Helmut Marko: Max Verstappen ist "nicht mehr so ungestüm"

Red-Bull-Motorsportkonsultent Helmut Marko erklärt, was 2021 den Unterschied machte, und verrät, worin er Max Verstappens größte Stärke sieht

(Motorsport-Total.com) - Mehrere Jahre versuchte Red Bull mit Max Verstappen, die Mercedes-Dominanz zu brechen. 2021 passten dann endlich alle Zutaten zusammen und der Niederländer lieferte sich mit Lewis Hamilton einen der mitreißendsten Titelkämpfe in der Formel 1, an dessen Ende er seinen ersten Weltmeistertitel feierte.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen geht 2022 als Formel-1-Titelverteidiger an den Start Zoom

Was dabei über Sieg und Niederlage entschieden hat, weiß Red-Bull-Motorsportkonsultent Helmut Marko. "Dass wir im Jahr 2020 kontinuierlich weiterentwickelt haben. Wir hatten am Ende schon das schnellste Auto", analysiert er im Gespräch mit 'Autorevue'.

Auch Motorenpartner Honda habe "einen weiteren Schritt gemacht", was genauso zum Erfolg beitrug wie die Tatsache, "dass Verstappen nahezu fehlerlos gefahren ist, sich in allen Bereichen gesteigert hat und nicht mehr ungestüm ist", erklärt Marko weiter. "Früher hätte er gerne alles in der ersten Runde erledigt."

Marko: "Man kann es Rücksichtslosigkeit nennen"

Nicht erst seit dem Titelgewinn zählt Verstappen zu den Superstars der Formel 1. Aber hält der erst 24-Jährige Vergleichen mit den ewigen Größen des Sports Ayrton Senna und Michael Schumacher stand? "Das kann man unmöglich vergleichen, weil es sich um verschiedene Perioden handelt", meint Marko.

"Was sie aber alle haben: eine komplette Fokussierung - man kann es auch Rücksichtslosigkeit nennen. Da gibt es nichts anderes als: 'Ich will gewinnen! Und ich mache alles dafür.' Und sie wachsen über normalerweise nicht vorhandene Möglichkeiten hinaus."

In dem Zusammenhang erinnert Marko an Verstappens Qualifyingrunde von Dschidda. Auch wenn es mit der Pole am Ende nicht klappte, weil der Red-Bull-Pilot crashte, "war er bis dahin aber sensationell schnell", betont Marko. "Man hat gesehen, dass er das Auto so über dem Limit bewegt, das war sogar optisch sichtbar."


Fotostrecke: Rennen für Rennen: Das WM-Duell 2021 zwischen Verstappen und Hamilton

Verstappen hat Abnabelungsprozess durchlaufen

"Und in den Rennen müsste Hamilton schon wissen, dass man bei Verstappen nicht die kleinste Lücke offen lassen darf. Er sticht bereits hinein, wenn ihn der andere noch nicht mal im Rückspiegel sieht. Diese unglaubliche Willenskraft mit dem nötigen Talent macht den Unterschied", schwärmt der Österreicher.

Zudem habe Verstappen über die Jahre gelernt, seine Emotionen besser zu kontrollieren. Ging er vor drei Jahren nach einem Unfall mit Esteban Ocon in Brasilien noch auf diesen los, würde ihm das heute nicht mehr passieren, ist sich Marko sicher.


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"Man darf nicht vergessen: Er ist immer noch nicht älter als 24. Max hat einen deutlichen Reifeprozess hinter sich. Das hat auch ein bisschen mit der Abnabelung zu tun, denn er wurde ja vom Vater super trainiert und geprägt. Das Verhältnis ist auch immer noch sehr eng, aber Max hat heute seine eigene Meinung", sagt er.

"Dieser Reifeprozess war teilweise von außen gar nicht so sichtbar, ist aber sehr schnell auf das höchste Niveau gekommen. Denn wenn früher irgendwas im Training nicht gepasst hat, dann ist er immer explodiert. Heute bleibt er ruhig. Wir hatten ein paarmal technische Probleme. Da sieht er jetzt einfach das Gesamte."