• 22.10.2005 14:12

Howett: "Wir müssen nächstes Jahr gewinnen"

Toyota-Teampräsident John Howett analysiert die Saison 2005 und kündigt für 2006 den längst überfälligen ersten Toyota-Sieg an

(Motorsport-Total.com) - Frage: "John, war der vierte Platz in der Konstrukteurs-WM in etwa das, was ihr euch erwartet habt?"
John Howett: "Als Team können wir mit den Resultaten dieser Saison extrem zufrieden sein. Drei oder vier Rennen vor Schluss dachten wir, dass Platz drei in der Konstrukteurs-WM möglich sein würde, aber wir sollten den vierten Platz deswegen nicht schmälern. Wir sammelten zwölf Punkte weniger als Ferrari, aber wir waren ja in Indy nicht am Start, wo Ferrari 18 Punkte gesammelt hat."

Titel-Bild zur News: John Howett

Howett gibt den ersten Sieg als klares Toyota-Ziel für kommende Saison aus

"Und dann gab es da noch Spa, wo wir eine falsche Strategie gewählt haben. Wir wurden in Belgien einfach ein bisschen zu gierig nach dem Sieg, aber dieser Hunger ist auch eine positive Sache. Wir haben einfach ein bisschen zu früh auf Trockenreifen gewechselt - und dafür mussten wir zahlen. Aber wir bedauern nichts. Es war eine gute Saison."#w1#

Toyota hat sich 2005 in allen Bereichen gesteigert

Frage: "In welchem Bereich hat das Team die größten Fortschritte gemacht?"
Howett: "Wir haben uns in jedem Bereich verbessert. Wir fahren bessere Rennen, das Auto ist besser und wir haben das Auto während der Saison ständig mit neuen Teilen ausgestattet. Der Motor war stark und wir haben gleichzeitig den neuen V8 weiterentwickelt, was für die Motorenabteilung eine große Herausforderung war. Aber jeder einzelne Bereich unserer Organisation entwickelt sich stetig weiter."

Frage: "Wie schätzt du die Performances der Fahrer ein?"
Howett: "Ich denke, dass wir ein sehr starkes Fahrerteam haben. Ralf (Schumacher; Anm. d. Red.) und Jarno (Trulli; Anm. d. Red.) sind potenzielle Siegfahrer, und Jarnos Leistungen im Qualifying sind wahrscheinlich die besten im Feld. Also haben wir zwei Fahrer, die ihre Qualitäten schon unter Beweis gestellt haben, und dann haben wir auch noch Ricardo Zonta und Olivier Panis, die ebenfalls einen großartigen Job beim Testen und Weiterentwickeln machen und den Ingenieuren sehr gutes Feedback geben."

Frage: "Was waren die Höhe- und Tiefpunkte dieser Saison?"
Howett: "Der vierte Platz in der Weltmeisterschaft und die fünf Podestplätze sind sozusagen ein kollektives Hoch! Vor der Saison wären wir damit sehr zufrieden gewesen. Als Tiefpunkt würde ich nur die Politik bezeichnen. Wir haben uns zu sehr auf die Zukunft der Formel 1 konzentriert und dabei unser eigenes Team ein bisschen aus den Augen verloren. Das müssen wir nächstes Jahr besser hinbekommen."

Howett möchte Anleihen bei der NASCAR-Serie nehmen

Frage: "Wie schätzt du das Spektakel Formel 1 ein? Und wie würdest du es anders machen?"
Howett: "Wenn man Nachforschungen anstellt, dann ist die Formel 1 global gesehen noch immer eine der stärksten Sportarten. Die Leute stehen wirklich mit Leidenschaft dahinter, denn es ist die ultimative Kombination aus Mensch und Maschine. Ich denke, dass wir die Situation manchmal zu schlecht reden - und dabei auf die guten Seiten vergessen. Wir brauchen aber eine klare Vision für die nächsten vier oder fünf Jahre."

"Ich denke, dass wir die Situation manchmal zu schlecht reden - und dabei auf die guten Seiten vergessen." John Howett

"Vielleicht können wir uns bei der NASCAR-Serie in den USA etwas abschauen, denn dort gibt es eine Organisation, die sich darum kümmert, den Sport in einer einheitlichen und professionellen Art und Weise weiterzuentwickeln. Das fehlt im Moment einfach: eine klare Vision für die nächsten fünf bis zehn Jahre."

Frage: "Was ist Toyotas Ziel für nächstes Jahr? Reicht es, den vierten Platz zu verbessern, oder müsst ihr Rennen gewinnen?"
Howett: "Wir müssen nächstes Jahr gewinnen. Darum existiert schließlich dieses Team. Mit den V8-Motoren gibt es nächstes Jahr einige einschneidende Änderungen, aber auch die Chassisseite wird sehr wichtig werden. Resultate sind schwer vorherzusagen, also wäre es unsinnig, zu optimistisch zu sein, aber wir sind ein Formel-1-Team und haben nur ein Ziel: zu siegen. Es kann keine Entschuldigungen geben. Wir müssen härter und noch härter arbeiten, um das zu schaffen. Darum haben wir auch den TF105B zu den letzten zwei Rennen gebracht."