• 29.08.2009 20:55

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Heidfeld: "Setze alles daran, das Rennen zu gewinnen"

Nick Heidfeld über den Performance-Schub des Teams, die kuriose Startaufstellung und die Zukunft des Teams und seiner Person in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld erlebte in Spa ein erfolgreiches Qualifying, in dem er mit 0,192 Sekunden Rückstand auf den dritten Rang fuhr. Insgesamt war die Startaufstellung am Ende mit Giancarlo Fisichella und Jarno Trulli an der Spitze kurios: "Ich habe die Vermutung, dass viel damit zusammenhängt, dass wir hier erstmals auf einer Strecke sind, auf der mit mittlerem Abtrieb gefahren wird", so Heidfeld. "Bisher sind wir in diesem Jahr immer mit maximalem Abtrieb gefahren. Es ist hier das erste Mal, dass dies nicht der Fall ist."

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld will am Sonntag um den Sieg fahren

"Dann ist es natürlich auch immer wichtig, dass die Reifen funktionieren, so wie das in Valencia der Fall war", blickt der BMW Sauber F1 Team Pilot auf seine eigene Leistung. "Auch in Budapest war unsere Geschwindigkeit nicht allzu schlecht. Ich denke, es hängt aber zum größten Teil mit dem Niveau an Abtrieb hier zusammen. Wir haben schon ein paar Änderungen, aber nichts Dramatisches. Einen neuen Front- und Heckflügel für mittleren Abtrieb."#w1#

Hätte man mal auf Fisichella gewettet...

Auf eine derart verrückte Reihenfolge hat wohl niemand gewettet: "Wir machen in unserem Team immer eine Qualifying-Wette, die ersten fünf. Ich glaube kaum, dass diesmal irgendjemand etwas getroffen hat, außer vielleicht den Barrichello auf Platz vier. Abgesehen davon war das ja nicht zu erwarten." Schade eigentlich, denn mit Fisichella hätte man gutes Geld verdienen können: "Ich glaube die Quote auf Fisichella lag bei 150:1. Wir könnten nun alle reich sein!"

Und was hat sich der Deutsche für das Rennen vorgenommen? "Das Ziel ist natürlich ein Podium. Es wird interessant sein zu sehen, wie die Spritmengen sind. Ich werde natürlich alles daran setzen, nicht nur auf das Podium zu kommen, sondern zu gewinnen. Nach unserer bisherigen Leistungen in diesem Jahr hört sich dies natürlich verwegen an. Aber von Platz drei ist es ja nicht so weit nach vorn."

Vorteil Heidfeld

Auch für das teaminterne Duell gegen Teamkollege Robert Kubica sieht er sich gerüstet, der zwei Positionen hinter ihm ins Rennen geht: "Ich werde zwei Runden später an die Box kommen als Robert. Das ist also nicht allzu schlecht."

Ein Rekord für die Ewigkeit?

Seinen Rekord an Zielankünften in Folge möchte "Quick Nick" natürlich ausbauen: "Ich habe 31 Mal hintereinander die Zielflagge gesehen. In der Wertung war ich 35 oder 36 Mal. Ich habe nicht vor, diesen Rekord morgen zu stoppen." In der Tat fiel der Mönchengladbacher das letzte Mal beim Großen Preis der USA im Jahr 2007 aus!

Der Optimismus wuchs im Verlauf des Wochenendes

Dass es an diesem Wochenende so gut läuft, hatte der 32-Jährige im Vorfeld nicht erwartet: "Bevor wir hierhergekommen sind, hatte ich dies nicht erwartet. Denn wenn man sich die vergangenen Rennen anschaut, dann ist unsere Höchstgeschwindigkeit nicht fantastisch. Aber für hier und Monza haben wir auch in den vergangenen Jahren ein spezielles Paket entwickelt, und dann schien der BMW Motor stark genug gewesen zu sein, um eine starke Höchstgeschwindigkeit zu produzieren."

"Gestern sah es nicht allzu schlecht aus, aber nach dem dritten Training, als ich Erster war, war ich mir recht sicher, dass wir es in den dritten Qualifying-Durchgang schaffen würden. Ich hatte gehofft, dass ich vielleicht Fünfter sein kann, wenn alles ideal läuft. Aber mit dem dritten Rang habe ich nicht gerechnet."

"Im ersten Qualifying-Durchgang war ich der einzige, der nur einen Versuch gefahren ist. Bis zu dem Moment, als die anderen zu ihrem zweiten Versuch angesetzt haben, war ich Erster. Da dachte ich, dass es vielleicht noch ein bisschen besser werden kann. Im zweiten Qualifying-Durchgang kam ich in Verkehr und hatte einen schlechten Reifensatz."

Das Auto, das Probleme kaschiert

"Aber das ist ja das Schöne, wenn man ein Auto hat, das über die entsprechende Leistung verfügt, kann man so etwas auch mal wegstecken. Mit einem schlechten Auto wäre ich da vielleicht hängen geblieben. Im dritten Qualifying-Durchgang hat alles ziemlich gut gepasst."

"Perfekt ist es nie, das ist klar. Jarno war um mehr als eine Zehntelsekunde vor mir, das wäre selbst mit einer optimalen Runde schwierig geworden. Ich habe am Ausgang der letzten Kurve ein bisschen verloren, aber der zweite Platz wäre wahrscheinlich nicht drin gewesen."

Hoffnung für Monza

Kann sich Heidfeld vorstellen, dass man auch in Monza derart konkurrenzfähig sein wird? "Was ich hier sehe, macht mich zuversichtlicher für Monza. Denn wie ich schon zuvor gesagt habe, war unsere Höchstgeschwindigkeit in dieser Saison bisher nicht so großartig. Hier sind wir einer der schnellsten. Force India ist schneller, was sie für gewöhnlich sind. Ich hoffe aus diesem Grund, dass wir in Monza auch eine gute Leistung zeigen können. Aber die Natur der Strecke ist natürlich völlig anders als hier."

Rückzug als Motivationsspritze?

Honda verlässt die Formel 1 und Brawn wird danach stark, BMW kündigt den Rücktritt an und das Team dreht auf - gibt es da vielleicht einen Zusammenhang? "Das klingt gut, ist aber bisschen spät. Ich denke, dass die Situation etwas anders ist. Es ist das erste Mal, dass jemand so früh bekannt gibt, dass er sich zurückzieht. Normalerweise weiß man dies erst im Winter. Aber das Schöne ist, dass die Entwicklung weitergeht."

"Es ist schade, dass während des Winters einige Dinge schief gegangen sind in Bezug auf die Entwicklung. Es gab einige Dinge, die locker besser gemacht hätten werden können. Das führte zu der schlechten Leistung in den ersten paar Rennen. Ich gehe nicht davon aus, dass ich den Rest der Saison so schnell sein werde wie hier. Aber dies zeigt zumindest, dass wir es besser können. Und es kommt ja auch noch ein Update für Singapur."

Hat ein neuer Besitzer eine Chance?

Kann auch ein Nachfolgebesitzer mit dem Team solche Leistungen zeigen? "Das hängt stark von der Struktur ab, die die neuen Leuten etablieren, dies betrifft auch den Teamchef", meint Heidfeld. "Ich weiß nicht, ob Peter Sauber diese Rolle übernehmen würde, zumindest für den Anfang wäre dies ideal. Schließlich hat er in der Vergangenheit gute Arbeit geleistet und kennt das Team in und auswendig. Danach müssen wir jemand anderen finden, der in der Lage ist, diese Rolle zu erfüllen. Wenn dies jemand wäre, der unbekannt ist, dann wäre dies ein Nachteil."

"Zudem benötigt man Geld, man braucht also Investoren mit ausreichend Geld. Zudem benötigt man Investoren, die ausreichend Geld mitbringen, sodass man das aktuelle Niveau aufrechterhalten kann. Ansonsten muss das Team sagen, dass man nicht die geplante Entwicklungen vorantreiben kann. Aber wenn man eine gute Lösung findet, dann gibt es keinen Grund, warum das Team keine so gute Leistung zeigen sollte wie in den vergangenen paar Jahren."

Motor kein Problem

Und was ist mit dem Motor? Gibt es für das BMW Triebwerk einen probaten Ersatz? "In der heutigen Zeit gibt es im Hinblick auf die Motoren in der Formel 1 keinen großen Unterschied mehr", meint Heidfeld. Und Cosworth ist nicht die einzige Alternative: "Es gibt wesentlich mehr Motoren als nur den Cosworth. Soweit ich weiß, haben die Hersteller gesagt, dass sie neuen Teams Motoren zur Verfügung stellen werden. Ich denke nicht, dass dies ein großes Problem ist."

Heidfelds Zukunft steht noch in den Sternen

Und was ist mit seiner eigenen Zukunft im Sport? "Es ist noch nichts entschieden, solange du nichts unterschrieben hat. Es gibt keine Neuigkeiten, die Gespräche gehen weiter. Aber ich bin optimistisch." Mit einem der neuen Teams habe er nicht gesprochen. Auch das Thema DTM stehe für kommende Saison nicht zur Debatte: "Die DTM ist für mich für das kommende Jahr kein Thema. Ich möchte in der Formel 1 bleiben."