt nicht der Typ dafür."

Frage: "Der Körper eines Rennfahrers muss bei jedem Grand Prix Höchstleistungen erbringen, die richtige Ernährung spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie sehr achtest du auf deine Ernährung? Erlaubst du dir auch mal einen ungesunden Snack?"
Hülkenberg: "Wenn jetzt mal zwei, drei Wochen Pause sind, dann gehe ich auch mal zu McDonald's oder Burger King, esse ich auch mal einen Hamburger - das sollte man sich auch mal gönnen. Von einmal wird man da ja auch nicht dick. Wir sind ja Hochleistungssportler, verbrennen genug Kalorien. Da kann man sich so etwas oder auch mal ein Tiramisu oder eine Schokolade mal gönnen."

Christian Nimmervoll und Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg erklärt, warum ihm ein Hamburger weniger schadet als Weizen Zoom

"Am Rennwochenende sieht das anders aus, da sollte man so etwas nicht essen und sich richtig ernähren. Man sollte nicht zu fettig essen und auch besonders darauf achten, was man isst, wenn man eine Unverträglichkeit hat. Man will halt an einem Rennwochenende in bestmöglicher Verfassung sein."

Frage: "Hast du irgendeine Unverträglichkeit?"
Hülkenberg: "Ja, ich vertrage Weizen nicht. Da gibt es Alternativprodukte. Ich passe am Wochenende genau auf, was das angeht."