• 07.03.2009 10:27

  • von Roman Wittemeier

Head: Williams muss diese Chance nutzen

Williams-Teilhaber Patrick Head sieht die Formel 1 auf einem guten Weg und macht sich trotz der Wirtschaftskrise wenig Sorgen: "Es werden Geschäfte gemacht"

(Motorsport-Total.com) - Die neuesten Sparmaßnahmen, die am Donnerstag von der Teamvereinigung FOTA vorgeschlagen wurden und am 17. März vom FIA-Weltrat verabschiedet werden sollen, kommen vor allem den kleinen Rennställen zugute. Im Vergleich zu den großen Herstellern gilt Williams - als ehemaliges Weltmeisterteam - mittlerweile auch zu den kleineren Mannschaften in der Königsklasse. Entsprechend gut sollte der eingeschlagene Weg in Grove ankommen.

Titel-Bild zur News: Patrick Head

Patrick Head hat nebenbei am Formel-2-Projekt bei Williams gearbeitet

"Zunächst einmal haben wir dieses Jahr ganz andere technische Vorgaben", wich Patrick Head der Diskussion um Sparmaßnahmen in der britischen Zeitung 'The Sun' zunächst aus. "Das birgt für alle Teams erst einmal große Chancen. Erst am Saisonstart werden wir aber erkennen können, wer diese Möglichkeiten am besten ausgeschöpft hat. Wir haben viel am neuen Auto gearbeitet, waren oft im Windkanal. Es ist schön, wenn sich die Regeln mal so grundsätzlich ändern", sagte der erfahrene Techniker.#w1#

Hat Red Bull das Referenzfahrzeug?

Jerez, Circuit de Jerez RBS

Die Royal Bank of Scotland wird bis Ende 2010 Sponsor bleiben Zoom

Doch dann kam Head doch noch auf die jüngsten Sparvorschläge: "Wir haben in den vergangenen Jahren immer gegen Teams gekämpft, deren Budget vier, fünf oder sechs Mal so hoch war wie unseres. Wir haben uns darüber nie beklagt. Aber natürlich ist das recht schwierig, wenn man nicht so viele Ressourcen hat und mit den Herstellern nicht mithalten kann. Jetzt ist diese Lücke etwas kleiner geworden. Wenn wir schlau sind, können wir davon profitieren."

"Ich gehe davon aus, dass wir alle die neuen Regeln etwas unterschiedlich interpretiert haben", sagte der Williams-Teilhaber weiter. "Sobald sich ein Auto als das schnellste präsentiert, werden sich alle anderen diesen Wagen ganz genau anschauen. Adrian Newey hat bei Red Bull offenbar einen ganz guten Job gemacht. Ich glaube aber, dass bei den Tests jeder sein eigenes Programm durchzieht und die meisten mit recht viel Benzin fahren. Wir haben bisher noch nicht gesehen, wer wirklich schnell ist und wer nicht."

Insgesamt 16 Titel hat Williams bisher gesammelt, doch der letzte Sieg liegt mittlerweile über vier Jahre zurück. Juan Pablo Montoya stand im Oktober 2004 letztmals für die Mannschaft aus Grove ganz oben auf dem Podest. 72 Rennen sind seither vergangen. Die ausbleibenden Erfolge hatten auch finanzielle Konseqenzen. Zuerst verabschiedete sich Motorenpartner BMW Ende 2005, dann sprangen Sponsoren ab und Bernie Ecclestone musste dem Team mit einem Vorschuss weiteres Leben einhauchen.

Banken werden weiter Geld geben

Nico RosbergJerez, Circuit de Jerez

Kann Nico Rosberg mit dem Williams FW31 zu Erfolgen fahren? Zoom

Hinzu kamen Probleme von Hauptsponsor Royal Bank of Scotland (RBS). Die britische Bank hat unter der Finanzkrise heftig gelitten und fährt ab sofort einen strikten Sparkurs. Ende des Jahres 2010 läuft das Engagement bei Williams aus. "Es ist in heutigen Zeiten doch eher ein positives als ein negatives Signal, wenn solch ein Sponsor sagt, dass er seinen Vertrag auf jeden Fall einhält", kommentierte Head. "RBS ist ein toller Sponsor, aber deren Engagement macht in unserem Budget nicht einmal 15 Prozent aus."

"Natürlich sind es schwierige Zeiten für Banken. Aber zum Beispiel in Singapur waren 700 hochrangige Gäste aus dem pazifischen Raum auf Einladung von RBS zu Gast. Nachher sagten sie uns, dass die Veranstaltung allein schon das gesamte Sponsoring rechtfertige. Natürlich gibt es eine Rezession, aber es werden doch trotzdem weiter Geschäfte gemacht. Sobald Geschäfte gemacht werden, spielen auch Banken immer eine Rolle. Die werden sich ihren Anteil schon sichern."

Nach dem ungewohnten Head-Ausflug in die Welt der Finanzen, kehrte er schnell wieder zum Sportlichen zurück. "Ich halte viel von Nico Rosberg. Ich hoffe, dass wir ihm dieses Jahr ein konkurrenzfähiges Auto geben können", so Head mit Blick auf die Drohung des Deutschen, bei Misserfolg am Ende des Jahres abzuwandern. "Was soll er auch sagen? Das ist wie bei einem Fußballer auch. Kann er sein Ziel dort nicht erreichen, wo er gerade ist, dann muss er eben gehen."