Heidfeld: "Kimi hat nicht so gut zu McLaren gepasst"

Nick Heidfeld hat noch immer nicht verdaut, dass er von McLaren 2002 nicht berücksichtigt wurde - Räikkönen war seiner Meinung nach nicht die optimale Wahl

(Motorsport-Total.com) - Kaum einer hätte mehr damit gerechnet, dass Nick Heidfeld seine Karriere noch einmal reanimieren kann. Wäre Renault-Ass Robert Kubica im Rallyeauto nicht verunglückt, dann wäre der Deutsche womöglich nicht mehr in die Formel 1 zurückgekehrt. Doch Heidfeld ist kein geborenes "Glückskind": Obwohl er an der Seite von prominenten Teamkollegen wie Kimi Räikkönen, Felipe Massa, Mark Webber oder Jacques Villeneuve oft der schnellere Mann war, blieb ihm der Durchbruch versagt.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Neo-Renault-Pilot Nick Heidfeld hat in der Formel 1 bereits harte Zeiten erlebt

Für Heidfeld war es ein schwerer Schlag, als Rookie Räikkönen nach der gemeinsamen Sauber-Saison 2001 von McLaren den Vorzug erhielt, obwohl der Mönchengladbacher die besseren Resultate vorzuweisen hatte und zudem bereits auf eine Mercedes-Vergangenheit zurückblickte. "Das war meine große Chance, denn McLaren-Mercedes half mir seit meinem zweiten Jahr in der Formel 3, als ich ein Auto im Silberpfeil-Design fuhr", erinnert er sich gegenüber 'Autosport'.

Passte Räikkönen nicht zu McLaren?

Nach dem Formel-3000-Meistertitel feierte er seine Formel-1-Premiere bei Prost, weil bei McLaren 2000 kein Platz für ihn frei war - der enge Kontakt zum McLaren-Mercedes-Team blieb aber weiterhin bestehen. "Nach meinem ersten Jahr bei Sauber hatte ich bei McLaren eine gute Chance, doch sie haben sich für Kimi entschieden", sagt Heidfeld, der die damaligen Geschehnisse noch immer nicht ganz verdaut zu haben scheint: "Okay, er wurde Weltmeister, doch ich hätte diese Chance haben können."

"Okay, er wurde Weltmeister, doch ich hätte diese Chance haben können." Nick Heidfeld

Er gibt zu: "Ich habe viele Gedanken und Theorien dazu, doch ich werde sie nicht teilen. Wenn man aber auf das Image schaut, dann glaube ich, dass Kimi ein Kerl ist, der nicht so gut gepasst hat." Während der Finne bei McLaren um WM-Titel fuhr, ging Heidfelds Karriere steil bergab. 2004 schaffte er dann die Trendwende, ergriff den Rettungsanker Jordan und überzeugte mit starken Leistungen am Ende des Feldes. Dadurch wurde er von Williams neben dem Brasilianer Antonio Pizzonia, der soeben die britische Formel-3-Meisterschaft gewonnen hatte, in Betracht gezogen.

Heidfeld musste 2005 bis zur Präsentation zittern

In einigen Vergleichstests musste er sich gegen Pizzonia durchsetzen. "Das war verrückt", blickt er zurück. "Als die Saison 2005 endlich begonnen hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich bereits ein Jahr lang gefahren bin. Das war kein Shootout über einen Tag, es lief über mehrere Monate!"

"Das war kein Shootout über einen Tag, es lief über mehrere Monate." Nick Heidfeld

Doch das war nicht die einzige nervliche Belastung: "Bei der Präsentation des Autos in Valencia wussten Antonio und ich nicht, wer fahren würde. Ich hatte einige Rückmeldungen vom Team, doch Frank Williams sagte es niemandem. Zehn Minuten vor der Präsentation wurden wir in einen Raum gebeten, wo Frank wartete. Antonio ging vor mir rein und ich versuchte, von seinem Gesicht abzulesen, was passiert war. Ich konnte es nicht sagen."

Als Heidfeld wenig später erfuhr, dass sich Williams für ihn entschieden hatte, hielt sich der Jubel in Grenzen: "Ich brüllte nicht herum und war glücklich. Ich hatte nur das Gefühl, dass ein riesiger Stein von meinen Schultern gefallen war. Aufgrund der Intensität war es eine eigenartige Situation." Der nunmehrige Renault-Pilot zeigt auch Mitgefühl für Verlierer Pizzonia: "Bei der Präsentation ein paar Minuten später saß er neben mir und musste sagen, dass er sehr glücklich darüber ist, Testfahrer zu sein. Stell dir mal vor, so etwas tun zu müssen!"