Horner und Domenicali: In WM kann noch "alles passieren"
Christian Horner und Stefano Domenicali trauen sich im Titelkampf keine Prognose zu und sind bemüht, den enormen Druck etwas zu lindern
(Motorsport-Total.com) - Der WM-Kampf 2012 ist ein Duell der Gegensätze: auf der einen Seite das Team mit der größten Tradition in der Formel 1, auf der anderen Seite ein Rennstall, der im Besitz eines branchenfremden Energy-Drink-Konzerns steht und erst 2005 entstand. Auch die Piloten unterscheiden sich enorm: Sebastian Vettel gilt als perfekter Qualifyer, der sich voll auf sich selbst konzentriert, während Fernando Alonso als enorm anpassungsfähig gilt, im Rennen seine Stärke hat und immer wieder versucht, seinen Rivalen mit Psychotricks aus dem Konzept zu bringen.

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Duell der Teamchefs: Stefano Domenicali und Christian Horner Zoom
Doch wie sehen die Teamchefs die Ausgangslage zwei Rennen vor Schluss? Beiden ist bewusst, dass eine Prognose unmöglich ist, obwohl Vettel zehn WM-Punkte Vorsprung hat und die Dynamik ganz klar für den Deutschen, der Alonso die Führung abgeknöpft hat, spricht. "Natürlich wissen wir, dass die Situation schwierig ist, denn wir sind hinten", sagt Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali.
Domenicali: 2007 im Hinterkopf?
Ans Aufgeben denkt er aber nicht: "Wie ich zu meinen Leuten gesagt habe, haben wir nichts zu verlieren. Wir werden die bestmögliche Arbeit leisten, und am Ende werden wir sehen, wo wir landen. Wir wissen, dass wir gegen einen sehr starken Sebastian in einem fantastischen Auto kämpfen. Wir müssen sicherstellen, dass wir Fernando mit dem bestmöglichen Auto ausstatten und an der Strecke die bestmögliche Arbeit leisten."
Domenicali schließt auch ein verrücktes Titelfinale mit einer überraschenden Wendung nicht aus, schließlich war er Zeuge, als Kimi Räikkönen 2007 den beiden McLaren-Piloten im Titelkampf wider Erwarten einen Strich durch die Rechnung machte: "Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass alles passieren kann. Daher müssen wir bis zum Ende daran glauben. Wie wir immer gesagt haben, wird am Ende abgerechnet."
Horner schreibt Ferrari nicht ab
Red-Bull-Teamchef Christian Horner will verhindern, dass sich sein Team aufgrund der enormen Bedeutung der letzten zwei Rennen zu viel Druck auferlegt: "Unsere Herangehensweise ist es, dieses Rennen wie jedes andere zu behandeln. Wir sind hierhergekommen, um das Beste aus diesem Wochenende zu machen. Wir holen einfach als Team das Maximum heraus, und hoffentlich entwickelt sich die Weltmeisterschaft dann für uns günstig."
Horner lobt seinen Schützling und seine Truppe: "Wir haben hart gearbeitet, um uns in der Konstrukteurs-WM in eine gute Lage zu bringen, und Sebastian hat natürlich tolle Arbeit geleistet, um nach der Sommerpause wieder ins Titelrennen einzugreifen, schließlich lagen wir fast 40 Punkte hinter Fernando."
Dennoch will sich Horner nicht in Sicherheit wiegen: "In der Fahrer-WM sind immer noch 50 Punkte verfügbar, daher darf man sich auf nichts verlassen. Wir haben ja gesehen, wie schnell sich die Dinge ändern können. Wir wissen, dass Fernando ein beeindruckender Konkurrent ist - das gilt auch für Ferrari als Team. Wir müssen uns jetzt einfach auf uns konzentrieren und versuchen, das Beste aus unserem Paket an diesem Wochenende herauszuholen."

