• 24.06.2006 10:26

  • von Marco Helgert

Honda: "Nur ein Verrückter macht so weiter"

Veränderungen in der Teamführung bei Honda seien unabdingbar gewesen - Fahrer stehen hinter den Entscheidungen des Rennstalls

(Motorsport-Total.com) - Hondas Neuordnung des Formel-1-Teams Anfang der Woche kam nicht wirklich überraschend, immerhin blieben die Leistungen gerade in den vergangenen Rennen diskret. Doch dass ausgerechnet Geoff Willis, jener Mann, dessen RA106 zu Beginn der Saison durchaus überzeugen konnte, entmachtet wurde, überraschte viele.

Titel-Bild zur News: Nick Fry

Nick Fry rechtfertigte die Umstellungen als absolut notwendig

Hinter dem Plan stehe jedoch nicht unmittelbar eine Kritik an der Arbeit von Willis. "Die Formel 1 hat sich verändert", so Teamchef Nick Fry. Man könne eine Organisation mit nur wenigen an der Spitze nicht mehr betreiben. "Nun sind 500 Leute da, die viel machen. Man benötigt eine flache Struktur." Die Verflachung kostete Willis jedoch seinen Posten, doch das Vorhaben sei der richtige Weg.#w1#

Neue Motivation bei Honda

"Egal ob Fahrer oder Teammitglied, sie tendieren dazu, ein bisschen pragmatisch zu sein", so Fry. Eine Veränderung im Team habe stattfinden müssen. "Wir haben nicht auf dem Niveau agiert, wie wir es gehofft hatten. Nur ein Verrückter macht so weiter wie bisher. Also haben wir etwas geändert." Trotz der Verwunderung wurden die Maßnahmen auch positiv aufgenommen.

"Die Leute scheinen sehr positiv darauf reagiert zu haben, da wir etwas ändern. Wir versuchen, die Dinge etwas anders anzugehen und wollen schauen, wie das funktioniert", fuhr er fort. Dabei ist die Struktur nun doch nicht so flach geworden, wie es geplant war. Denn der beförderte Shuhei Nakamoto arbeitet nun nicht mit Geoff Willis, sondern offenbar doch anstatt des Engländers. Im Hintergrund aber, unbeachtet von den Medien, gibt es weitere Veränderungen.

Eines aber schloss Fry aus: Ein neuer, bekannter Technischer Direktor wird nicht anheuern. Gerüchte über Mike Gascoyne - gerade von Toyota vor die Tür gesetzt - sollen frühzeitig unterbunden werden. "Das ist gar nicht unser Plan", erklärte er. "Der Grundgedanke hinter diesen Veränderungen ist ja, die Last auf mehr Leute zu verteilen. Wir wollen keinen Flaschenhals durch einen hoch bezahlten Technischen Direktor schaffen."

Button und Barrichello blicken nur nach vorn

Die Überraschung war jedoch auch bei den Honda-Piloten groß, letztlich aber stellten sie sich demonstrativ hinter die Entscheidungen. "Niemand im Werk ist niedergeschlagen oder gibt auf", so Button. "Sie geben weiter alles, weil sie wissen, was sie in Zukunft erreichen werden. Das passiert leider nicht so schnell wie erwartet. Die Moral im Team aber ist gut. Nur weil wir nicht die erhofften Ergebnisse eingefahren haben, hören die Jungs nicht einfach auf, hart zu arbeiten."

"Für mich kam das sehr überraschend", erklärte Rubens Barrichello, der sich eben erst bei Honda eingelebt hat und nun die erste große Umstellung erlebt. "Ich kann dazu wenig sagen, ich kenne das Team ja auch erst seit sechs Monaten. Aber das Team weiß schon, was es tut. Ich komme mit Geoff wirklich gut aus, aber die Kommentare hierzu sollte das Team abgeben."

Auch der Brasilianer forderte weiteren Pragmatismus. "Wir müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben und sehr viel arbeiten", forderte er. "Das Team verdient es dank der Arbeit, bald zu gewinnen. Ich denke, das Team ist überzeugt, dass es eine gute Entscheidung ist, also werde ich das annehmen. Zudem kommt Honda ja aus Japan und ich denke, dass Nakamoto sehr viel Erfahrung hat. Und mit ihm komme ich auch gut zurecht."