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Hülkenberg & Renault: Verhandelt wurde schon seit Monza

Wie die Öffentlichkeit in die Irre geführt wurde: Nico Hülkenberg pokerte für die Saison 2017 schon längst mit Renault, als er sich noch zu Force India bekannte

(Motorsport-Total.com) - Nico Hülkenberg, das ist seit 14. Oktober offiziell bestätigt, wird 2017 für Renault Formel 1 fahren. Bevor es zur Einigung zwischen dem 29-jährigen Deutschen und dem französischen Werksteam kam, wurden die Medien wochenlang in die Irre geführt. Denn die konkreten Verhandlungen wurden bereits Anfang September, am Rande des Grand Prix von Italien in Monza, aufgenommen.

Titel-Bild zur News: Nico Hülkenberg

Ab Monza verhandelte Nico Hülkenberg schon konkret mit Frederic Vasseur Zoom

"Ich habe praktisch jedes Wochenende mit Leuten von Force India gesprochen", erinnert sich Renault-Teamchef Frederic Vasseur im Interview mit 'formula1.com'. "Als klar war, dass es da eine Möglichkeit gibt, grätschte ich rein. Das war rund um das Monza-Wochenende. Und von da an nahm die Sache dann schnell Fahrt auf."

Interessant: Während es hinter den Kulissen nur noch um Modalitäten wie Hülkenbergs Gehalt ging (angeblich 18 Millionen US-Dollar für drei Jahre), wurde offiziell noch jeder Kontakt dementiert. Am 6. Oktober sagte Hülkenberg über einen möglichen Teamwechsel: "Sieht nicht so aus." Und auch die Frage nach einer offiziellen Bestätigung für seinen Verbleib bei Force India beantwortete er ausweichend: "Hat Vijay doch schon in Silverstone gemacht."

Acht Tage später war der Transfer durch und die offizielle Renault-Pressemitteilung verschickt.

Die Idee, Hülkenberg zu Renault zu holen, hatte Vasseur schon lange vor Monza. "Ich hatte ihn bereits auf dem Schirm, da ist er noch GP2 gefahren", lacht der Franzose, der den Deutschen 2009 als ART-Teamchef zum Meistertitel in der Nachwuchsserie verhalf. Das hilft ihm heute, sein Talent besser einordnen zu können, denn für Vasseur fuhren vor Hülkenberg schon heutige Superstars wie Sebastian Vettel, Lewis Hamilton oder Nico Rosberg.

Hülkenberg für 2017 tatsächlich zu Renault zu holen, sei "eine schwierige Situation" gewesen, "weil er bei Force India unter Vertrag stand. Aber für mich war klar, dass wir ihn haben wollten", sagt Vasseur. "Und Force India war in den Gesprächen sehr offen - und sehr fair."

Insgeheim, so munkelt man, schwebte Renault für 2017 eine Fahrerpaarung mit einem großen Namen und einem Nachwuchstalent vor, das für die Zukunft aufgebaut werden sollte. "Aber dass wir für die Nico Rosbergs und Lewis Hamiltons in diesem Fahrerlager nicht interessant sind, wusste ich", räumt Vasseur ein. "Aber in zwei oder drei Jahren wollen wir so weit sein, und dafür war Nico dann der beste Kandidat."

"Er hat die GP2-Meisterschaft vier Jahre nach Nico Rosberg gewonnen. Mit dem Wechsel zu Renault kann er seine Geschichte neu schreiben", sagt der Franzose. "Ich persönlich wollte jemanden, der am Anfang seiner Karriere steht. Er hat bei Force India gute Arbeit geleistet, aber er war auch auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, nach einer neuen Chance. Es ist ein mittelfristig angelegtes Projekt. Und vielleicht der Anfang der nächsten Phase in Nicos Karriere."


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Zumal als zweiter Fahrer immer noch ein aufbaufähiger Junior verpflichtet werden kann, der in fünf Jahren dann bereit ist, mit Renault um den WM-Titel zu kämpfen. So sieht es zumindest der Masterplan von Konzernchef Carlos Ghosn vor. Esteban Ocon wäre als Franzose ein perfekter Kandidat. Eine langfristige Perspektive für Kevin Magnussen oder Jolyon Palmer sieht hingegen kaum jemand.