• 25.07.2010 13:53

Hockenheimring kriegt die Kurve

Der Hockenheimring schreibt "schwarze Null" dank rotem Bullen und silbernem Schumacher - Lob für Bernie Ecclestone

(Motorsport-Total.com/SID) - Der Hockenheimring hat die Kurve gekriegt:Drohte der Traditionskurs 2009 noch wegen Millionenverlusten von der Formel-1-Landkarte zu verschwinden, feierten am Sonntag rund 65.000 Zuschauer Sympathieträger Sebastian Vettel und Rückkehrer Michael Schumacher - und die beiden Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler und Karl-Josef Schmidt freuten sich über eine "schwarze Null".

Titel-Bild zur News: Karl-Josef Schmidt Hockenheim Geschäftsführer

Hockenheim-Geschäftsführer Karl-Josef Schmidt ist recht zufrieden

"Vor einem Jahr noch hätte ich keine Wette abgeschlossen, dass wir dieses Gespräch heute führen können", sagte Schmidt am Sonntag. Angesichts eines drohenden Defizits von sechs Millionen Euro wollte die 20.000-Einwohner-Stadt Hockenheim, die Schmidt schon einmal als "kleines gallisches Dorf" im Kampf gegen den Rest der Welt bezeichnete, aus der Formel 1 aussteigen.#w1#

Aber die "Gallier" gaben nicht auf. Sechsmal flogen Schmidt, Seiler und Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer im Vorjahr zu Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, der ihnen anders beispielsweise als das Land Baden-Württemberg entgegenkam. Der Brite bot einen neuen, günstigeren Vertrag bis 2018, er halbierte die Antrittsgage für seinen Formel-1-Zirkus auf jetzt angeblich 7 Millionen Euro und übernahm selbst einen Teil des finanziellen Risikos. "Er hat einen großen Anteil", sagte Schmidt.

Man habe gegenüber dem Rennen 2008 einen Ergebnissprung von sechs Millionen Euro gemacht und könne sagen, man habe die Kurve gekriegt, so Schmidt. Er betonte aber auch, dass Hockenheim nichts geschenkt worden sei: "Wir haben nicht alle Risiken abgenommen bekommen."

Zur Hilfe kamen Hockenheim zwei deutsche Stars. Schumachers Comeback löste kurz vor Weihnachten einen Run auf Tickets aus, der wegen der durchwachsenen Ergebnisse des Rekordweltmeisters schnell wieder abflaute. Dafür sprang Vettel in die Bresche: Der Nachwuchs-Schumi siegte und hat eine echte WM-Chance.

"Sicher hat auch der eine oder andere zum Erfolg beigetragen", sagte Seiler. Der Hockenheimring-Geschäftsführer verwies darauf, dass erstmals sogar sechs deutsche Fahrer zum Formel-1-Heimspiel antraten. Zudem sei in Form der Mercedes-Silberpfeile mit den Fahrern Schumacher und Nico Rosberg sogar eine Art deutsche Nationalmannschaft am Start gewesen.

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone will dem Nürburging nicht entgegen kommen Zoom

Zwar erreichte der Hockenheimring nicht ganz die erhoffte Zahl von 70.000 Fans, aber Seiler war dennoch zufrieden. "90 Prozent der verkauften Karten waren Wochenendtickets. Dadurch hatten wir auch am Samstag im Qualifying schon eine schöne Kulisse", sagte er.

Trotz der erfreulichen Entwicklung hat der Hockenheimring 2011 allerdings wieder Formel-1-Pause. In der vereinbarten Rotation wäre dann eigentlich der Nürburgring wieder an der Reihe. Doch in der Eifel droht angesichts des Finanzskandals rund um die Erweiterung des Rings, der bis in die höchsten Kreise der Landespolitik hineinspielt, möglicherweise der Rückzug.

Ecclestone deutete in der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung' bereits an, dass es kein ähnliches Entgegenkommen wie in Hockenheim geben werde. "Als sie den Vertrag unterschrieben, wussten sie, was sie taten", sagte Ecclestone. Könnte dann vielleicht Hockenheim für den einstigen Rivalen einspringen? "Wenn der Nürburgring nicht kann oder will und bei uns die gleichen vertraglichen Bedingungen gegeben wären, stünden wir bereit", sagt Seiler.