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  • 22.10.2005 12:13

Trulli: "Würde mir neun von zehn Punkten geben!"

Jarno Trulli im Interview über seine erste volle Saison bei Toyota, mit der er trotz einiger verpasster Gelegenheiten mehr als zufrieden ist

(Motorsport-Total.com) - Mit 43 Punkten hatte Jarno Trulli als WM-Siebenter unterm Strich zwar um zwei Zähler weniger auf dem Konto als sein Teamkollege Ralf Schumacher, doch er war es, der Toyota zum ersten Podium in der Teamgeschichte verholfen hat. Erst gegen Saisonende kam so etwas wie ein kleiner Einbruch, doch insgesamt zeigte sich der 31-Jährige mit dem Jahr 2005 mehr als zufrieden.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Gleich beim zweiten Saisonrennen stand Jarno Trulli erstmals auf dem Podium

Frage: "Jarno, wie schätzt du deine erste volle Saison bei Toyota mit etwas Abstand betrachtet ein?"
Jarno Trulli: "Ich würde mir selbst neun von zehn möglichen Punkten geben! Ich denke, dass ich gute Rennen und Qualifyings gefahren bin und immer das Maximum aus dem Auto herausgeholt habe."#w1#

Drei oder vier Podestplätze mehr wären möglich gewesen

Frage: "Was wäre für die Maximalpunktzahl nötig gewesen?"
Trulli: "Der letzte Teil der Saison war nicht so gut, und auch Mitte des Jahres hatte ich einige Probleme, als wir drei oder vier mögliche Podestplätze verloren haben. Wenn ich diese Podestplätze erreicht hätte, könnte ich mir eine 9,9 geben. Zehn Punkte gibt es nur für den WM-Titel!"

Frage: "Wurdest du von Toyota positiv überrascht?"
Trulli: "Der Wechsel in dieses Team war das Beste, was ich in meinem Leben gemacht habe. Ich habe neue Leute mit viel Einsatzbereitschaft vorgefunden, die hart arbeiten und diesen Sport wirklich leidenschaftlich betreiben. Ich hätte mir von diesem Team nie ein so hohes Profil und so gute Leistungen vom Auto erwartet. Das gilt auch für die Einstellung."

"Als wir die Saison so gut begonnen haben, kam mir der Gedanke, dass wir alle wegblasen würden, wenn wir nur einmal unser Potenzial voll entfalten. Leider spielt die Erfahrung in der Formel 1 aber eine große Rolle. Die Ressourcen sind da, aber das Team ist noch jung. Wir müssen erst noch lernen, die Ressourcen optimal auszuschöpfen. Mitte der Saison konnten die anderen Teams aufholen. Das Saisonende war schwierig, würde ich sagen, aber es war dennoch immer möglich, im Qualifying unter die besten Fünf zu fahren. Das war extrem gut. Davon hätte ich vor Saisonbeginn nicht einmal zu träumen gewagt!"

Hätte Trulli am Nürburgring sogar gewinnen können?

Frage: "Was waren die größten Probleme, die ihr zu bewältigen hattet?"
Trulli: "Es gab keine gravierenden Probleme, um ehrlich zu sein. Das Team war neu, aber wir haben uns schnell zusammengefunden. Das Auto war okay, nur hat uns in einigen Rennen einfach das nötige Glück gefehlt. Spa war eine große Enttäuschung, dann das Bremsproblem in Kanada sieben Runden vor Schluss, als ein Podium in Griffnähe lag, am Nürburgring hätte ich ohne das Problem beim Starten des Autos um den Sieg mitfahren können - und auch in Monaco wäre ein Podium drin gewesen."

Frage: "Was war deiner Meinung nach dein bestes Rennen?"
Trulli: "Schwer zu sagen. Wenn man auf das Podium fährt, ist es natürlich ein gutes Rennen, aber ich hatte so viele gute Rennen, dass es schwierig ist, ein bestes herauszupicken. In Barcelona hatte ich ein sehr gutes Rennen, in Spa lief es sehr, sehr gut, und Malaysia und Bahrain waren da ja auch noch. Nürburgring und Kanada hätten sehr gut werden können. Das Problem ist, dass die Leute auf die Resultate schauen, aber wir Fahrer müssen die Rennen analysieren. Das Resultat ist schließlich nur eine Zahl."

"Das Problem ist, dass die Leute auf die Resultate schauen, aber wir Fahrer müssen die Rennen analysieren. Das Resultat ist schließlich nur eine Zahl." Jarno Trulli

Frage: "Wo kann sich Toyota noch verbessern? Hapert es nur an der Erfahrung?"
Trulli: "Ich denke, dass das Team in der Forschung und Entwicklung sehr gut war, aber man kann immer noch härter arbeiten und noch schneller reagieren. Aerodynamisch können wir uns ebenfalls steigern. Es ist entscheidend, dass die Reaktionszeiten während der Saison immer schneller werden, denn es ist zwar wichtig, zu Saisonbeginn ein gutes Auto hinzustellen, aber es ist ebenso wichtig, eine starke Weiterentwicklung während der Saison beizubehalten, wenn man Weltmeister werden will."

Trulli fühlt sich von Toyota verstanden und respektiert

Frage: "Nach Japan hast du aber die neuen Teile für China gelobt, nicht wahr?"
Trulli: "Absolut. Das war großartig, ich schätze das sehr. Als Fahrer fühlt man sich gut, wenn einem das Team zuhört und in nur zwei Tagen reagiert. Sie hätten nicht mehr als das tun können, und das ist genau diese Mentalität, die ich mir wünsche und die ich schätze."

Frage: "Warum bist du eigentlich im Qualifying so schnell? Hast du ein instinktives Gefühl für das Gripniveau?"
Trulli: "Ich weiß es nicht! Ich denke, das Auto ist im Qualifying extrem schnell, aber ich glaube auch, dass ich im Qualifying manchmal ein bisschen mehr herausholen kann, weil ich mit neuen Reifen besser zurechtkomme. Es sind nur kleine Dinge - und vielleicht sind es nur so gefühlvolle Fahrer wie ich, die mit dem Auto so schnell ans Limit gehen können. Ich fühle mich ganz normal, wenn ich fahre, glaube nicht, dass ich irgendetwas anders mache, aber es sieht so aus, als sei ich doch ein bisschen besser."