Haug: "Wir brauchen noch etwas Zeit"
Norbert Haug geht davon aus, dass die Formel 1 vor einer der besten Saisons steht und dass McLaren-Mercedes schon bald bei der Musik sein wird
(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Mercedes-Team hat keinen optimalen Start in das Wochenende auf dem 5,412 Kilometer langen 'Bahrain Sakhir Circuit' hinter sich. Kimi Räikkönen konnte wegen eines Aufhängungsbruchs im Qualifying keine gezeitete Runde fahren und wird so als Letzter in das erste Saisonrennen gehen müssen. Teamkollege Juan-Pablo Montoya belegte mit 0,733 Sekunden Rückstand den fünften Rang.

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Haug (rechts) im Gespräch mit seinem Kollegen von BMW, Mario Theissen
Bleibt zu hoffen, dass die Silberpfeile nach dem erneuten technischen Problem am Auto von Kimi Räikkönen - was die Fans des Finnen aus dem Vorjahr nur zu gut kennen - im Rennen wenigstens ins Ziel kommen werden.#w1#
So warm, wie es am Rennsonntag sein wird, war es bei den Wintertests selten: "Auf jeden Fall macht dies für niemanden den Saisonbeginn leichter", so Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. An eine große Ausfallserie glaubt der Deutsche aber nicht: "Der Level ist hoch, die Fähigkeiten der Teams sind enorm. Wenn man sieht, wie sich die Teams gesteigert haben, muss man sagen, dass das Niveau sehr hoch ist."
Auch die Teammitglieder stehen zum Saisonbeginn gleich vor einer harten Bewährungsprobe, schließlich geht es kommende Woche mit dem Großen Preis von Malaysia gleich in die zweite Runde der Weltmeisterschaft: "Für die Mechaniker ist das harte Arbeit, viel härtere Arbeit als für uns, denn wir können immerhin nach Hause fliegen. Ich fliege Sonntag zurück und bin Montag in der Früh schon wieder in Frankfurt. Aber die Teams müssen die Aufbauarbeit leisten, das ist eine harte Prüfung zum Anfang des Jahres. Zwei Rennen innerhalb von sieben Tagen hat es glaube ich zum Saisonstart noch nie gegeben."
Unter Stress stehen an diesem und am kommenden Wochenende vor allem die V8-Motoren, die kein Team im echten Einsatz an einem Rennwochenende ausprobiert hat: "Es ist schon beeindruckend, dass die Motoren zwei Renndistanzen am Stück überstehen, denn die Drehzahlen reichen schon jetzt bei vielen Teams und Herstellern an die 20.000 Umdrehungen in der Minute ran, das ist eine beachtliche technische Leistung", so Haug.
Dass die Autos trotz einer um rund 200 PS reduzierten Leistung teilweise schneller sind als im Vorjahr, erklärt der 53-Jährige zum einen mit der Wiedereinführung von Reifenwechseln bei den Boxenstopps, aber auch mit den immer größeren Fortschritten auf dem Aerodynamik-Sektor: "Es ist kein Geheimnis, dass bei den meisten Teams im Drei-Schichtbetrieb 22 bis 24 Stunden am Tag im Windkanal gearbeitet wird, da man einfach Zeit gewinnen kann, wenn man die Aerodynamik richtig versteht. Wir haben noch nie ein so konkurrenzfähiges Feld gehabt, was den Herstellern zu verdanken ist."
Die Zielsetzung für die "Silberpfeile" in diesem Jahr ist laut Haug klar: "Wir haben seit unserem ersten Sieg 1997 bei 30 Prozent der Rennen die Ziellinie als Erster erreicht und diesen Trend wollen wir fortsetzen. Wir haben sechs der letzten sieben Rennen im vergangenen Jahre gewonnen, mehr als alle anderen. Wir haben das schönste Auto im Feld, jetzt wollen wir das schnellste und zuverlässigste haben. Es mag sein, dass wir dafür noch etwas Zeit brauchen. Wir sind gut aufgestellt, sind motiviert und stark, arbeiten besser zusammen als jemals zuvor. Die Basis ist gut, aber wir haben es mit hartem Wettbewerb zu tun."
Überhaupt geht der Mercedes-Motorsportchef davon aus, dass die Fans einer spannenden Saison entgegenblicken können: "Ich denke, dass dieses Jahr durchaus die Chance besteht, dass wir ein halbes Dutzend Teams, also ein Dutzend Fahrer haben werden, die die Möglichkeit besitzen, auf das Podium zu fahren. Das ist eine gute Ausgangsbasis und in erster Linie dem intensiven Wettbewerb der Hersteller zu verdanken."
Es habe "niemals zuvor in der Formel 1 ein Feld gegeben, in dem mindestens 16 Autos so kompakt zusammenliegen, wie das jetzt der Fall ist." Dies sei eine "gute Entwicklung", weil dies den Wettbewerb erhöhe. Gut sei für die Fans in Deutschland natürlich das Plus an deutschen Piloten: "Wenn ich die Testfahrer dazuzähle, dann stellt Deutschland das größte Fahrerkontingent. Alle haben in irgendeiner Form auch mal etwas mit uns zu tun gehabt, was natürlich gut ist." Positiv sieht Haug auch das Duell Mercedes gegen BMW.

