Herbert sieht noch kein Licht am Ende des Tunnels

Johnny Herbert glaubt zwar an die langfristige Perspektive bei Midland, sieht kurzfristig aber keine Chance auf schnellen Erfolg

(Motorsport-Total.com) - Ende Juli heuerte Johnny Herbert als Sporting Relations Manager, wie es offiziell heißt, beim Jordan-Team an, welches kommende Saison unter dem Namen Midland an den Start gehen wird. Der Brite gilt in seiner Heimat als Sympathieträger und soll jene Gräben zuschütten, die derzeit noch zwischen den englischsprachigen Motorsportmedien und Teamchef Colin Kolles existieren.

Titel-Bild zur News: Johnny Herbert

Johnny Herbert soll den gekappten Draht zu den Medien rasch wiederherstellen

Viele britische Journalisten sind dem neuen Management nach wie vor böse, weil sie "Everybody's Darling" Eddie Jordan aus der Formel 1 gekauft haben. Dass Kolles obendrein Deutscher ist und mit seiner unkonventionellen Art einige Herren vor den Kopf gestoßen hat, trug das Übrige zum angespannten Verhältnis mit den Medien bei. In diesem Licht sind auch Gerüchte zu sehen, wonach es um den Rennstall finanziell weiterhin schlecht bestellt sei.#w1#

"Werde nicht bestimmen, dass dieses und jenes zu tun ist"

Herbert soll nun Feuerwehrmann spielen und seine Sympathien spielen lassen, um das Gesicht seines neuen Arbeitgebers in der Öffentlichkeit zu wahren. Eine Rolle als Entscheidungsträger hat er aber nicht inne: "Ich habe schon einen gewissen Einfluss und kann ihnen sagen, was ich denke, aber ich werde sicher nicht bestimmen, dass dieses und jenes zu tun ist", so der 41-Jährige. Demnach arbeitet er weiterhin von seinem Appartement in Monaco aus und muss nicht dauerhaft nach Silverstone übersiedeln.

Was die kurzfristige Zukunft von Jordan beziehungsweise Midland angeht, sieht er "kein Licht am Ende des Tunnels", allerdings schenkt er im Gegensatz zu vielen anderen Experten den Versprechen von Teameigentümer Alexander Shnaider Glauben, der ab kommender Saison mehr Geld investieren will, um sportliche Erfolge zu sehen. Allerdings wird der Midland-Konzern das Team nicht komplett ausfinanzieren, weshalb es eine von Herberts Aufgaben sein wird, neue Sponsoren zu akquirieren.

"Ich weiß, dass Dinge geplant sind, die etwas bewegen werden, aber wir alle wissen, dass wir deswegen nicht eine sportlich erfolgreichere Saison garantieren können", erklärte der 161-fache Grand-Prix-Teilnehmer gegenüber 'Autosport-Atlas'. "Wir müssen erst einmal eine Struktur aufbauen, denn die vielen Leute, die gegangen sind, haben ein Loch hinterlassen. Erst wenn das einmal ausgefüllt ist, können wir uns mit der nötigen Struktur gemeinsam vorwärts bewegen."

Herbert liebäugelt mit einem NASCAR-Fahrervertrag

Herbert rechnet nicht damit, 2006 schon unter den besten sechs Teams landen zu können, allerdings sieht er langfristig sehr wohl eine Perspektive, weshalb er sein eigenes Engagement ebenfalls als langfristig betrachtet - es sei denn, die NASCAR-Serie kommt ihm dazwischen, denn: "Daran arbeite ich seit einem Jahr, aber ich weiß nicht, wohin es schlussendlich führen wird. Sollte es klappen, würde es meine Aufgaben natürlich einschränken, aber ich würde dennoch an Bord bleiben", teilte er mit.

Reizen würde den dreifachen Grand-Prix-Sieger und ehemaligen Teamkollegen von Michael Schumacher auch, noch einmal selbst ans Lenkrad eines Formel-1-Boliden zu greifen: "Wir haben uns schon darüber unterhalten, aber ich glaube nicht, dass das meine eigentliche Aufgabe sein sollte. Ich will nicht der sein, der sich nur wegen seiner Erfahrung ins Auto setzt und den Jungs sagt, was sie zu tun haben. Trotzdem wäre es nett, einmal selbst zu fahren, denn es ist schon eine ganze Weile her", sagte Herbert.