Honda und Toyota von Briatore-Alleingang überrascht

Dass Flavio Briatore als einziger 'GPMA'-Teamchef an einem FIA-Meeting teilgenommen hat, stößt bei Honda und Toyota auf Verwunderung

(Motorsport-Total.com) - Vergangene Woche nahm Flavio Briatore gemeinsam mit Vertretern von Ferrari und Cosworth an einem FIA-Treffen in Maranello teil, bei dem die Idee, die Motorenentwicklung zwischen 2008 und 2012 einzufrieren, in Abwesenheit der übrigen Automobilhersteller feingeschliffen wurde. Dies kam insofern überraschend, als Renault an und für sich eines von fünf 'GPMA'-Mitgliedern ist.

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Flavio Briatore verhält sich derzeit der 'GPMA' gegenüber nicht allzu loyal

Zwar ist seit längerem bekannt, dass Briatore der Achse Ecclestone/Mosley schon fast näher steht als seinen Weggefährten BMW, DaimlerChrysler, Honda und Toyota, doch dass er so öffentlich aus der 'GPMA' ausbricht, sorgte hinter den Kulissen doch für Unmut. Angeblicher Hintergrund: Der Italiener soll planen, sein Team nach dem möglichen Renault-Rückzug in Eigenregie weiterzuführen, weshalb er an Kostensenkungen interessiert ist.#w1#

Howett nicht begeistert von Briatores Alleingang

Toyota-Teampräsident John Howett zeigte sich jedenfalls "überrascht" über den Alleingang seines Kollegen, "aber in der Formel 1 sollte einen eigentlich nichts mehr überraschen. Niemand hält jemanden davon ab, an solchen Diskussionen teilzunehmen, aber wir müssen herausfinden, was Renaults Standpunkt dabei war. Prinzipiell ist jedoch jedes 'GPMA'-Mitglied dazu berechtigt, auf eigene Faust in Gespräche einzutreten. Das respektieren wir", so der Brite gegenüber 'SpeedTV.com'.

Seiner Meinung nach solle man Renault nicht vorverurteilen, denn obwohl die nach dem Meeting von der FIA herausgegebene Pressemitteilung recht radikale Vorschläge enthielt, habe Briatore wohl auch die Interessen der 'GPMA' vertreten - zumindest offiziell. Hinter vorgehaltener Hand wird freilich gemunkelt, dass sich der Weltmeistermacher von Michael Schumacher und Fernando Alonso mit dieser Aktion in Herstellerkreisen keine neuen Freunde gemacht hat.

"Diese Sache war eine totale Überraschung", kritisierte auch Honda-Teamchef Nick Fry. "Darüber müssen wir uns noch unterhalten. Uns geht es nicht so sehr um die genauen Details, sondern um den Prozess an sich. Es könnte die Dinge verkomplizieren, wenn ein 'GPMA'-Vertreter bei Ferrari mit der FIA spricht. Da kommt es gar nicht drauf an, ob es nun im Detail richtig oder falsch war. Es geht mehr um den Prozess, einen angemessenen Dialog in die Wege zu leiten."

'GPMA' ist klar gegen das geplante Motorenreglement

John Howett

John Howett findet, dass die 'GPMA' weiterhin Einigkeit demonstrieren sollte Zoom

Obendrein sind die Hersteller auch alles andere als glücklich mit der Idee, die Motorenentwicklung überhaupt einzufrieren: "Wir bei Toyota und die 'GPMA' wollen nicht, dass es dazu kommt", stellte Howett klar. Allerdings sehe man das Thema inzwischen etwas gelassener, weil für Änderungen der bestehenden FIA-Regelvorschläge für 2008 inzwischen nur noch eine einfache Mehrheit notwendig ist, während früher eine einzige Gegenstimme eines Teams alles blockieren konnte.

"Mit ein oder zwei Ausnahmen", sprach er Renault an, "herrscht innerhalb der 'GPMA' Einigkeit, was wir erreichen wollen und wo wir kompromissbereit sind. Beim letzten Meeting gab es nur zwei oder drei Dinge, in denen wir uns noch nicht einig waren. Die FIA hat sich bereiterklärt, mit den Teams, die für 2008 genannt haben, ihre Regeln zu diskutieren, daher war es notwendig, dem nachzukommen. Die kommerziellen und regeltechnischen Verhandlungen sind aber voneinander unabhängig."

Teams wollen nun mit der FIA an den Regeln arbeiten

"Der nächste Schritt", fügte Howetts Kollege Fry an, "ist die genaue Definition der neuen Regeln in Zusammenarbeit mit der FIA. Bis Juni soll das geschehen, und wir wollen Teil dieses Prozesses sein. Ich denke, dass auf beiden Seiten die Hausaufgaben gemacht werden müssen: Die kommerziellen Arrangements sind noch nicht abgeschlossen, aber wir müssen parallel dazu auch an den Regeln arbeiten. Hoffentlich können wir das in den nächsten Monaten erledigen."

Gegen das geplante Einfrieren der Motorenentwicklung sprach sich übrigens auch er deutlich aus: "Wir bei Honda sind motorenseitig momentan ziemlich gut aufgestellt, aber die anderen Teams, die nicht in dieser angenehmen Situation sind, würden dann vermutlich fünf Jahre lang hinterherfahren, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Das ist nicht im Interesse des Sports", meinte der Honda-Teamchef abschließend.