Honda krempelt Aerodynamikabteilung um
Unter Neuzugang Loïc Bigois wird Honda die Aerodynamikabteilung in drei Subdivisionen unterteilen, um endlich zum Erfolg zurückzufinden
(Motorsport-Total.com) - Jenson Buttons erster WM-Punkt der laufenden Saison beim gestrigen Grand Prix von Frankreich kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für Honda überhaupt nicht nach Plan läuft: Eigentlich wollten die Japaner 2007 Weltmeister werden, stattdessen hat man nach acht Rennen nur ein Viertel der Zähler des Kundenteams Super Aguri auf dem Konto - und von Siegen ist man meilenweit entfernt.

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Honda-Teamchef Nick Fry ist weiter auf der Suche nach Verstärkungen
Um mittelfristig wieder auf die Erfolgsspur zu wechseln, hat es sich Teamchef Nick Fry zur Hauptaufgabe gemacht, die Aerodynamikabteilung in Brackley zu stärken, weil es wohl doch ein Schuss in den Ofen war, den erfahrenen Konstrukteur Geoff Willis durch den japanischen Technokraten Shuhei Nakamoto zu ersetzen. Nun soll quasi eine Feuerwehrtruppe zusammengestellt werden, um die Brände des aktuellen RA107 rechtzeitig vor dem Design des RA108 zu löschen.#w1#
Fry setzt Vertrauen in Bigois
Dafür wurde von Williams Chefaerodynamiker Loïc Bigois verpflichtet, der allerdings noch nie ein Siegerauto gebaut hat und in der Branche keinen lupenreinen Ruf genießt. Aber: "Er konnte noch nicht zeigen, wozu er in der Lage ist, weil er bisher immer bei Teams mit sehr limitierten Budgets war", verteidigte Fry gegenüber 'autosport.com' seine Wahl. "Auszusortieren gilt es nur sein Einstiegsdatum, denn er ist momentan beurlaubt, also müssen wir mit Williams verhandeln."
Bigois soll in Brackley die Leitung der Aerodynamikabteilung übernehmen, die künftig aus drei Subdivisionen bestehen wird: Aerodynamikdesign, Windkanal und CFD. "Das ist sehr ähnlich dem, was BMW und Renault machen", gab Fry unumwunden zu. "Vor allem im CFD-Bereich haben wir große Investitionen getätigt. Die Aerodynamiker sind inzwischen eine richtig große Abteilung, da war es an der Zeit, das mal aufzusplitten."
Bislang war übrigens Mariano Alperin-Bruvera für die komplette Aerodynamik verantwortlich, allerdings war der Argentinier in den letzten Monaten hoffnungslos überlastet, weil er sich gleichzeitig um alle Aerodynamikbereiche kümmern musste, obwohl er schon mit administrativen Tätigkeiten alle Hände voll zu tun hatte. Immerhin arbeiten inzwischen mehr als 100 Leute in der Aerodynamikabteilung in der Honda-Fabrik.
Bigois und Alperin-Bruvera kennen sich schon
Spannungen zwischen Bigois und Alperin-Bruvera befürchtet Fry nicht: "Das Schöne ist, dass Mariano und Loïc schon bei Minardi zusammengearbeitet haben. Sie kennen sich also und kommen gut miteinander aus", hielt der Brite zufrieden fest. "Man muss Partnerschaften finden, die zusammenpassen. Hoffentlich schlagen wir mit der Wiederaufnahme einer früheren Partnerschaft der beiden den richtigen Weg ein."
Übrigens ist Bigois nicht der einzige Neuzugang bei Honda, denn schon vor einigen Wochen wurden mit John Owen vom BMW Sauber F1 Team, François Martinet von Williams und Peter Coysh von McLaren-Mercedes drei Ingenieure mit Schwerpunkt Aerodynamik zu Honda geholt. Unklar ist aber noch, wann all diese Verstärkungen ihren Dienst aufnehmen dürfen, weshalb die Maßnahmen für das 2008er-Auto fast schon zu spät kommen könnten.
Außerdem fischt Fry weiterhin eifrig im Ferrari-Becken: Einen fetten Köder für Ross Brawn hat der Honda-Teamchef schon vor Wochen ausgeworfen; außerdem heißt es Gerüchten zufolge, dass ihm Nigel Stepney ein paar geheime Handynummern von in Maranello stationierten Arbeitskollegen besorgt haben soll - möglicherweise mit ein Grund, warum Ferrari gegen den eigenen Chefmechaniker Anzeige erstattet hat...

