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Helmut Marko erklärt: Warum Albon viel besser ist als die nackten Zahlen

Alexander Albon wird die Formel-1-Saison 2020 bei Red Bull zu Ende fahren, kündigt Helmut Marko an: "Er wird in der Öffentlichkeit unter Wert geschlagen"

(Motorsport-Total.com) - Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 0:6 im Qualifying- und 0:5 im Rennduell, 40:95 nach Punkten, durchschnittlich eine halbe Sekunde Abstand auf eine schnelle Runde - Alexander Albon sieht im Red-Bull-Duell gegen Max Verstappen bisher wirklich nicht gut aus. Auch die durchschnittliche Qualifying- (P9:P4) und Rennposition (P7:P2) schmeichelt Albon nicht.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko, Alexander Albon

Helmut Marko geht davon aus, dass Alex Albon die Saison zu Ende fahren wird Zoom

Trotzdem deutet alles darauf hin, dass er anders als Daniil Kwjat oder Pierre Gasly vor ihm nicht während der laufenden Saison rausgeschmissen wird. Helmut Marko erklärt im Interview mit 'Motorsport-Total.com': "Albon wird in der Öffentlichkeit unter Wert geschlagen."

"In Barcelona sind wir beim Versuch, ihm ein stabileres Heck zu geben, von der Abstimmung zu weit gegangen. Egal welchen Reifensatz er drauf hatte, Hard, Medium oder Soft, nach acht Runden hatten wir Temperaturen fernab von Gut und Böse. Dadurch ist er nur noch herumgerutscht. Sein Qualifying war besser."

"Und was völlig übersehen wird: In beiden Silverstone-Rennen war er im zweiten Stint der schnellste Mann - schneller als Verstappen. Auch am Red-Bull-Ring hat er bewiesen: Wenn er mal in seinem Rhythmus ist, ist er absolut schnell", erklärt der Red-Bull-Motorsportkonsulent.

Albon fehlt nicht Speed, sondern Konstanz

Der gravierende Unterschied zur Situation von Gasly vor einem Jahr ist nicht in erster Linie der thailändische Reisepass (51 Prozent des Red-Bull-Konzerns sind in thailändischer Hand), sondern dass bei Albon immer wieder Potenzial durchschimmert. Nur gelingt es dem 24-Jährigen bisher nicht, dieses Potenzial konstant abzurufen.

Die Rundenstatistik belegt Markos Aussagen: In beiden Silverstone-Rennen war Albon phasenweise der schnellste Mann im Feld. Nur: Zu dem Zeitpunkt war das Rennen für ihn schon gelaufen. Albon verliert das Rennen meistens am Samstag im Qualifying und im ersten Stint. Gegen Rennende ist er manchmal richtig flott unterwegs.

Dass er überfordert ist und jene zwei bis drei Jahre bei AlphaTauri gebraucht hätte, die Franz Tost für die Red-Bull-Junioren empfiehlt, glaubt Marko nicht: "Verstappen hatte die Zeit auch nicht. Vielleicht ist die Meinung von Franz Tost da etwas zu konservativ. Die, die das nicht aushalten, hätten es wahrscheinlich sowieso nicht zu einer absoluten Spitzenkarriere gebracht. Aber solche Fahrer sind für Red Bull Racing ohnehin nicht geeignet."


Fotostrecke: Der rasante Aufstieg von Alexander Albon

Der Idee, Sebastian Vettel in die Red-Bull-Familie zurückzuholen und 2021 beim Grand Prix auf dem Red-Bull-Ring, der erstmals vom Red-Bull-Sender ServusTV übertragen wird, die beiden großen Vs (Vettel und Verstappen) im Superstar-Duell gegeneinander antreten zu lassen, kann Marko nichts abgewinnen.

Vettel wurde offenbar vor dem zweiten Österreich-Grand-Prix im Juli darüber informiert, dass ihm Red Bull kein Cockpit anbieten kann. Marko kann der Variante Vettel dementsprechend "nicht folgen. Wir haben mit Vettel tolle Erfolge gefeiert. Momentan sind wir bei Red Bull Racing aber gut aufgestellt", stellt er klar. "Und wir haben die Verträge. Nur weil Vettel jetzt keinen Vertrag mehr hat, können wir nicht alles über den Haufen schmeißen."

Vettel von Ferrari zurückzuholen und einem Red-Bull-Junior vorzuziehen, wäre ein Bruch mit der bisherigen Red-Bull-Philosophie. Verstappen und Gasly sind aufgrund ihrer sportlichen Leistungen vermutlich gesetzt. Mit dem Japaner Yuki Tsunoda scharrt zudem ein Formel-2-Talent in den Startlöchern, das 2021 Daniil Kwjat bei AlphaTauri ablösen könnte. Honda würde das gefallen.

Red Bull hält an No-Superstar-Philosophie fest

"Bisher haben wir unser Prinzip durchgezogen", sagt Marko. "Wir haben zum Beispiel auch keinen Alonso genommen, als das möglich gewesen wäre. Sondern wir haben immer aus unseren Junioren geschöpft und sind unseren Weg gegangen. Und Vettel, Verstappen und Ricciardo haben Grands Prix gewonnen. Es ist also ein erfolgreicher Weg. Mit Verstappen haben wir ein echtes Ausnahmetalent."

"Es wurde ja auch geschrieben, dass keine neuen Junioren mehr nachkommen", ärgert sich der 77-Jährige und zählt auf: "Wir haben Yuki Tsunoda, der in seinem ersten Jahr in der Formel 2 super unterwegs ist. Er hatte zwei technische Defekte. Ohne die hätte er gleich viele Punkte wie Schwarzman."

Alexander Albon

Im Vergleich zu Max Verstappen fällt Alexander Albon bisher klar ab Zoom

"Wir haben Lawson in der Formel 3, der sogar dreimal mit technischem Defekt ausgeschieden ist und immer noch an dritter Stelle liegt. Wir haben da gute Leute, die nachkommen. Warum sollten wir von unserer Philosophie auf einmal abweichen, nur weil irgendwo ein guter Mann gerade kein Cockpit hat?"

Vielleicht weil sogar Verstappen schon 2019 angemerkt haben soll, dass ein erfahrener Mann im zweiten Auto einen größeren Beitrag für die Weiterentwicklung des Teams und beim Feintuning von Set-ups und Strategien leisten könnte? Marko relativiert: "Das war kein Wunsch von Verstappen, sondern von uns ganz klar die Richtlinie, dass wir da Ergebnisse sehen müssen."

"Albon ist mit seinen technischen Aussagen sehr gut. Seine Performance in den Rennen ist sehr gut, und besonders in schnellen Kurven ist er auf dem Level von Verstappen. Er verliert dann wieder in einer Kurve zwei Zehntel. Aber das ist für uns kein Thema", sagt der Österreicher und spricht Albon bis Saisonende das Vertrauen aus: "Wir ziehen das durch."

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