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Hitzinger: "Zufrieden mit der Einführung des Motors"
Cosworth-Entwicklungschef Alex Hitzinger im Interview mit 'F1Total.com' über das Debüt des neuen Motors und die Perspektiven für 2006
(Motorsport-Total.com) - In Indianapolis fuhren David Coulthard und Christian Klien erstmals in dieser Saison an einem Rennwochenende mit dem neuen Serie-12-Motor von Cosworth, der angeblich pro Runde um zwei bis drei Zehntelsekunden schneller ist als sein Vorgängermodell und bei einem Zuwachs von 700 Umdrehungen pro Minute 30 PS mehr leistet. Im Interview mit 'F1Total.com' sprach Cosworth-Entwicklungschef Alexander Hitzinger am Mittwochnachmittag über das Debüt des Triebwerks und über die Perspektiven des Unternehmens für kommende Saison.

© Cosworth
Alexander Hitzinger hat mit seinem Team 30 PS und 700 Touren gefunden
Frage: "Alex, eigentlich wollte ich mit dir über das Renndebüt eures neuen Serie-12-Motors sprechen, aber das hat ja wider Erwarten nicht stattgefunden. Vielleicht kannst du trotzdem nach dem ersten Rennwochenende des Motors eine erste Bilanz ziehen."
Alexander Hitzinger: "Wir sind sehr zufrieden mit der Einführung des Motors. Dass wir das erste Rennen nicht fahren konnten, darüber sind wir natürlich enttäuscht. Es wäre schön gewesen, bei der Einführung ein gutes Resultat zu bekommen. Das Team war aber sehr zufrieden, was man ja auch an den Pressemitteilungen gesehen hat."#w1#
"Das, was man verspricht, muss man auch erreichen"
"Wir haben vor vier Monaten etwas versprochen, und das, was man verspricht, muss man auch erreichen. Wir waren dabei recht ambitioniert und nicht konservativ. Wir haben also genau das geliefert, was wir versprochen haben, und das Team war darüber recht happy, denn es ist in der Formel 1 nicht unbedingt die Regel, dass man ein genaues Entwicklungsziel vorgibt und es auch erreicht. Es war ein sehr schwieriges Projekt, denn wir hatten nicht viel Zeit. Auf viele der Teile, die geändert werden mussten, waren lange Lieferzeiten. Das hat es uns sehr schwierig gemacht. Die Änderungen am Motor sind schon sehr umfangreich. Es haben sich viele Teile geändert, zum Beispiel die Gussteile und das Einlasssystem, weil sich eben die Drehzahl sehr stark erhöht hat. Auch die Leistung ist wesentlich höher, daher mussten wir den Motor komplett neu tunen und alle Teile den höheren Belastungen anpassen."
"Das Projekt war vom Zeitrahmen her sehr eng. Wir haben wie gesagt eine Vorgabe gemacht, was wir bezüglich Leistung und Drehzahl erreichen wollten, und das mussten wir im Prinzip auch erreichen. Wir standen unter einem gewissen Druck, die Leistungswerte zu erzielen. Im Grunde haben sehr viele Leute hier bei Cosworth sehr hart gearbeitet. Es ist eine Genugtuung und ein gutes Gefühl, dass wir das Ziel erreicht haben. Wir sind von daher zufrieden, aber wie gesagt: Es wäre schön gewesen, bei der Einführung ein gutes Resultat zu bekommen."
Frage: "Stimmen die Zahlen, dass ihr in etwa 30 PS und 700 Umdrehungen pro Minute zugelegt habt?"
Hitzinger: "Ja."
Motor bringt zwei bis drei Zehntelsekunden pro Runde
Frage: "Laut Fahreraussage macht das zwei bis drei Zehntelsekunden pro Runde aus. Kannst du das bestätigen?"
Hitzinger: "Ja."
Frage: "Wo bewegt ihr euch jetzt in Sachen PS und Drehzahl?"
Hitzinger: "Ich will keine genauen Zahlen nennen, aber wir sind im Qualifying ein schönes Stück über 900 PS und in der Gegend bei 19.000 Umdrehungen pro Minute."
Frage: "Ist der Serie-12-Motor in den Bereichen Gewicht und Fahrbarkeit auch ein Fortschritt oder habt ihr euch rein auf die Leistung konzentriert?"
Hitzinger: "Gewicht ist mehr oder weniger dasselbe wie vorher. Auch die Fahrbarkeit ist im Prinzip unverändert. Wir haben uns hauptsächlich auf einen Leistungszuwachs konzentriert."
Frage: "Habt ihr für diesen Motor weitere Entwicklungsschritte geplant?"
Hitzinger: "Wir wollen die Lebensdauer weiter verbessern. Das Projekt war auf einen sehr kurzen Zeitrahmen abgesetzt und hat uns nicht so viel Entwicklungszeit gelassen, wie wir eigentlich gerne gehabt hätten. Wir haben dieses Jahr eine sehr gute Zuverlässigkeitsquote, hatten noch keinen einzigen Motorschaden. Wir wollen natürlich so weitermachen, deshalb wollen wir uns nun darauf konzentrieren, mehr Sicherheitsreserven in den Motor einzupassen."
"Versuchen, immer das Beste für das Team zu tun"
Frage: "Red Bull hat euch zu Saisonbeginn Rosen für den Motor gestreut, dann haben sie euch zwischendurch verteufelt, jetzt streuen sie wieder Rosen. Wie wird das bei euch aufgenommen?"
Hitzinger: "Wir versuchen, immer das Beste für das Team zu tun. Das Team hat gewusst, dass wir hart an einer Leistungsverbesserung arbeiten. Ich denke, leistungsmäßig sind wir jetzt sehr gut dabei. Man kann sich jetzt darüber streiten, wo wir vorher gelegen sind, denn wir haben jetzt 30 PS mehr, aber wie gesagt: Ich glaube, wir sind im Vergleich zur Konkurrenz recht gut dabei. Wie viel diese zwei bis drei Zehntel pro Runde ausmachen und ob das Grund genug ist, jemanden zu verteufeln, dazu kann sich jeder selbst eine Meinung bilden."
Frage: "Minardi wird 2006 mit einem von der FIA regulierten V10-Motor an den Start gehen und nicht mit eurem neuen V8. Wisst ihr schon, wie die Restriktionen der FIA aussehen werden? Es geht dabei vordergründig um gedrosselte Drehzahl, nicht wahr?"
Hitzinger: "Das ist noch nicht genau definiert. Die Drehzahl ist aber schon jetzt im Reglement mit erwähnt. Wie genau das Reglement aber aussehen wird, ist noch in der Definitionsphase."
Frage: "Seit gut einer Stunde ist bekannt, dass BMW Sauber übernommen hat, was dazu führen könnte, dass sich WilliamsF1 nach einem neuen Motorenpartner umsehen wird..."
Hitzinger: "Ich wusste, dass du mich das fragen wirst, aber ich werde keinen Kommentar dazu abgeben."
Suche nach Teams für 2006 geht unverändert weiter
Frage: "Nichts anderes habe ich erwartet. Aber wie schreiten die Gespräche mit möglichen V8-Partnern prinzipiell voran? Gibt es überhaupt Gespräche?"
Hitzinger: "Aber natürlich!"
Frage: "Angenommen, ihr findet keinen Abnehmer für euren V8-Motor, was passiert dann damit?"
Hitzinger: "Das haben wir noch nicht besprochen. Wir sind im Moment voll am Entwickeln, wie ich schon früher gesagt habe - und an dieser Position hat sich bis jetzt nichts geändert."
Frage: "Patrick Head hat mir gegenüber kürzlich gesagt, dass er glaubt, dass Cosworth wegen der langjährigen V8-Erfahrung nächstes Jahr einen großartigen V8-Motor bauen wird. Bringen diese Erfahrungswerte und Daten aus der Vergangenheit für euch wirklich etwas?"
Hitzinger: "Das bringt natürlich etwas. Ein V8 verhält sich schon anders als ein V10. Wir haben viel Erfahrung mit V8-Motoren, und das wirkt sich schon auch auf die Neukonstruktion aus. Man sieht ja auch, was wir in den letzten anderthalb Jahren mit dem V10 geleistet haben. Ich glaube, das ist sehr beeindruckend. Wir haben einen sehr großen Leistungs- und Drehzahlzuwachs geschafft, obwohl sich die Lebensdauer durch das Reglement extrem erhöht hat. Trotzdem ist gleichzeitig auch unsere Standfestigkeit besser geworden."
"Was ich sagen will: Wir haben auch allgemein sehr, sehr viel verbessert. Diese Verbesserungen, dieses neue Know-how, das sollte uns in Kombination mit den früheren Erfahrungen im V8-Bereich in eine sehr gute Position bringen für ein konkurrenzfähiges V8-Design 2006."

