Honda-Erfolg darf keine drei Jahre mehr dauern

Teamchef Nick Fry hofft, dass Honda trotz der jüngsten Umstrukturierungen schon wesentlich früher als in drei Jahren Erfolge einfahren wird

(Motorsport-Total.com) - Nach den ersten zwei punktelosen Rennen der Saison herrscht bei Honda Krisenstimmung: Der Druck vom Vorstand in Japan wird schon fast unerträglich groß, der viel gepriesene neue Windkanal leidet an den ersten Kinderkrankheiten und die Resultate auf der Strecke werden nicht besser, sondern von Rennen zu Rennen schlechter.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Der Druck auf Honda wächst, weil der Vorstand in Japan ungeduldig wird

Also hat Teamchef Nick Fry auf Wunsch des Mutterkonzerns vergangene Woche seinen Vertrauten Geoff Willis zur Opferbank geführt, weil die Japaner sehen wollen, was ihr Landsmann Shuhei Nakamoto an dessen Stelle erreichen kann. Willis hätte zwar in einer zurückgestuften Position an Bord bleiben dürfen, wird nun aber wahrscheinlich seine alten Kontakte zu David Richards aufwärmen, der gerade an seinem eigenen Formel-1-Projekt bastelt.#w1#

Brawn sieht Honda-Erfolge frühestens in drei Jahren

"Jede technische Änderung braucht drei Jahre, ehe sie greift." Ross Brawn

Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn kündigte für Honda indes eine Dürreperiode an: "Jede technische Änderung braucht drei Jahre, ehe sie greift", übte er in Montréal leise Kritik am Rausschmiss von Willis, der in der Szene an und für sich hoch angesehen ist. "Im ersten Jahr muss man verstehen, was überhaupt vor sich geht, im zweiten Jahr kann man dann etwas verändern und im dritten sollte man die Resultate ernten."

Aber: "Dem stimme ich nicht unbedingt zu", konterte Fry. "Teams drehen sich heutzutage nicht nur um eine einzelne Person. Unter Geoff gibt es ein breites Ingenieursteam - nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Japan. Nakamoto ist schon seit sechs Jahren hier. Wenn wir jetzt noch einmal drei Jahre brauchen, dann wäre das ein echtes Problem!" Die ersten Verbesserungen kündigte er schon für das übernächste Rennen in Magny-Cours an.

Nakamoto, der eigentlich aus dem Motorradsport kommt und noch nie in Eigenregie den Bau eines Formel-1-Autos verantwortet hat, wird vorerst übrigens nicht zu den Rennen reisen, sondern in Brackley die grundlegenden technischen Probleme in Angriff nehmen. Zur Seite steht ihm dabei der argentinische Aerodynamiker Mariano Alperin-Bruvera, der den neuen Windkanal leitet, welcher allerdings Gerüchten zufolge noch nicht optimal funktionieren soll.

Fry erwartet keine sofortigen Zaubereien

"Wir rechnen nicht damit, dass sie einen Hasen aus dem Hut hervorzaubern können." Nick Fry

Fry ist sich dessen bewusst, dass mit Nakamoto und Alperin-Bruvera nicht ein plötzlicher Aufschwung gelingen wird: "Wir rechnen nicht damit, dass sie einen Hasen aus dem Hut hervorzaubern können", nahm er die Honda-Krise mit Humor. Dabei müsste ihm eigentlich zum Weinen zumute sein: Es ist kein Geheimnis, dass der 49-Jährige viel von Willis hält und diesen niemals vor die Tür gesetzt hätte, doch die Vorstände setzte sich im internen Kräftemessen durch.

Umso mehr fordert er jetzt noch mehr technische Unterstützung aus Japan: "Unser Getriebe ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie das gehen kann", wird Fry von der Fachzeitschrift 'Motorsport aktuell' zitiert. "Dieselbe Kooperation müssen wir nun auch beim Chassis und bei der Aerodynamik hinkriegen. Wir können neben unseren beiden Windkanälen in Großbritannien auch den von 'Dome' in Japan nutzen."

Abschließend räumte der Honda-Teamchef noch mit dem von Journalisten lancierten Vorwurf auf, er sei zu sehr mit den flexiblen Heckflügeln der Konkurrenz als mit den eigenen Problemen beschäftigt: "Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Wir arbeiten mit voller Kraft an unserem Auto, aber wir müssen sicherstellen, dass alle unter den gleichen Voraussetzungen antreten. Da müssen wir halt multitaskingfähig sein."