• 22.04.2010 15:43

  • von Stefan Ziegler

Hintergrund: Das Geheimnis des Reifenflüsterns

Wie ein Formel-1-Pilot seine Reifen schonen kann und welchen Einfluss der Simulator auf den Abrieb der Pneus hat: Wie wird man ein Reifenflüsterer?

(Motorsport-Total.com) - Das Nachtankverbot und seine Folgen: Pünktlich zum Saisonbeginn 2010 musste sich das Fahrerfeld der Formel 1 gewaltig umstellen, denn ab sofort sind andere Qualitäten gefragt als noch im vergangenen Jahr. Waren die Grands Prix 2009 noch kürzere Sprints von Tankstopp zu Tankstopp, so werden die Pneus in diesem Jahr nur äußerst selten gewechselt - Reifenflüsterer sind gefragt.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica gelang dank schonender Fahrweise ein zweiter Platz in Melbourne

Wer seine Gummis über die Distanz am besten in Schuss hält, der hat gute Chancen, am Ende des Rennens weit vorne zu landen und einige der begehrten WM-Punkte abzugreifen. Aber was gilt es dabei eigentlich zu beachten? Renault-Chefingenieur Alan Permane erläutert: "Es gibt mehrer Dinge, die ein Fahrer diesbezüglich tun kann", so der langjährige Formel-1-Teamfunktionär.#w1#

Das Team gibt eine Hilfestellung

"Das beginnt im Prinzip schon im Simulator, wo man feststellen kann, welche Kurven einer Strecke die Reifen besonders beanspruchen. Wir können den Fahrern also mit auf den Weg geben, wo die Belastung für die Pneus am größten ist", sagt Permane und verweist darauf, dass anschließend die Fahrer gefordert sind: "Die Piloten wissen damit, wo sie es etwas ruhiger angehen lassen sollten."

"Wir können den Fahrern mit auf den Weg geben, wo die Belastung für die Pneus am größten ist." Alan Permane

"Wenn es eine Kurvenkombination gibt, die nicht vor einer längeren Geraden liegt, dann laufen sie ja nicht unbedingt Gefahr, überholt zu werden. Entsprechend können sie in solchen Passagen etwas vorsichtiger zu Werke gehen", meint der Brite. Hervorragende Arbeit bescheinigt Permane seinem Piloten Robert Kubica, der in Melbourne stolze 50 Runden auf einem Reifensatz zurücklegte.

Auf der weicheren der beiden Mischungen, wie Permane herausstellt. "In Australien hat Robert richtig gute Arbeit dabei geleistet, seine Reifen zu schonen. Wir haben recht zügig bemerkt, dass wir nicht noch einmal an die Box kommen mussten. Wir wollten das aber nicht an die große Glocke hängen und haben ihm das via Funk daher auch nicht erzählt", kommentiert der Brite diese Situation.¿pbvin|512|473|reifen|0|1pb¿

Die Verantwortung trägt der Fahrer

"Robert hat die Lage aber dennoch rasch erkannt und legte dann eine angemessene Geschwindigkeit an den Tag", so Permane. Mit Erfolg, denn letztendlich sah Kubica nur rund zwölf Sekunden hinter Sieger Jenson Button (McLaren) das Ziel - als Zweiter. Damit bescherte der polnische Rennfahrer seinem Team im zweiten gemeinsamen Rennen eine faustdicke Überraschung und 18 WM-Zähler.

"Graining ist für uns demnach kein allzu großes Problem." Alan Permane

Der Renault R30 war Kubica in Melbourne aber eine große Hilfe, wie Permane gesteht: "Wir dürfen uns in Bezug auf den R30 sehr glücklich schätzen, denn das Auto strapaziert die Reifen überaus gleichmäßig", erklärt der Chefingenieur des Renault-Rennstalls. "Graining ist für uns demnach kein allzu großes Problem. Das ist ein Bereich, in dem aber auch die Fahrer eine Hilfe sein können."

"Im Rennen hängt es letztendlich vom Piloten ab - speziell, wenn man strategiebedingt einen frühen Boxenstopp einlegt, wie das zum Beispiel in Melbourne der Fall war. Man kann dem Fahrer sicherlich sagen, in welchen Ecken er aufpassen sollte und wo er vorsichtig sein soll, doch letztendlich muss er mit den Pneus auskommen und es auf der Strecke umsetzen", hält Permane abschließend fest.