• 26.09.2008 21:10

  • von Dieter Rencken

Heidfeld: "Es hat sehr viel Spaß gemacht!"

BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld über das Fahren bei Nacht und die besonderen Eigenheiten der Rennstrecke in Singapur

(Motorsport-Total.com) - 36 Runden drehte Nick Heidfeld im zweiten Freien Training und belegte damit abschließend - wie sooft an Freitagen vor dem Rennen - einen Platz im Mittelfeld. Nach den ersten Minuten unter Flutlicht stellte sich der Deutsche den Fragen der Reportern und beantwortete die zumeist streckenspezifischen Fragen geduldig. Neben der Sicht bei Nacht waren auch die Bodenwellen sowie die zum Teil hohen Randsteine ein großes Thema. Heidfeld gab außerdem an, viel Freude am Fahren gehabt zu haben.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfelds erste Eindrücke vom Fahren bei Nacht sind durchaus positiv

Frage: "Nick, wie ist es, bei Nacht zu fahren?"
Nick Heidfeld: "Das merkt man gar nicht so sehr. Man gewöhnt sich sehr schnell an die neue Lichtsituation."#w1#

Spaßfaktor stimmt

Frage: "Das war heute mal ein etwas anderes Freies Training..."
Heidfeld: "Es hat auf jeden Fall sehr, sehr viel Spaß gemacht. Die Strecke ist sensationell. Es ist ähnlich wie in Monaco: sehr abwechslungsreich und sehr lang. Valencia war nicht schlecht, doch hier hat man mehr den Eindruck, dass man wirklich auf einem Stadtkurs fährt."

Frage: "Kannst du die Strecke in Singapur in einigen Schlagworten beschreiben?"
Heidfeld: "Es ist schwierig, dafür die richtigen Worte zu finden. Es macht einfach unheimlich viel Spaß. Dabei ist es heißer, als wir erwartet hatten. Wir dachten, dass es nachts okay sein würde, doch es hat noch immer 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch. Die Strecke ist sehr anspruchsvoll. Bei Stadtkursen denkt man eigentlich immer: 90 Grad nach rechts, 90 Grad nach links. Hier sind allerdings auch ein paar schöne Kurven dabei, die etwas schwieriger zu fahren sind. Die Veranstalter haben wirklich einen super Job gemacht."

Frage: "Wie war die Sicht?"
Heidfeld: "Die Sicht war überhaupt kein Problem. Nach zwei Runden hatte man eigentlich schon vergessen, dass man nicht im normalen Tageslicht fährt. Es ist zwar anders, aber wirklich kein Thema - wobei es nicht ganz konstant ist. Es gibt ein paar Ecken, die sind heller oder dunkler. Aber das ist auch nicht weiter tragisch."

Frage: "Was für ein Visier benutzt du hier?"
Heidfeld: "Ich fahre hier mit einem klaren Visier."

Bodenwellen sorgen für Unmut bei den Fahrern

Frage: "Wie ist das mit den Bodenwellen?"
Heidfeld: "Das ist eigentlich das Schlimmste hier auf der Strecke, die ist ansonsten nämlich sehr gelungen. Die Einfahrt und Ausfahrt der Boxengasse sind nicht optimal - ich hoffe, dass man da noch was ändern kann, auch wenn das sicherlich nicht so einfach sein wird. Hoffentlich werden die Bodenwellen für das kommende Jahr geändert, denn das ist meiner Meinung nach schlimmer als auf allen anderen Strecken."

Frage: "Hast du eine spezielle Lieblingsstelle?"
Heidfeld: "Ehrlich gesagt, die ganze Strecke. Nur die letzte Kurve ist etwas anders zu fahren als der Rest, denn dort stimmt die Balance nicht so ganz. Man hat dort auch einige Autos gesehen, die sich an diesem Punkt gedreht haben oder abgeflogen sind. Das passt irgendwo nicht genau ins Schema, denn diese Kurve ist schwierig zu fahren. Alles andere ist sehr flüssig und macht sehr viel Spaß."

Frage: "Du hattest an der Boxenausfahrt fast eine Kollision. Wie verhält es sich damit genau?"
Heidfeld: "Es ist etwas schwierig hier, das haben wir aber schon im Voraus gesehen. Die Boxeneinfahrt ist extrem langsam und wenn man da hinter einem anderen herfährt, dann kann einem das die Runde versauen. Ich weiß aber nicht, wie man das kurzfristig ändern könnte. Bei der Ausfahrt ist es jedenfalls ähnlich, da kommt man mitten in den Scheitelpunkt hinein."

Frage: "Du schienst in Kurve zehn einige Schwierigkeiten zu haben..."
Heidfeld: "Das war ab und an auch ziemlich schwierig. Zweimal habe ich dort die Mauer geküsst - zum Glück aber nur geküsst und nicht heftig eingeschlagen."

Heidfeld verteilt Bestnote bei Schwierigkeit

Frage: "Wie sind denn nun diese 'Schildkrötenpanter'? Da ist heute früh ja noch gewerkelt worden..."
Heidfeld: "Mir ist es beim Fahren nicht aufgefallen, dass sie jetzt tiefer waren als beim Ablaufen der Strecke. Es war allerdings besser als erwartet. Man kann nicht wirklich gut darüberfahren und die beiden Male, als ich nahe an der Mauer dran war, hatten schon auch mit diesen Kerbs zu tun. Es gab aber keinen Crash und das hält uns wirklich weg von den Kerbs. Es war nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte."

Frage: "Gibt es für dich eine gefährliche Stelle?"
Heidfeld: "Naja, diese Stelle ist schon dahingehend gefährlich, dass man leicht abfliegen kann. Dort ist man allerdings nicht so schnell, dass es einen riesigen Crash geben kann. Ansonsten sind die Auslaufzonen nicht so wie auf den neusten Strecken, aber für einen Stadtkurs ist das schon in Ordnung."

Frage: "Auf einer Schwierigkeitsskala von eins bis zehn: Wo siehst du diese Strecke?"
Heidfeld: "Zehn."

Frage: "Was ist die besondere Herausforderung?"
Heidfeld: "Es sind einfach unheimlich viele Kurven auf recht engem Raum. Viele Kurven folgen unmittelbar aufeinander und es gibt wenig Spielraum für Fehler. Auch wenn man einige Kerbs hat, an manchen Stellen kommen wir der Mauer doch recht nahe. Die Bodenwellen machen das ganze natürlich nicht einfacher. Der Kurs ist einfach sehr anspruchsvoll."

300 Kilometer in feuchter Hitze

Frage: "Ist es physisch anstrengend?"
Heidfeld: "Sehr, ja. Die Bodenwellen machen das eine Spur schlimmer. Am übelsten sind allerdings die Temperaturen. Ursprünglich dachte ich, dass wir bei Nacht davon verschont bleiben würden. Wir sind hier aber in einer heißen Region der Welt - doch dass es so heiß wird, hätte ich nicht gedacht. Das ist also wirklich anstrengend."

Frage: "Ist es schlimmer als in Budapest oder Malaysia?"
Heidfeld: "Ja, ich denke schon."

Frage: "Das wird ein sehr langes Rennen..."
Heidfeld: "Ja. In Monaco sind es zum Glück ja nur 250, doch hier fahren wir 300 Kilometer."

Frage: "Was passiert, wenn es hier regnet?"
Heidfeld: "Schwer zu sagen. Man hat in den vergangenen Tagen schon sehen können, dass es bei Regen viel stehendes Wasser gibt. Dabei bin ich aber noch nicht um die Strecke gefahren und kann auch die Beleuchtung nicht einschätzen."

Frage: "Spürt man die Turbulenzen vorausfahrender Autos?"
Heidfeld: "Das spürt man schon, wobei ich nicht versucht habe, extrem nahe dran zu bleiben."