• 10.10.2003 16:26

Head: "Ferrari ist in diesem Sport sehr einflussreich"

Der Technische Direktor im Gespräch über über den US-GP, die Regeln für 2004, Entscheidungen pro Ferrari, Montoya und Villeneuve

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Es ist bereits ein Plan wie das Rennwochenende 2004 aussehen soll bekannt geworden und ich denke, dass die Pressevertreter nicht gerade beeindruckt sind. Es gibt keine Kostenreduzierung, den kleinen Teams wird damit nicht geholfen und der Freitag wird uninteressanter. Dieses Jahr hatten wir jedoch eine fantastische Meisterschaft und jeder hat das Gefühl, dass man etwas das nicht kaputt gegangen ist auch nicht reparieren sollte. Patrick, wie stehst du dazu?"
Patrick Head: "Ich stimme mit Ove überein, denn es handelt sich hier um Dinge auf die wir keinen großen Einfluss hatten. Es gab in Indianapolis verschiedene Treffen, doch der Plan wurde von Leuten gemacht die vielleicht ein direktes Interesse dahingehend haben was sie am Freitag oder Samstag verkaufen können. Ich habe die beiden verschiedenen Übereinkünfte zu den Testfahrten nicht gemocht, doch ich sehe natürlich warum es für die finanziell schwächeren Teams extrem hilfreich gewesen ist am Freitag zwei Stunden zu testen. Wir, Williams, haben die Idee unterstützt am Freitag vier oder viereinhalb Stunden zu testen, doch verschiedene Leute hatten andere Interessen. Aber wir hatten wirklich keinen großen Einfluss was die Veränderungen vom letzten für dieses Jahr betraf, doch wir haben uns daran angepasst in zweieinhalb Stunden die Rennvorbereitungen durchzuführen und wir werden uns auch nächstes Jahr anpassen. Es ist aber keine Entscheidung gewesen an der wir beteiligt waren."

Titel-Bild zur News: Patrick Head (BMW-Williams)

Wunderte sich schon über so manche Entscheidung: Patrick Head

Frage: "Ist die WM dieses Jahr so spannend gewesen weil es diese Regeländerungen gegeben hat oder war es eher eine normale Entwicklung?"
Head: "Ich glaube, dass der hauptsächliche Einfluss darin bestanden hat, dass drei und manchmal vier Teams konkurrenzfähig waren und das war vorher nicht der Fall. Wir konnten uns auch letztes Jahr in nur einer Runde gut qualifizieren das dann aber nicht umsetzen. Unsere Reifen haben viel stärker abgebaut als die von Ferrari. Jetzt sind drei, manchmal vier Teams konkurrenzfähig. Ich denke, dass Renault jetzt vermutlich auf jeder Strecke wettbewerbsfähig ist. Ihr Motor scheint nicht mehr länger den Rückstand zu haben den es zu Saisonbeginn gab. Ich denke, dass Ferrari letzte Saison allen anderen Autos überlegen war, doch wie auch immer die Regeln verändert werden, am Ende kommt doch ein ähnliches Ergebnis heraus."

Frage: "Patrick, ihr kämpft dieses Wochenende um die Konstrukteursmeisterschaft. Geht ihr das Wochenende deshalb etwas anders als sonst an?"
Head: "Nicht wirklich. Wir hoffen nur, dass es hier etwas besser für uns ausgeht als in Indianapolis, wo wir es in vielerlei Hinsicht nicht hinbekommen haben. Wir müssen vier Punkte mehr als Ferrari holen. Die leichteste Art das zu tun besteht darin Erster und Zweiter zu werden. Genau das ist unser Ziel."

Kritik an Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya

Frage: "Was lernt ein so erfahrenes Team wie Williams aus einem Rennen wie in Indianapolis?"
Head: "Ich glaube, dass wir noch ein paar Dinge lernen können. (Lacht)"

Frage: "Was zum Beispiel?"
Head: "Nun, unsere Fahrer haben offensichtlich beide Fehler gemacht. Ralfs war gravierend, denn er befand sich in einer guten Position und Juans hat den Ausgang seines Rennens beeinflusst. Wir selbst haben aber auch strategische Entscheidungen getroffen die nicht ideal waren und die Bedingungen haben sich als vorteilhaft für Bridgestones einfachen Regenreifen herausgestellt. Allerdings ist das etwas was schon lange Zeit so ist und eine Sache die Michelin in den Griff bekommen muss. Ich denke, dass Räikkönen ein perfektes Rennen gefahren ist. Ich bin nicht sicher ob er gewonnen hätte, wenn es trocken geblieben wäre, doch er wäre vermutlich vor Michael ins Ziel gekommen und durch das Regenwetter kam er nur als Zweiter an."

Stärkster Gegner ist im Moment Ferrari

Frage: "Patrick, gibt es etwas Neues bezüglich der Verhandlungen zwischen den Herstellern und den Banken? Ist eine Lösung in greifbarer Nähe oder noch immer weit entfernt?"
Head: "Ich denke, dass es eine falsche Annahme ist, dass die Teams am Ende der Startaufstellung um ihren Anteil kämpfen und den Gürtel enger schnallen müssen während die Teams an der Spitze das Geld einsacken und sich nur Gedanken machen wie sie es investieren oder was sie mit dem Überfluss machen sollen. Ich bin nicht sicher was die anderen Teams betrifft, doch für das Williams-Team trifft das nicht zu. Ich war sehr überrascht, als ich las, dass unser neuer Vertrag mit BMW bedeuten soll dass wir in den nächsten fünf Jahren 700 Millionen Dollar erhalten. Ich muss sagen, dass in keinem der Dokumente das ich gesehen habe eine konkrete Summe genannt wurde. Tatsache ist, dass alle Teams danach streben an die Spitze zu gelangen und die die oben sind dort bleiben wollen. Die, die danach streben, müssen Pläne machen wie sie nach vorne kommen und sich auf das Level des stärksten Gegners begeben und der ist im Moment Ferrari."

Übereinkunft zwischen Herstellern und Banken lässt weiter auf sich warten

"Es wurde vorhin kurz gefragt ob es 48 Testtage oder 48 Autotesttage sind. Wie es im Moment ausschaut sind es 48 Testtage und ich bezweifle, dass Ferrari sagen würde 'Oh ja, wir müssen den Umfang unserer Testkilometer halbieren'. Man kann beim Testen aber mehr oder weniger effizient sein und es gibt nur sehr wenige Tests bei denen man nichts lernt. Wenn man auf 48 Testtage beschränkt ist, wird man wohl öfter mit drei oder vier Autos fahren müssen, und vielleicht nicht alle auf der gleichen Strecke. Man kann sich vorstellen was das bedeutet, denn alle brauchen jeweils eine eigene Ausrüstung, Telemetrie und so weiter."

"Was das Geld betrifft, so ist es keine Frage von... Offensichtlich ist das Budget unterschiedlich, doch selbst an Spitze wird schwer gearbeitet und versucht das Maximum aus den zur Verfügung stehenden Mitteln herauszuholen. Um das abzuschließen: Ich würde sagen, dass wir alle unterschiedliche Ansichten zu einigen Dingen haben, doch grundsätzlich ist die Betrachtungsweise die, dass zu viel von den Einnahmen durch die Fernseheinkünfte, Werbung und so weiter nicht an die Leute ausgezahlt wird die für die Show verantwortlich sind und Geld investieren. Egal ob das jetzt Paul Stoddart, Eddie Jordan oder Williams ist, genau das ist die Sache die korrigiert werden muss und jedes Team, egal ob an der Spitze oder am Ende der Startaufstellung, will diese Korrektur sehen."

Bestrafung von Montoya beim US-Grand Prix sorgte für Aufregung

Frage: "Und wie nahe ist eine Lösung?"
Head: "Ich habe jede Menge gehört, doch das geht nun schon seit letztem Jahr so. Ich warte einfach ab."

Frage: "Nach dem US-Grand Prix gab es in der amerikanischen Presse auf Grund der Bestrafung von Juan-Pablo einige Aufregung. Es tauchte die Frage auf warum ihr keine Möglichkeit hattet dagegen zu intervenieren. Wie ist die Vorgehensweise, habt ihr die Möglichkeit gegen so eine Entscheidung Einspruch einzulegen? In diesem Fall hat Rubens Barrichello anschließend gesagt, dass er Getriebeprobleme hatte, dass dies aber keinen Einfluss auf die Situation mit Juan-Pablo hatte. Er hat aber auch gesagt, dass er in einem anderen Teil des Rennens wegen dieser Getriebesache langsam in eine Kurve hineinfuhr und ihn deshalb jemand überholen konnte. Das ist ja eine Grauzone. Habt ihr eine Chance noch bevor die Strafe ausgesprochen wird wegen so einer Grauzone etwas zu unternehmen?"
Head: "Nein, haben wir nicht. Wir haben auf den Bildschirmen nur gesehen, dass der Zwischenfall mit Juan-Pablo den Kommissaren gemeldet wurde, was dann Renndirektor Charlie Whiting hätte untersuchen müssen, doch wir haben keine Gelegenheit an dieser Entscheidung teilzuhaben. Als Nächstes sahen wir dann, dass er eine Durchfahrtsstrafe bekommen hatte und diese Strafe muss man dann innerhalb von drei Runden antreten. Bei einer Rundenzeit von 1:12 Minuten pro Runde in Indianapolis, und mit meinem Bein, würde ich nicht zum Renndirektor humpeln können. Wir haben aber auch keine Verbindung zu Charlie... Es war ganz offensichtlich ein Überholmanöver..."

Unverständnis über variierende Auffassungen zum Thema Rennunfall

"Rubens sagte mir, dass er seiner Meinung nach genug Platz für Juan gelassen hat. Es war ein sehr aggressives Manöver, darüber gibt es keinen Zweifel, und es endete mit Rubens im Kiesbett. Was die Strafe angeht, so gab es andere Umstände die seine Position im Rennen negativer beeinflusst haben, doch ohne die Strafe hätte er hier wohl noch um die Meisterschaft kämpfen können. Natürlich vertrete ich die Ansicht, dass die Strafe unnötig scharf ausgefallen ist, doch wir haben schon einige sehr... Ich bin noch immer verblüfft über das was in Silverstone zwischen Michael und Alonso vorgefallen ist und als in Ordnung befunden wurde. Er ist buchstäblich von einer Seite auf die andere gefahren und hat Alonso bei Tempo 300 ins Gras gedrängt. Ich bin erstaunt, dass das absolut in Ordnung gewesen sein soll und Ralfs Manöver in Hockenheim nicht richtig war. Ich würde sagen, dass die Auslegung der Bestimmungen bei Rennunfällen in diesem Jahr sehr stark variiert."

Verkappte Kritik an Charlie Whiting

Frage: "Patrick, wie denkst du darüber, dass es bei zwei Zwischenfällen zwischen Juan-Pablo und einem Ferrari in diesem Jahr immer geheißen hat 'Zwischenfall mit Auto Nummer 3 wird untersucht', nur eurem Auto? Es sind doch eigentlich immer zwei daran beteiligt?"
Head: "Wir sind alle paranoid. Zumindest wurde gesagt, dass wir alle paranoid sind und das Problem besteht darin, dass es sehr einfach ist sich auf diese Denkweise einzulassen. Es gibt eigentlich keine adäquate Antwort darauf, denn man wird nie zu einem Ergebnis kommen. Verschiedene Zwischenfälle in die Ferrari und die FIA involviert waren haben mich in der Vergangenheit schon sehr beeindruckt und einige über die ich viele Insider-Informationen besitze haben mich einfach nur verblüfft. Ich habe absoluten Respekt vor Charlie Whiting, doch er steht nicht immer über den Dingen. Manchmal hat er einen Weg eingeschlagen der schwierig ist, doch auf mehr als diese Aussage lasse ich mich nicht ein."

Lob und Kritik für Jacques Villeneuve

Frage: "Über die Jahre kamen immer wieder Meldungen auf wonach die Zusammenarbeit mit Jacques Villeneuve schwierig wäre. Er hätte nicht die richtige Einstellung und würde sich nicht integrieren. Ich weiß nicht ob das stimmt, doch Jacques sagte uns, dass man die Leute fragen müsse mit denen er arbeitet und diese bestätigen könnten, dass er einhundert Prozent gibt. Kannst du etwas zu dieser Sache sagen?"
Head: "Nun, ich muss zuerst einmal sagen, dass Geoff [Willis, Anm. d. Red.] derjenige ist der am besten darauf antworten sollte. Es ist schon lange her, dass wir mit Jacques gearbeitet haben. Ich denke, dass sein bestes Jahr für uns die Saison 1996 war, in der er sehr individuell gewesen ist, sehr willig war andere Abstimmungen auszuprobieren und beinahe in seinem ersten Jahr die Meisterschaft gewonnen hätte. Er hätte auch seinen allerersten Grand Prix gewonnen, hätte es nicht dieses Ölleck gegeben. Ich denke, dass er ein großartiger Fahrer ist. Daran besteht gar kein Zweifel. 1997 hatte er meiner Ansicht nach ein wirklich besseres Auto als Michael. In meinen Augen hat er es sich aber unnötig schwer gemacht die Meisterschaft zu gewinnen. Wenn ich zu Jacques gesagt hätte dass er das Auto etwas zu hart abgestimmt hat und es etwas weicher abstimmen sollte, so hätte er sicher zu Jock [Clear, seinem Renningenieur, Anm. d. Red.] hinübergeschaut und gesagt 'Ich will es noch härter abstimmen'. Das war reine Uneinsichtigkeit. Er ist wirklich ein uneinsichtiger Typ und seine Einstellung lautet 'Ich zeige dir, dass ich es auch auf meine Art schaffen kann'. Ob er in seinen späteren Jahren daraus gelernt hat und weiser geworden ist, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber, dass er sich den Gewinn der Meisterschaft 1997 verdammt schwer gemacht hat. Er ist aber ein sehr talentierter, sehr schneller Fahrer. Warum er dieses Jahr so einige schwierige Zeit hatte, kann ich nicht sagen, da muss man Geoff [Willis, Anm. d. Red.] fragen."

Montoya "zielstrebig" - Manöver gegen Barrichello "gewagt"

Frage: "Okay, sprechen wir jetzt einmal über Juan-Pablo, besonders wie er sich beim Start verhält. Indianapolis war ja kein besonders ruhiger Start und blickt man zurück nach Montreal, so hat er es sich früh im Rennen in der letzten Schikane vergeben. Seid ihr euch dessen bewusst. Regt er sich ab je länger der Grand Prix läuft oder ist das nur eine Einbildung?"
Head: "Er ist auf jeden Fall ein zielstrebiger Typ. Ob man das jetzt so auslegen kann dass er zu Beginn Rot sehen würde weiß ich nicht, doch ich denke, dass es in Indianapolis nicht hilfreich war wenn die eigenen Fahrer keinen guten Start hatten. Ich denke, dass unsere Starts bis Hockenheim aber sehr gut waren. Danach scheinen sie aber nur noch durchschnittlich bis armselig gewesen zu sein. Das bedeutet vermutlich, dass die anderen in diesem Bereich schneller Fortschritte gemacht haben als wir."

"Ich denke, dass wir in Ungarn als Vierter und Sechster in die erste Kurve gefahren sind und am Ende der Runde Achter und Achtzehnter waren. Wir hatten den Fahrern aber gesagt, dass sie, was auch immer sie in der ersten Kurve tun, bloß nicht auf die Außenseite der Strecke geraten sollten, denn dort ist bisher noch jeder rausgerutscht. Unsere beiden Fahrer sind sich dann beinahe auf der Außenseite ins Auto gefahren. Nun wird man sagen, dass die Fahrer bei der Anfahrt zur ersten Kurve ganz sicher nicht zu sich selbst sagen, dass sie sich daran erinnern müssten was Patrick Head ihnen gesagt hat. Juan ist jedoch ein sehr zielstrebiger Fahrer und es kommt wie es kommt."

"Man hat eben Rennen wie in Monaco und Hockenheim und es gibt unterschiedliche Meinungen darüber. So ist es auch bei den Überholmanövern, da gibt es auch Leute die grinsen, applaudieren und dann sagen 'Was für ein Idiot'. Das Eis auf dem man sich in diesem Geschäft bewegt ist hauchdünn. Ich denke, dass das Überholmanöver gegen Rubens etwas gewagt war, doch er konnte Michael davor sehen und das war sein Problem. Michael fuhr ihm davon. Rubens hat Platz gelassen, doch die Wahrheit ist, dass dieser Platz nicht ausreichte."

Der Freitag wird auch 2004 interessant sein - zumindest aus Sicht der Teams

Frage: "War der Hintergedanke der Qualifikation am Freitag in diesem Jahr nicht der, dass dadurch die Show verbessert werden sollte? Gibt es eine einstimmige Übereinkunft darüber, dass die Vorschläge für nächstes Jahr den Freitag abwerten und wenn dem so ist, hat das dann überhaupt eine Bedeutung?"
Head: "Der Freitag wird für uns ganz sicher immer wichtig sein, denn unter normalen Bedingungen und bei trockenem Wetter müssen wir bis neun Uhr am Samstagmorgen unsere Reifenwahl getroffen haben, was so gewählt wurde dass wir am Freitag auch fahren. Wir müssen unseren Rennmotor am Freitagmorgen zum Beginn des Freien Trainings bereits eingebaut haben und fahren also mit dem Motor den wir auch im Rennen benutzen."

"Ich kann mir deshalb vorstellen, dass einige Leute nur mit einem Drehzahllimit fahren werden oder vielleicht nur eine von vornherein festegelegte beschränkte Distanz. Allerdings müssen wir uns auch um Dinge wie die Kühlung der Bremsen und des Motors kümmern und das beeinflusst auch die Leistungsfähigkeit des Autos am Freitag. Für uns ist es ein sehr interessanter Tag. Keinesfalls wird er weniger interessant sein. Tatsächlich wird der Freitag nächstes Jahr sogar noch interessanter, doch es ist vielleicht schwierig darüber einen Artikel zu schreiben. Zumindest glaube ich das. Andererseits, wie umfangreich sind die Artikel über das Einzelzeitfahren am Freitag denn jetzt?"

Probleme mit der Tankanlage weiterhin ein Diskussionsthema

Frage: "Und was wenn die Strecke in der ersten Stunde verschmutzt ist?"
Head: "Mit einer staubigen, schmutzigen Strecke wird es natürlich schwieriger als wäre sie vorher etwas saubergefahren und etwas Gummi gelegt worden. Aber ich weiß gar nicht woher diese Geschichte mit dem Sauberfahren stammt. Ich denke, dass es von Ron kam. Sagen wir einfach, dass es Ron war, denn er ist ja nicht hier. Offensichtlich werden wir das mit dem Säubern der Strecke dann selbst in die Hand nehmen müssen."

Frage: "In Indianapolis hatte Williams ein Problem mit der Tankanlage und vermutlich hat jedes Team irgendwann welche gehabt. Das Problem ist bisher aber gewesen, dass die Teams dafür die fehlerhaften von der FIA gestellten Anlagen verantwortlich machen, Charlie Whiting jedoch Bedienfehler als Ursache für die Probleme wähnt. Bist du mit der Tankanlage zufrieden und wenn nicht wie kann man da etwas verbessern?"
Head: "Vermutlich liegt die Wahrheit genau in der Mitte von dem was geschildert wurde. Es hat verschiedene Probleme gegeben die eindeutig auf die Tankanlage zurückzuführen waren und diese Probleme sind behoben worden. Ich weiß, dass es zu Saisonbeginn ein Softwareproblem gegeben hat. In Indianapolis war es bei uns aber ein hausgemachtes Problem. Charlie hat also zur Hälfte Recht, zur anderen nicht."

Änderungen in den technischen Bestimmungen sind wegen Explosion der Motorleistung notwendig

Frage: "Patrick, du hast Jahre damit verbracht die schnellsten Autos zu konstruieren, denn darum ging es in der Formel 1 ja. Seit sieben oder acht Jahren wird aber versucht die Geschwindigkeit der Autos durch das Reglement zu reduzieren. Ihr müsst irgendwo immer Zeit herausquetschen. Ist das von einem philosophischen Standpunkt eines Ingenieurs, der keine schnellen Auto mehr konstruieren darf, nicht sehr frustrierend?"
Head: "Nun, die Regeln wurden dahingehend verändert, um die Autos zu verlangsamen und ich nehme an, dass das schon 1982 mit dem Verbot dessen begann was als Autos mit Bodeneffekt bekannt ist, wenngleich diese Autos vermutlich nicht mehr Bodeneffekt hatten als sie das jetzt haben. Die Bemühungen, die Autos zu verlangsamen, gibt es also schon seit langer Zeit, egal ob man das durch Rillenreifen oder Veränderungen der Aerodynamik versucht."

"Während dieser Zeit sind aber auch enorme Verbesserungen in der Konstruktion gemacht worden, und bei den Sicherheitsbemühungen welche die Fahrer vielleicht etwas mehr verleiten. Es wird sicherlich nicht absichtlich getan, doch das Vertrauen in das Auto lässt sie Manöver durchführen die sie vor 20 Jahren nie gewagt hätten. Als sich die Formel 1 veränderte, fuhren wir unbeschränkte Turbomotoren mit 850 bis 900 PS unter Rennbedingungen und dann wurden die Turbomotoren in ihrer Leistungsfähigkeit beschränkt und es gab weitere Änderungen hin zu normalen Motoren."

"Ich glaube, dass es damals einen DFR mit 600 PS gab und niemand der Meinung war man könnte aus einem Motor mit dreieinhalb Liter Hubraum mehr als 650 PS herausholen. Jetzt sind wir mit einem Drei-Liter-Motor bei ungefähr 900 PS. Angesichts dieser gewaltigen Veränderungen im PS-Bereich muss es in den technischen Bestimmungen die für die Autos gelten also auch ein paar Veränderungen geben."

Heads WM-Tipp: Michael Schumacher wird Fahrerweltmeister, Williams sichert sich den Konstrukteurstitel

Frage: "Ist es aber nicht so als würde man Jahre lang trainieren, um der schnellste Läufer zu werden, und plötzlich wird einem vorgeschrieben nur noch mit einem Bein zu rennen?"
Head: "Ja, doch der Motorsport ist eine künstliche Veranstaltung. Ohne Regeln könnten wir aber zwei Stunden oder so benötigen um die Fahrer in einen speziellen Anzug zu stecken der wegen der hohen G-Kräfte notwendig ist. Die einzige Sache, und darüber wird derzeit debattiert, ist die, über den Zeitpunkt an dem man die Autos umfangreich abrüsten muss, um die Rundenzeiten beizubehalten weil es technisch höchst beeindruckende Verbesserungen in der Motorenleistung gibt."

Frage: "Nach diesen ernsthaften Themen eine andere Frage. Kannst du eine Vorschau darüber machen wie die Weltmeisterschaft ausgehen wird?"
Head: "Ich denke, dass Michael Schumacher die Fahrermeisterschaft gewinnen wird. Ich glaube aber auch, dass Kimi Räikkönen eine fantastische Saison hatte und extrem gut gefahren ist. Und ich denke, dass Williams die Konstrukteursmeisterschaft gewinnt."

Ferrari ist sehr einflussreich

Frage: "Patrick, du bist vorhin auf die Bestimmung zu den 48 Testtagen eingegangen. Bedeutet das für nächstes Jahr gleich bleibende Kosten oder wird es auf Grund der logistischen Anstrengungen höhere Ausgaben zur Folge haben?"
Head: "Nun ja, man wird ja nicht zum gleichzeitigen Testen auf verschiedenen Strecken gezwungen. Allerdings steigen die Personal- und Materialkosten dadurch und ich glaube, dass ich keine Beschränkung gesehen habe die einem vorschreibt mit wie vielen Autos man fahren darf. Ich sehe das im Moment deshalb nicht als Beschränkung im Vergleich zur diesjährigen Regelung an."

Frage: "War es aber nicht die Absicht im nächsten Jahr die Ausgaben zu reduzieren? Das wird ja nun wohl nicht der Fall sein. Ferrari wird wohl mindestens genauso viel ausgeben wir bisher oder?"
Head: "Wie bereits angesprochen, so ist Ferrari in diesem Sport sehr einflussreich und sie sind diejenigen die gesagt haben, dass sie keine Testbeschränkung akzeptieren werden die darüber hinaus geht die fünf Testtage nach einem Grand Prix auf vier zu verringern, womit wir bei etwas über 48 Tagen sind. Wenn etwas einstimmig beschlossen werden muss, jedoch ein Team klar sagt man wird darüber nicht diskutieren, weil man sich auf keine Testbeschränkung einlassen will, dann gibt es keinen Grund das ganze Thema noch weiter auszuweiten oder?"

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