Haug: Wir haben noch Chancen
Der große Vorsprung von Ferrari in Melbourne geht offenbar auch auf die Bridgestone-Reifen zurück
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat bisweilen das Wochenende des Grand Prixs von Australien dominiert. Schon im ersten Freien Training lagen die Fahrer des Teams aus Maranello mit 1,5 Sekunden Vorsprung vor dem gesamten Feld deutlich in Führung. Auch am Samstag Morgen änderte sich daran im Freien Training wenig. Zwar kam die Konkurrenz von BMW-Williams und McLaren-Mercedes den "Roten" ein paar Zehntelsekunden näher, doch der Vorsprung Ferraris betrug immer noch über 1,2 Sekunden.

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Bridgestone-Reifen: Der Grund für Ferraris Dominanz?
Auch im Qualifikationstraining ließ Ferrari der Konkurrenz keine Chance, doch der Abstand schrumpfte weiter. Ralf Schumacher hatte auf Platz drei nur noch 0,436 Sekunden Rückstand, David Coulthard auf Rang vier 0,603 Sekunden. Der Schotte war noch am Freitag nach dem Freien Training fest davon überzeugt, dass es am Sonntag einen harten Kampf um den Sieg geben wird ? zwischen den drei Topteams.
Wie der "Silberpfeil"-Fahrer jetzt im 'BBC' erklärte, ist der Rückstand offenbar auf die Reifen zurückzuführen. Schon im vergangenen Jahr waren die Michelin-Reifen besonders bei heißen Temperaturen besonders gut, doch die Asphalttemperaturen in diesen Tagen im Albert Park liegen deutlich unter den erwarteten Werten. Bei kühlen 17 Grad konnten die Reifen der Franzosen, auf denen McLaren-Mercedes seit diesem Jahr genauso wie der BMW-Williams-Rennstall unterwegs ist, keinen optimalen Grip aufbauen.
"Es war kein sehr schönes Training", erklärte David Coulthard. "Ferrari war wieder in der Lage, vorne zu sein. Es ist keine Frage, dass es zwischen uns und den Williams-Fahrern eng ist. Ferrari hat auf der Strecke einen kleinen Vorteil mit ihrem Paket. Das geschieht von Zeit zu Zeit, weil wir beide auf unterschiedlichen Reifen unterwegs sind", fordert "DC" Reifenpartner Michelin auf, in Zukunft bessere Reifen zu entwickeln, die auch bei niedrigen Temperaturen optimalen Grip finden.
BMW-Williams-Fahrer Ralf Schumacher, der im Qualifikationstraining am nächsten an die Ferrari-Fahrer herankam, ergänzte: "Die Größe des Abstandes überrascht ein wenig." Schließlich ist nicht zu vergessen: Auch wenn der F2001 weiterentwickelt wurde, handelt es sich bei dem Auto um den Vorjahres-Boliden. Und der neue F2002 wird sicherlich nicht langsamer als sein Vorgänger sein.
Auch Ferrari selber führt den großen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz auf die neuen Bridgestone-Reifen zurück, die offenbar in Melbourne besser denn je funktionieren. "Sicherlich gilt Bridgestone ein großer Dank, denn sie haben uns einen hervorragenden Reifen zur Verfügung gestellt", erklärte Michael Schumacher auf der FIA-Pressekonferenz. Dass es daran aber nicht alleine liegen kann, zeigt der große Rückstand weiterer Bridgestone-Fahrer auf die Spitze, die alle mindestens zwei Sekunden Rückstand zur Pole Position haben (8. Giancarlo Fisichella +2,026 Sek.).
Trotzdem hat sich die Konkurrenz von Ferrari noch nicht ganz abgeschrieben, vorausgesetzt, am Sonntag wird es warm und im Warm Up am Morgen kommt viel Gummi auf die Strecke, was den Michelin-Reifen in der Vergangenheit immer geholfen hat. "Vielleicht können wir Ross Brawn (Ferrari-Technikdirektor; d. Red.) zeigen, dass es noch mehr Gegner als nur die Blauweißen gibt", erklärte Mercedes-Benz-Motorsportdirektor Norbert Haug gegenüber 'Premiere World'. "Wenn es heiß wird, würde ich uns nicht als ganz chancenlos bezeichnen."

