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  • 13.08.2001 19:28

Heinz-Harald Frentzen im Portrait

Mit einem informativen Portrait heißt Michelin seinen neuen Fahrer Heinz-Harald Frentzen willkommen

(Motorsport-Total.com) - Er ist der Neue im Formel-1-Fahrerkader von Michelin: Heinz-Harald Frentzen. Der bisherige Pilot des Jordan-Teams - immerhin Formel-1-Vizeweltmeister von 1997 sowie WM-Dritter 1999 - gibt nach nur einem Rennen Pause sein Comeback im Grand-Prix-Rennstall von Michelin-Partner Alain Prost. Dort will der humorvolle Mönchengladbacher den Formel-1-Zirkus erneut überraschen - wie nach seinem durchwachsenen Williams-Engagement von 1997 bis 1998, als er im darauf folgenden Jahr mit zwei Saisonsiegen als überraschender Außenseiter um den Titel kämpfte und zum Liebling der Medien avancierte.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen gab 1994 für Sauber sein Formel-1-Debüt

Heinz-Harald Frentzens liebste Verbindung zwischen zwei Punkten ist offensichtlich die Kurve - auf der Rennstrecke wie in seiner beruflichen Laufbahn: Der Aufstieg des Mönchengladbachers in die Formel 1 erwies sich als steinig und nahm manchen Umweg. Für den Rest der Saison 2001 startet der ehemalige Sauber-, Williams- und Jordan-Pilot ab dem kommenden Wochenende im Team des vierfachen Weltmeisters Alain Prost. Damit wechselt der anerkannte Abstimmungs-Experte nicht nur den Rennstall, sondern auch den Reifenausrüster: Frentzen ist neben Ralf Schumacher der zweite Deutsche, der seine Grand Prix fortan auf Michelin-Pneus bestreitet.

Nach dem Gewinn der Formel Opel Lotus Challenge 1988 verlor Frentzen im folgenden Jahr die Deutsche Formel 3-Meisterschaft mit nur einem Punkt Rückstand auf Karl Wendlinger, punktgleich mit einem gewissen Michael Schumacher. Ein Jahr später gehörten die drei zum Junior-Team von Mercedes Benz, wo der Rheinländer auch im Umgang mit den Michelin-Rennreifen aufhorchen ließ. Im Gegensatz zu seinen "Mitschülern" setzte Heinz-Harald am Ende der Saison jedoch aufs falsche Pferd und verließ Mercedes in Richtung Formel 3000, die sich für ihn 1991 - pikanterweise ebenfalls im Team von Eddie Jordan - fast als Sackgasse erwiesen hätte. Frentzen büßte seinen Hauptsponsor, das Cockpit und beinahe auch den Glauben an seine Zukunft in der Formel 1 ein.

Doch das Schicksal gab ihm eine Chance: Am Steuer eines völlig unterlegenen Gruppe C-Boliden drehte Frentzen 1992 in Le Mans während der verregneten Nacht eine Rekordrunde nach der anderen - die Fachwelt horchte auf. Noch im gleichen Jahr ersetzte er den in der Formel Nippon führenden Volker Weidler, der seinen Helm aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel hängen musste und seinen Landsmann als Nachfolger empfahlt. Der Umweg über Japan brachte ihn auch seinem Traum von der Formel 1 wieder näher. Im Land der aufgehenden Sonne absolvierte er zigtausende Testkilometer in einem Tyrrell-Judd und sammelte unschätzbare Erfahrungen im Umgang mit dem "Schwarzen Gold".

Sein Einsatz in Fernost blieb in Europa nicht unbemerkt. Im Spätherbst 1993 bot ihm sein ehemaliger Chef Peter Sauber einen Test in seinem Formel-1-Team an. Dieser verlief so überzeugend, dass der Eidgenosse den "verlorenen Sohn" für die 94er Saison wieder in sein Team aufnahm. Damit hatte sich "HHF" seinen großen Traum endlich erfüllt - der Rest ist Geschichte.

Frentzen der Techniker: Ideenreich und konsequent
Mit Heinz-Harald Frentzen ergänzt ein absolutes Juwel den Fahrer-Kader von Michelin. Der dreifache Grand Prix-Sieger hat das Potenzial zum Weltmeister. "Heinz-Harald ist ein Rennfahrer der Extraklasse. Ich hatte das Vergnügen, mit ihm und Michael Schumacher während der Gruppe C-Zeit zuammenzuarbeiten", erinnert sich Ex-Sauber Team-Manager Max Welti. "Da waren die beiden immer gleichschnell. Auch in der Formel 1 hat mich Heinz zutiefst beeindruckt. Mit seinem damaligen Renningenieur Willi Rampf entwickelte er 1995 unser Auto in minutiöser Kleinarbeit voran."

In das gleiche Horn stößt Jordans Renndirektor Trevor Foster: "Heinz-Harald macht sich unentwegt Gedanken über sein Rennauto. Seine Aussagen sind sehr präzise und für die Abstimmung des Fahrzeugs von großem Nutzen." Besonders bei der Testarbeit habe sich der Mönchengladbacher gleich in seinem ersten Jahr bei Jordan unverzichtbar gemacht: "Wo Damon Hill die Sinnfrage stellte, meldete sich Heinz freiwillig. Der Monza-Sieg 1999 geht voll und ganz auf sein Konto. Er wusste, dass der Schlüssel zum Sieg in einem gutmütigen Verhalten des Autos beim Abkürzen über die hohen Randsteine lag. Also hat er mit Engelsgeduld alle denkbaren Fahrwerks-Varianten ausprobiert - Immer mit vollen Tanks, nie mit Blick auf gute Rundenzeiten", lobt Foster die Fähigkeiten seines Ex-Fahrers.

Auch das Williams-Team profitierte von der Technik-Besessenheit ihres ehemaligen Angestellten, wie Miteigentümer Patrick Head zugibt: "Er hat 1997 so lange die Nervosität des Autos beim Bremsen kritisiert, bis unsere Techniker den Radstand verlängerten. Danach lief es besser. Villeneuve hat das Problem ignoriert, anstatt es zu lokalisieren. Erst Heinz brachte uns mit seiner Kritik auf den richtigen Weg." Mit einem lachenden und einem weinenden Auge registrierte der Mönchengladbacher, dass sich eine von ihm noch zu Williams-Zeiten angeregte Chassis-Anderung tatsächlich im 99er Boliden vorfand.

Für sein neues Team Prost-Acer, das im Gegensatz zu Jordan auf Pneus von Michelin setzt, kann der anerkannte Abstimmungs-Spezialist zum Joker werden: Frentzen gilt im Fahrerlager nicht nur als Pilot mit dem feinfühligsten Gasfuß, sondern auch als Meister im schonen Umgang mit Auto und Reifen. "Heinz-Harald war von unseren 'Lehrlingen' derjenige, der am sparsamsten mit dem Material umging. Es hat uns immer wieder erstaunt, wie gut seine Reifen nach einem langen Turn noch aussahen", erinnert sich Jochen Mass, zu Zeiten des Mercedes-Junior-Teams praktisch der "Fahrlehrer" von Frentzen, Karl Wendlinger und Michael Schumacher.

Frentzen, der Kämpfer: Grand-Prix-Sieg mit Haarriss
Eines zeichnete Frentzen während seiner gesamten Motorsport-Karriere ganz besonders aus: seine schier unglaubliche Moral - aufgeben gilt nicht für den frisch gebackenen Vater einer kleinen Tochter. Bestes Beispiel: 1999, als er nach einem schweren Unfall beim Großen Preis von Kanada ein paar Rennen mit erheblichen Schmerzen und einem Haarriss im Schienenbein durchstehen musste. Trotz der Plagen gewann er in Magny-Cours den zweiten Grand Prix seiner Karriere. Sein trockenes Fazit: "Solange ich meinen Fuß vorwärts oder rückwärts bewegen kann, und es zum Gasgeben und Bremsen reicht, gibt es für einen Rennfahrer keine andere Wahl."

Bei Prost könnte Heinz-Harald Frentzen nun derjenige werden, der das Potenzial der Michelin-Reifen optimal nutzt und das Chassis auf die Charakteristik der französischen Pneus abstimmen und weiterentwickeln kann. Er selbst blickt seiner Zukunft mit funkelnden Augen entgegen: "Ich freue mich, dass Alain mir für den Rest der Saison sein Auto zur Verfügung stellt. Eine solche Gelegenheit wollte ich nicht ausschlagen. Die Zusammenarbeit mit Prost Grand Prix ist eine neue Herausforderung, und ich kann es kaum erwarten, wieder am Limit zu fahren."

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