Horner über Vettel: "Sein Selbstvertrauen ist sehr groß"

Der WM-Titel hat viel Druck von Sebastian Vettels Schultern genommen - Trotzdem geht Christian Horner in Sepang nicht von einer Spazierfahrt zum Sieg aus

(Motorsport-Total.com) - Red Bull ist perfekt in die neue Saison gestartet. Sebastian Vettel ist in Melbourne auf die Pole-Position gefahren und hat das Rennen souverän dominiert und gewonnen. Der Deutsche und das Team haben nahtlos dort angeknüpft, wo sie im vergangenen November aufgehört haben: an der Spitze. Für das Rennen in Malaysia gilt der Weltmeister wieder als Favorit.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel, Christian Horner (Teamchef)

Christian Horner und Sebastian Vettel sind ein Erfolgsgespann in der Formel 1

Laut Teamchef Christian Horner hat Vettel über den Winter einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung gemacht. "Sebastian hat vor der aktuellen Saison nur rund 60 Rennen bestritten und zehn davon gewonnen. Er ist der jüngste Weltmeister der Geschichte. Er ist in Melbourne genau mit diesem kleinen Extra aufgetaucht. Er hatte den Titel gewonnen und trägt nun die Nummer eins auf dem Auto."

"Sein Selbstvertrauen war vor dem Rennen sehr, sehr groß. Er hatte einen tollen Winter, die Tests sind gut verlaufen. Es waren praktisch die besten Wintertests, die wir je hatten", wird Horner von 'Autosport' zitiert. "Er ist einfach in toller Form. Er war in Melbourne sehr konzentriert, aber gleichzeitig kann man sehr leicht mit ihm arbeiten. Es gibt kaum Ablenkung. Das erinnert an das Saisonende 2010."

Eine alte Weisheit in der Formel 1 lautet, dass der erste WM-Titel am schwierigsten zu gewinnen ist. Hat man einen Titel in der Tasche, dann weiß man, wie es funktioniert und tut sich leichter. "In ihm hatte sich folgende Erwartungshaltung aufgebaut: 'Ich muss den Titel in diesem Jahr gewinnen.' Ich muss in diesem Jahr gewinnen.' Diesen Druck ist er losgeworden."


Fotos: Red-Bull-Showrun in Kuala Lumpur


"Er hat den Titel in seinem Lebenslauf stehen und den kann ihm niemand mehr wegnehmen. Aber natürlich setzt er sich unter Druck, um wieder zu gewinnen." Im vergangenen Jahr konnte Mark Webber zeitweise mit Vettel mithalten und war bei einigen Rennen auch deutlich schneller.

Probleme an Webbers Auto

Ausgerechnet beim Heimrennen in Australien war Webber weit weg vom Tempo seines Teamkollegen. Was waren die Gründe für den Abstand? "Wir können das nur teilweise erklären", sagt Horner. "Hoffentlich sind sie in Sepang wieder näher beisammen."

"Melbourne war nie eine gute Strecke für Mark. Er konnte sein bisher bestes Resultat mit Rang fünf einstellen. Es war ein schwieriges Wochenende und ein kompliziertes Rennen für ihn. Hoffentlich zeigt er in Malaysia wieder seine normale Form. Aus irgendwelchen Gründen war der Reifenverschleiß bei Mark viel höher als bei Sebastian. Ich glaube, wir verstehen das und können ihm in Sepang besser helfen."

"Nach dem Rennen haben wir an Marks Auto ein paar Dinge bei der Abstimmung gefunden, die ihm sicher nicht geholfen haben. All diese Elemente wurden für Malaysia geändert. Es gab kein Detail, dem wir eindeutig die Schuld geben konnten. Es gab Elemente, die nicht richtig waren. Der Abstand unserer beiden Piloten war das ganze Wochenende überdurchschnittlich groß. Die falschen Dinge haben sicher dazu beigetragen.

Vor dem Qualifying in Australien passierte in der Red-Bull-Box ein Missgeschick. Ein Fan lehnte sich für ein Foto gegen den Wagen des Australiers und beschädigte die Verkleidung der Airbox. Das Team hatte nur ein Ersatzteil und schaffte den Umbau gerade noch vor der Qualifikation. Horner sagte bei einem Besuch in Silverstone, dass er davon nichts wusste.

¿pbvin|512|3563||0|1pb¿In Australien haben die neuen Pirelli-Reifen besser als im Vorfeld vermutet funktioniert. Mit exakt den gleichen Mischungen wird auch in Malaysia gefahren. "Dort sind die Temperaturen deutlich höher. Wer weiß? Vielleicht fahren wir auch nur auf den Regenreifen statt den Slicks", blickt Horner voraus.

KERS-Entscheidung am Freitag

Technisch gesehen steht bei Red Bull noch die Frage im Raum, ob man beim zweiten Rennen auf das Energierückgewinnungs-System KERS wieder verzichtet, oder es einsetzt. Die Entscheidung wird nach den beiden Freien Trainings am Freitag fallen. "Vom Start bis zur ersten Kurve ist es eine der längsten Abschnitte im Kalender. Es ist dort sicher wichtig."

"Wir werden es am Freitag testen und am Abend entscheiden, ob wir es verwenden. Wenn man sich die Starts von Sebastian und Mark in Australien ansieht, dann haben sie es wohl dort nicht gebraucht. Man darf sich aber nie auf etwas verlassen. Man muss angreifen. Wenn es zuverlässig ist, wollen wir das System so bald wie möglich im Auto haben."

Bei den Buchmachern gilt Red Bull in Sepang als Favorit. Erwartet Horner wieder eine Spazierfahrt zum Sieg? "Nein! Ich bin mir sicher, dass wir uns mit dem Wetter und anderen Faktoren auseinandersetzen müssen."