• 15.07.2010 14:46

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Horner dankbar für kostensenkende Maßnahmen

Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist ein Freund des Sparkurses in der Formel 1, regt aber eine neue Diskussion über das RRA an

(Motorsport-Total.com) - Mit einem geschätzten Jahresbudget von 150 Millionen Euro und 550 Mitarbeitern ist Red Bull inzwischen das viertgrößte Formel-1-Team nach Ferrari, McLaren und Mercedes. Trotzdem befürwortet Teamchef Christian Horner die kostensenkenden Maßnahmen in der Königsklasse, denn ohne die wäre seinem Rennstall der Durchbruch möglicherweise verwehrt geblieben.

Titel-Bild zur News: Christian Horner und Bernie Ecclestone

Christian Horner im Gespräch mit Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone

"Ich finde, dass wir gerade auf dem besten Weg sind, die Budgets wieder unter Kontrolle zu bekommen", sagt Horner. "Ein Team wie Red Bull hätte bei unbegrenzten Ausgaben nie so konkurrenzfähig sein können, wie wir es heute sind. Durch das Reglement können wir es nun aber auch mit Ferrari, McLaren und Mercedes aufnehmen. Die kleinen Teams sehen die Spitze daher als erreichbares Ziel - schwer erreichbar zwar, aber erreichbar."#w1#

Totale Angleichung ist unmöglich

Als der damalige FIA-Präsident Max Mosley die Kostendiskussion angestoßen hat, war ihm klar, dass die Topteams immer ihr ganzes Geld ausgeben werden. Der Witz liegt aber darin, dass man auch mit weniger Geld konkurrenzfähig sein sollte. Horner: "Man wird die Spitze nie auf das Niveau der Nachzügler herunterbringen. Wenn Hersteller einsteigen, werden Budgets, die zuvor nur verantwortungsbewusst aufgestockt wurden, auf einmal unleistbar."

Mit der von der Teamvereinigung FOTA initiierten Vereinbarung zur Ressourcenbeschränkung (Resource-Restriction-Agreement oder kurz RRA) wird das Sparen in der Formel 1 formell geregelt. Das RRA sieht einen finanziellen Schlüssel vor, an den sich alle Teams halten müssen. So darf zum Beispiel ein Team mehr eigene Mitarbeiter haben, das weniger von externen Firmen zukauft. Generell sollen die Ausgaben so auf das Niveau der frühen 1990er-Jahre gebracht werden.

¿pbvin|512|2913||0|1pb¿Allerdings wurden in den vergangenen Wochen Rufe laut, dass man das RRA vielleicht auflockern sollte, schließlich zieht die Wirtschaft nach der weltweiten Krise doch wieder leicht an. Vor allem Punkte wie das Testverbot während der Saison werden nicht mehr von allen als richtig empfunden. "Wir müssen uns das sorgfältig ansehen, denn es wurden sehr aggressive Schritte unternommen, die zu erheblichen Kosteneinsparungen geführt haben", erklärt Horner.

"Die Motoren wurden zum Beispiel auf ein leistbares Niveau gebracht, das Testverbot während der Saison bringt ebenfalls massive Einsparungen mit sich, genau wie die Beschränkung des Personals an der Strecke", sagt er und regt eine besonnen geführte Diskussion an: "Ich glaube, wir müssen vorsichtig sein, denn die Weichen wurden vor zwölf Monaten sehr aggressiv gestellt, aber diese Weichen sind nur bis 2012 fixiert."

Muss das RRA überarbeitet werden?

Horner warnt vor Schnellschüssen und wünscht sich stattdessen ein "langfristiges und realistisches" RRA, "sonst finden Teams mit großen Budgets halt andere Möglichkeiten, das Geld auszugeben - sei es für Fahrer oder für kreative Möglichkeiten, das Reglement zu umschiffen. Aber es wird viel gute Arbeit erledigt, um die Kosten wirklich unter Kontrolle zu bekommen." Übrigens vor allem auf FOTA-Ebene.


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


Die Teamvereinigung hat 2009 mit dem neuen Concorde-Agreement ihr primäres Ziel erreicht und existiert immer noch. Das ist Bernie Ecclestone ein Dorn im Auge: "Bernie war vom ersten Tag an kein Freund der FOTA", weiß Horner. "Wenn es ein gemeinsames Ziel wie zum Beispiel ein neues Concorde-Agreement gibt, dann kann die FOTA sehr effektiv sein, aber klar ist, dass die FIA die Sporthoheit ist und die FOM der Inhaber der kommerziellen Rechte."

Dennoch stellt er die Teamvereinigung nicht grundsätzlich in Frage, denn: "Ich finde, die FOTA hat gute Dinge erreicht, einige Maßnahmen zur Kostensenkung. In anderen Bereichen war sie weniger effektiv, aber vor zwölf Monaten hat die FOTA eine große Rolle darin gespielt, eine Verlängerung des Concorde-Agreements zu erreichen. Die Zeit wird zeigen, was sie in Zukunft beitragen kann", so der Red-Bull-Teamchef.