Honda mit vollem Testprogramm in Silverstone

Bei Honda jagte am Rande der Silverstone-Tests ein Meeting das nächste - Barrichello dank veränderter Bremsen mit einigen Fortschritten

(Motorsport-Total.com) - Der Honda RA106 ist auf eine einzelne Runde vielleicht sogar das schnellste Auto des Formel-1-Jahrgangs 2006, doch im Rennen können Jenson Button und Rubens Barrichello diese Pace noch nicht konstant genug abrufen. Genau auf diese Schwäche konzentrierte sich der japanische Werksrennstall nach einer Krisensitzung am Montag beim dreitägigen Test in Silverstone.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello findet sich im RA106 von Test zu Test immer besser zurecht

Heute gab Barrichello (71 Runden) als Zweiter mit nur 0,146 Sekunden Rückstand erstmals ein Lebenszeichen von sich, auch wenn seine persönliche Bestmarke nach eher bescheidenen Long-Runs ein einmaliger Ausreißer war. Teamchef Nick Fry zeigte sich dennoch optimistisch: "Das Material, aus dem seine Bremsen bestehen, ist jetzt ein bisschen anders. Das passt besser zu seinem Fahrstil", bestätigte der Brite.#w1#

Barrichellos Bremsen mit anderer Wirkungsweise

"Wir machen mit dem Setup Fortschritte." Rubens Barrichello

Die neuen Bremsen, die Barrichello gegenüber jenem Material, das Button und Testfahrer Anthony Davidson weiterhin verwenden, vorzieht, verfügen nicht über mehr oder weniger Bremsleistung, greifen aber anders und kommen dem ehemaligen Ferrari-Piloten daher entgegen: "Das Team arbeitete diese Woche extrem hart", lobte er, "und wir machen mit dem Setup Fortschritte. Außerdem legten wir an meinen beiden Tagen im Cockpit trotz einiger kleinerer Probleme viele Kilometer zurück."

Allerdings konnte er nicht nur für sich selbst arbeiten: "Heute verbrachten wir viel Zeit damit, verschiedene Setups auszuprobieren, und das Auto wurde am Ende des Tages um einiges besser", gab Barrichello zu Protokoll. "Wir müssen in diesem Bereich noch weiter arbeiten, aber ich bin ziemlich guter Dinge, dass wir nicht so schlecht aussehen. Für das bevorstehende Rennen am Nürburgring sind wir jedenfalls gut gerüstet."

Neben dem 33-Jährigen saß am Schlusstag Davidson (+ 1,183) im zweiten Auto, der mit stattlichen 143 Runden der fleißigste Fahrer des Tages war und somit wieder einmal die beeindruckende Zuverlässigkeit des RA106 unter Beweis stellte. Der Brite sprach anschließend von einer "produktiven" Testwoche, "in der wir viele Runden zurücklegen konnten - speziell heute. Die Zuverlässigkeit war gut, was ein gutes Zeichen für die nächsten Rennen ist."

Davidson klagte heute über eine mäßige Balance

"Es fiel mir nicht leicht, eine passende Balance für das Auto auszutüfteln." Anthony Davidson

"Ich konzentrierte mich heute auf Reifentests, indem ich verschiedene Konstruktionen und Gummimischungen für den britischen Grand Prix ausprobierte. Ich muss sagen, dass wir mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen recht glücklich sind", so Davidson. "Es fiel mir nicht leicht, eine passende Balance für das Auto auszutüfteln, aber wir werden jetzt in die Fabrik fahren, die Daten analysieren und zu verstehen versuchen, warum dem so war."

Button kam heute nicht mehr zum Einsatz, äußerte sich aber ebenfalls zufrieden: "Ich konzentrierte mich auf die Abstimmungsprobleme der letzten Rennen und auf Reifentests, um die Michelin-Pneus besser für unser Auto maßzuschneidern. Es war wahrscheinlich einer unserer besten Tests in diesem Jahr, vor allem an meinem zweiten Tag, als ich viel zum Fahren kam. Wir drehten auch viele Long-Runs. Am Nürburgring wird sich das bezahlt machen, denke ich", teilte der WM-Sechste mit.

Arbeiten an der Rennpace standen im Vordergrund

Rubens Barrichello, Gil de Ferran, Jock Clear und Jenson Button

Bei Honda wurde nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke gearbeitet... Zoom

Auch Chefingenieur Mark Ellis fand keinen Grund, an irgendetwas zu nörgeln: "Eine produktive Woche, in der es uns darum ging, unsere Rennpace zu steigern", sagte er. "Nur unsere Performance am Nürburgring kann zeigen, wie gut uns das gelungen ist, aber wir sind zuversichtlich, wieder Fortschritte gemacht zu haben. Außerdem komplettierten wir ein umfangreiches Reifenprogramm mit Michelin, um die Vorauswahl für Spanien und Großbritannien festzulegen."

Doch Honda arbeitete nicht nur am Chassis, sondern hauchte auch dem Motor einige zusätzliche PS für die Europasaison ein, wie der Leiter der Motorenabteilung, Shuhei Nakamoto, bestätigte: "Es war aus meiner Sicht eine produktive Testwoche mit einigen neuen Upgrades am Motor, die wir schon beim Grand Prix von Spanien planmäßig einführen möchten", gab der Japaner zufrieden zu Protokoll.

Übrigens jagte auch nach der Krisensitzung in der Fabrik am Rande der Tests ein Meeting das nächste, weshalb auch Fry und Sportchef Gil de Ferran anwesend waren. Die beiden unterhielten sich intensiv mit ihren Ingenieuren und zogen beizeiten auch Button zu Rate, der sich hinter den Kulissen immer mehr als treibende Kraft hinter den Entwicklungsarbeiten herauskristallisiert. Zufall waren diese Meetings nicht: Angeblich soll der Druck aus Japan stark zunehmen...