Herber Rückschlag für das 'Projekt Spielberg'

Wegen einer aufgehobenen Grundsatzgenehmigung stockt der 'Red-Bull'-Plan am alten A1-Ring, noch ist aber nicht alles aus und vorbei

(Motorsport-Total.com) - Einen herben Rückschlag hat gestern das 'Projekt Spielberg' erlitten: Dem Vorhaben, welches auf dem Gelände des alten A1-Rings den Bau eines spektakulären Motorsport-Themenparks samt Flugschule und Rennsportakademie vorgesehen hätte, wurde auf Initiative einiger Anrainer die Grundsatzgenehmigung entzogen.

Titel-Bild zur News: Dietrich Mateschitz

Dietrich Mateschitz: Hat er genug oder rasselt er nur ein wenig mit den Säbeln?

Dies hat der Umweltsenat der Republik Österreich, eine unabhängige Behörde, die in diesem Fall als Berufungsinstanz diente, per Bescheid vom 3. Dezember bekannt gegeben. Damit haben sich - zumindest vorläufig - zwei Bürgerinitiativen und mehrere Anrainer, die gegen die Grundsatzgenehmigung in Berufung gegangen waren, durchgesetzt, denn laut Rechtsmittelbelehrung des Umweltsenats ist die Entscheidung unwiderruflich.#w1#

Wird ein zweites Projekt aufgezogen und neu abgenommen?

Wie diejenigen, die hinter dem 'Projekt Spielberg' stehen - also 'Red Bull', 'Volkswagen', das 'EADS'-Konsortium sowie das Land Steiermark und der Bund, die in Form eines bereits fix zugesagten Projektkostenzuschusses an Bord waren - nun weiter verfahren werden, ist unklar. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird das gesamte Projekt neu eingereicht, oder aber man zieht in letzter Instanz vor den Verfassungs- und Verwaltungsgerichtshof.

Ersteres schloss 'Red-Bull'-Chef Dietrich Mateschitz in einem Statement der 'Kleinen Zeitung' gegenüber aus: "Das geht doch nicht. Dann müssten wir vom jetzigen Projekt, von dessen Sinnhaftigkeit wir überzeugt sind, abweichen. Es gibt für uns gar kein zweites Projekt zum Einreichen", hielt er fest. Und weiter: "Damit ist das Projekt für uns erledigt. Völlig neutral, völlig wertfrei. Wenn es Interessenten für die Grundstücke gibt, werden wir mit ihnen reden. Wenn nicht, dann behalten wir sie eben."

Erst am 1. Juni 2004 war die Grundsatzgenehmigung vom Land Steiermark, das das Projekt voll unterstützt, ausgestellt worden. Es folgten Anrainerproteste, Gutachten wurden erstellt - mit dem Ergebnis, dass die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt als unvollständig und fehlerhaft eingestuft wurde. Die Anrainer gingen mit mehreren Lärmschutz-, Schadstoff-, und Verkehrsgutachten in Berufung und bekamen vom Umweltsenat nun Recht.

Mateschitz verärgert - Freundschaftsdienst an die Steiermark

"Die steiermärkische Landesregierung und der damalige Landesrat Hirschmann sind auf uns zugegangen, ob wir uns vorstellen können, die Verantwortung für den Österreichring zu übernehmen. Nicht wir haben uns aufgedrängt, wir wurden um etwas gebeten, zu dem wir nach reiflichen Überlegungen ja gesagt haben", ärgert sich Mateschitz. Bitter ist aus seiner Sicht, dass die Behörden ein Projekt stoppen, welches vom Land Steiermark selbst initiiert worden ist.

Besonders griesgrämig reagierte auch der frühere steirische Sportlandesrat Gerhard Hirschmann, bekanntlich ein großer Freund des Motorsports, der seinerzeit die Formel 1 nach Spielberg geholt hat: "Hier ist ein Attentat von Bürokraten auf die Steiermark passiert", schimpfte er. "Da kommt jemand, der 700 Millionen Euro investieren will, und wird einfach vertrieben. In Wahrheit kann man da nur auswandern."

Lokalpolitiker stehen voll hinter dem 'Projekt Spielberg'

Die Politik steht kurioserweise voll hinter dem Projekt, selbst - oder gerade - der Bürgermeister von Spielberg, Kurt Binderbauer: "Ich gebe die Hoffnung bis zur letzten Sekunde nicht auf", wird er von der 'Kleinen Zeitung' zitiert. Der SPÖ-Politiker reagierte auf das Durchsickern der Nachricht umgehend und berief eine Sitzung mit seinen Amtskollegen der Nachbardörfer ein. Was genau damit bewirkt werden soll, ist jedoch unklar.

Ganz gestorben, wie es zunächst den Anschein hatte, ist das Projekt aber keineswegs. Dies machte auch die steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic von der konservativen ÖVP klar: Es gehe darum, "diese Jahrhundert-Chance für die Region durch rasche Neuverhandlung zu nutzen und baldigst eine positive Genehmigung zu erreichen. Die Steiermark bekennt sich ausdrücklich zu diesem Zukunfts-Leitprojekt, das in der gesamten Region eine große Aufbruchstimmung ausgelöst hat."

Selbst Karl Arbesser, einer der Haupttreibenden hinter den Anrainerinitiativen, betonte, er würde es "bedauern", falls das Projekt nicht umgesetzt werden sollte, aber: "Für uns ist das ein Erfolg, der auch unsere Existenzberechtigung beweist. Denn der Umweltsenat hat bestätigt: So wie das Projekt genehmigt wurde, passt es nicht." Man müsse viele Punkte neu verhandeln, so der Grundtenor, aber nicht alles prinzipiell stoppen.

Mateschitz-Statements: Nur Säbelrasseln?

Ob es sich bei den Mateschitz-Aussagen nur um strategisches Säbelrasseln handelt, um seine Verärgerung über den Beschluss des Umweltsenats öffentlich zu äußern, oder ob der 60-Jährige tatsächlich genug hat und das Projekt sterben lassen will, werden wohl die nächsten Tage zeigen. Grundsätzlich ist es aber kaum vorstellbar, dass eine Unternehmung, in die bereits so viel Geld und Zeit investiert wurde, einfach zu den Akten gelegt wird.

Der alte A1-Ring selbst besteht derzeit nur aus der Rennstrecke und einem Teil der nicht überdachten Tribünen zwischen erster und zweiter Kurve. Alles andere - also der Boxenkomplex samt Medienzentrum sowie die Haupt- und die Gösser-Tribüne - wurde bereits vor einigen Monaten abgerissen. Schwer vorstellbar, dass aus diesem Schuttplatz nicht doch ein Millionenprojekt entstehen soll. Das letzte Wort ist jedenfalls noch nicht gesprochen.