• 27.09.2008 20:52

  • von Dieter Rencken & Fabian Hust

Heidfeld: Mehr konnte ich nicht tun

Nick Heidfeld erachtet die Strafe gegen ihn als nicht gerechtfertigt und spricht über die Dinge, die am Singapur-Kurs dringend verbessert gehören

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld war mit seinem Qualifying zufrieden, ein sechster Rang war nach seinem Geschmack. Doch die Rennleitung drückte ihm eine Strafversetzung um drei Positionen auf, weil man der Meinung war, dass Heidfeld Honda-Pilot Rubens Barrichello im Weg stand, als der BMW Sauber F1 Team Pilot an die Box fuhr. Dummerweise liegt ein Teil der Boxengassen-Zufahrt bekanntermaßen auf der Ideallinie.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld sieht die Strafe als nicht als gerechtfertigt an

Das Team konnte ihn nicht vor dem heran rasenden Brasilianer warnen: "Weil das GPS hier nicht funktioniert. Normalerweise sind wir als Team gut, es warnt mich vor Autos, die ankommen, aber hier arbeitet das einfach nicht. Es zeigt die Autos nicht, es zeigt die falschen Autos an der falschen Position. Ich war aus diesem Grund nicht informiert."#w1#

"Ich weiß nicht, warum dies nicht ordentlich durchdacht worden ist." Nick Heidfeld

Die Strafe stuft der Mönchengladbacher als unfair ein: "So ist es nun einmal mit den Stewards. Wie bei Lewis in Spa bekommst du eine Strafe und musst sie akzeptieren. Unglücklicherweise stimme ich nicht zu, kann aber nichts dagegen tun. Es ist einfach etwas frustrierend, denn schon vor dem Rennwochenende war es offensichtlich, dass es Probleme mit der Boxengassen-Ein- und Ausfahrt geben würde. Ich weiß aus diesem Grund nicht, warum dies nicht ordentlich durchdacht worden ist.

"Der letzte Teil der Strecke war so eng. Ich schaute zwar in die Spiegel, sah aber kein Auto kommen", erinnert sich "Quick Nick". "Als ich ihn sah, versuchte ich mein Bestes, um aus dem Weg zu gehen. Nach der weißen Linie versuchte ich so schnell wie möglich in die Boxengasse zu fahren, ohne komplett rechts zu fahren und ihm im Weg zu stehen. Das war das Maximale, was ich tun konnte. Aber scheinbar reichte es nicht aus. Auf einer Strecke wie dieser, auf der man nicht überholen kann, ist es natürlich ein großer Unterschied, ob man Sechster oder Neunter ist."

"Ich denke nicht, dass es besser ist, aber andere Leute glauben dies." Nick Heidfeld

Es gibt also noch Arbeit an der Strecke zu verrichten: "Ich bin mir sicher, dass man das vor dem kommenden Jahr ändern wird. Das war so kurzfristig einfach zu schwierig. Wir hatten uns gestern darüber unterhalten und die Linie wurde verändert, um es etwas besser zu gestalten. Ich denke nicht, dass es besser ist, aber andere Leute glauben dies."

"Da blockiert alles - das ist verrückt!" Nick Heidfeld

Und es gibt noch andere Kritik-Punkte: "Die Unebenheiten sind definitiv nicht akzeptabel, das müssen sie für das kommende Jahr ändern. Das Anbremsen der siebten Kurve ist einfach unglaublich. Da blockiert alles - das ist verrückt! Es gibt auch noch ein paar andere Kurven, die sicherer sein sollen, wie Kurve zehn und die Auslaufzonen dort."

Wie gut hat der Simulator des Teams eigentlich mit der Prognose der Strecke gelegen? "Wir haben keinen Simulator, mit dem ich fahren kann, deswegen kann ich nicht sagen, wie sehr sich die Strecke von der Simulation unterscheidet. Unser Computer hat eine Rundenzeit von 1:47 vorhergesagt, es ist also ähnlich."

"Durch die Unebenheiten könnte das Überholen hier sogar noch schwieriger werden." Nick Heidfeld

Ob Computer oder Mensch, physikalisch wird es sehr schwierig, in Singapur zu überholen: "Man kann so zuversichtlich sein, wie man möchte, das Überholen wird hier sehr schwierig werden. Aus diesem Grund ist das Qualifying so wichtig. Ich bin über meine sechste Position ganz zufrieden, denke, dass ich eine ordentliche Runde gefahren bin. Durch die Unebenheiten könnte das Überholen hier sogar noch schwieriger werden. Ich bin zwar noch nicht neben die Ideallinie gefahren, aber es könnte noch unebener sein, wenn man neben die Ideallinie fährt."

"Es hängt natürlich auch davon ab, wer mit welcher Strategie unterwegs ist. Das werden wir morgen herausfinden. Aber die Geraden sind hier einfach nicht lang genug", erklärt Heidfeld. "Da kommt man nur vorbei, wenn einer massiv langsamer ist oder einen Fehler macht. Ansonsten wir des hier ähnlich sein wie in Budapest und Monaco."

Trotz des "Überholverbots" ist Heidfeld schon jetzt ein großer Fan des Kurses: "In meinen Augen ist es dieses Jahr die schönste Strecke im Kalender. Wenn kommendes Jahr Suzuka zurückkehrt, könnte es da einen Zweikampf geben. Es ist ein Kurs, der fantastisch zu fahren ist. Vielleicht etwas zu gefährlich, aber er macht eine Menge Spaß. Es ist hier immer knapp an den Leitplanken, aber das macht natürlich auch viel Spaß. Da schießt dir das Adrenalin durch die Adern - das ist einfach phantastisch."


Fotos: Nick Heidfeld, Großer Preis von Singapur, Samstag


Trotz aller Freude - das Rennen wird am Sonntag eine harte Angelegenheit, davon ist Heidfeld überzeugt: "Körperlich wird es meiner Meinung nach das härteste Rennen der Saison. Wenn man sich die Fahrer anschaut, dann schwitzen sie alle wie blöd. Es ist unglaublich. Ich dachte, dass es in Ordnung sein würde, da wir bei Nacht fahren, aber wenn man in T-Shirt und Short herum läuft, ist es okay, nicht aber im Overall. Das ist schrecklich."