• 11.03.2006 13:20

  • von Fabian Hust

Michael Schumacher knackt Sennas Pole-Rekord

Das neue Qualifying-Format feierte einen tollen Einstand - Michael Schumacher sichert sich vor Ferrari-Teamkollege Felipe Massa die Pole Position

(Motorsport-Total.com) - Das erste Qualifying einer Saison sorgt schon an für sich für viel Spannung bei Fahrern, Teams, Fans und Experten, schließlich ist das Zeitfahren nach den Wintertestfahrten das erste echte Kräftemessen der Teams miteinander. In diesem Jahr kommt noch die Tatsache hinzu, dass es ein neues Qualifying-Format gibt.

Die Frage ist auch, ob die Fans das neue Format verstehen werden, denn selbst die Teams geben zu, dass sie nicht ganz genau wissen, was sie erwarten wird. In den ersten 15 Minuten dürfen alle Fahrer mit beliebiger Spritmenge auf die Strecke gehen und so viele Runden fahren, wie sie wollen. Am Ende dieses ersten Teils scheiden die sechs langsamsten Fahrer aus.#w1#

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher sicherte sich heute die 65. Pole Position seiner Karriere

Zwölf Fahrer scheiden in den ersten Durchgängen aus

Die restlichen 16 Piloten gehen nach einer fünfminütigen Pause in den wieder 15 Minuten langen zweiten Teil, nachdem erneut die sechs langsamen Piloten ausscheiden. Nach den ersten zwei Durchgängen sind damit bereits die letzten zwölf Plätze der Startaufstellung vergeben.

Die Pole Position wird erst im letzten, 20-minütigen Teil vergeben. Hier müssen die Fahrer jedoch mit jener Benzinmenge fahren, mit der sie auch ins Rennen gehen wollen - damit könnten die zuvor ausgeschiedenen Piloten sich kurioserweise mit einer schnelleren Zeit hinter den Fahrern des letzten Durchgangs qualifizieren.

Um es noch komplizierter zu machen, darf verbrauchtes Benzin nachgefüllt werden, aber nur für jene Runden, die maximal um zehn Prozent langsamer waren als die schnellste Zeit des betreffenden Piloten. All dies sind Dinge, die die Fans verwirren könnten.

Wer sich für den zweiten Durchgang qualifizieren möchte, muss zu den 16 schnellsten Fahrern im ersten Durchgang gehören. Da es für das erste Kräftemessen nur 15 Minuten Zeit gibt, machten sich in den ersten Minuten zum Zeitfahren des Großen Preises von Bahrain auch gleich jede Menge Piloten auf den Weg ins Qualifying, darunter zum Beispiel beide Toyota-Piloten und Formel-1-Neuling Yuji Ide, der die erste gezeitete Runde und gleich seine persönliche Bestzeit des Wochenendes fuhr.

Gerade die Top-Piloten müssen die richtige Balance zwischen Sicherheit und Geschwindigkeit finden, wollen sie doch auf jeden Fall in den zweiten und anschließend in den dritten Durchgang kommen. Ein Abflug könnte fatal sein, denn wer im Qualifying stehen bleibt, darf nicht mehr weiterfahren und ist damit - falls er keine Zeit fuhr - der Letzte des entsprechenden Durchgangs. Auf der anderen Seite sollten sich die Spitzenfahrer mit nur einem Schuss für den folgenden Durchgang qualifizieren, um Reifen zu sparen und den Motor zu schonen.

Die Topstars warteten lange in der Box zu

Im ersten Durchgang waren fünf Minuten vor dem Ende des ersten Durchgangs noch elf Fahrer ohne Zeit und gingen damit ein großes Risiko ein. Riesiges Pech hatte Kimi Räikkönen, dem etwas mehr als vier Minuten vor dem Ende der ersten Session die rechte Hinterradaufhängung brach, was den Heckflügel gleich mitriss. Der McLaren-Mercedes-Pilot drehte sich von der Strecke und hätte sich beinahe noch überschlagen.

Die Rennleitung unterbrach daraufhin die Session, da der Finne in langsamer Fahrt zurück an die Box fuhr. Zu diesem Zeitpunkt rangierte Nick Heidfeld mit einer Bestzeit von 1:33.374 Minuten an der Spitze vor Vitantonio Liuzzi und Rubens Barrichello. Ohne Zeit zu diesem Zeitpunkt waren unter anderem Juan-Pablo Montoya, beide Ferrari-, Renault- und Williams-Piloten. Die Renault-Piloten hatten dabei noch Glück, denn sie waren noch gar nicht auf die Strecke gegangen, bevor die Session unterbrochen wurde, verschenkten also keinen Reifensatz.

Die Spannung vor den letzten Minuten des ersten Durchgangs war dementsprechend groß, denn den elf verbliebenen Fahrern ohne Zeit blieben nur noch 4 Minuten und 34 Sekunden Zeit, sich für den zweiten Durchgang zu qualifizieren - damit hatten alle Piloten lediglich eine zwei fliegende Runde, in der alles auf Anhieb passen musste. Die Gefahr, dass es neben Kimi Räikkönen ein weiterer prominenter Name das Rennen von hinten aus angehen muss, war also groß.

Anstellen in der Boxengasse beim Restart...

Um 14:19 Uhr kam es dann beim Restart des Qualifyings zur kuriosen Szene, dass die Fahrer gleich reihenweise an der Ampel standen, um wieder auf die Strecke gehen zu können. Bis auf Tiago Monteiro und Takuma Sato und dem ausgeschiedenen Kimi Räikkönen gingen sofort alle Fahrer auf die Strecke - für die Fahrer war es dementsprechend schwierig, eine freie Runde zu erwischen.

Am Ende des wirklich spannenden ersten Durchgangs - an dem zu allem Überfluss auch noch kurzfristig die Zeitenmonitore ausfielen - stand Kimi Räikkönen als Letzter in der Startaufstellung zum ersten Saisonrennen bereits fest. Mit Ralf Schumacher (Toyota), der den 17. Startplatz vor Christijan Albers und Tiago Monteiro (beide MF1 Racing) einnehmen wird, sowie Yuji Ide und Takuma Sato (beide Super Aguri F1 Team), fand das neue Qualifying-Format ein weiteres prominentes "Opfer".

Schnellster der ersten Session wurde Weltmeister Fernando Alonso mit einer Bestzeit von 1:32.433 Minuten vor Jenson Button (Honda), Giancarlo Fisichella (Renault), Formel-1-Neuling Nico Rosberg (Williams), Juan-Pablo Montoya (McLaren), Michael Schumacher (Ferrari) und Nick Heidfeld (BMW).

Um 14:29 Uhr Ortszeit wurde die Ampel auf grün geschaltet - es ging in den zweiten Durchgang der Qualifikation, an der noch 16 Autos teilnahmen und nach der die zehn Schnellsten im dritten Durchgang um die Pole Position kämpfen werden. In den ersten Minuten waren sechs Fahrer auf der Strecke, darunter aber mit den beiden Autos des Honda Racing F1 Teams jedoch nur zwei der Favoriten auf die Pole Position.

Liuzzi im zweiten Durchgang als Erster auf der Strecke

Die anderen Piloten warteten zunächst noch einige Minuten ab, bis sich die Strecke verbesserte, während Vitantonio Liuizzi das Nervenflattern am Fahrstil deutlich anzumerken war. Erst zur Halbzeit des zweiten Durchgangs, also rund acht Minuten vor dem Ende der zweiten Einheit, gingen alle verbliebenen Fahrer bis auf die Renault-Stars auf die Strecke. Erst vier Minuten vor Schluss gingen Weltmeister Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella auf die Strecke, setzten also alles auf eine Karte, sich nur mit einem Versuch für den Kampf um die Pole Position zu qualifizieren, wobei der Spanier mit 1:31.215 Minuten die schnellste Zeit des zweiten Durchgangs fuhr.

Am Ende des zweiten Durchgangs standen die Startplätze 11 bis 16 fest: Jacques Villeneuve (BMW Sauber F1 Team), Nico Rosberg (Williams-Cosworth), David Coulthard (Red Bull Racing), Jarno Trulli (Toyota), Vitantonio Liuzzi und Scott Speed (beide Scuderia Toro Rosso).

Für den Kampf um die Pole Position qualifizierten sich neben Weltmeister Fernando Alonso auch - geordnet nach den gefahrenen Zeiten - Juan-Pablo Montoya (McLaren-Mercedes), Giancarlo Fisichella (Renault), Felipe Massa, Michael Schumacher (beide Ferrari), Jenson Button (Honda Racing F1 Team), Christian Klien (Red Bull Racing), Mark Webber (Williams-Cosworth) und Rubens Barrichello (Honda Racing F1 Team) sowie Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team).

Nach einer weiteren fünfminütigen Pause wurden die Zeiten dieser zehn Fahrer zurückgesetzt und die Tanks der Autos aufgefüllt, denn im letzten Durchgang muss wie gesagt mit jener Menge Benzin gefahren werden, mit der man in das Rennen starten möchte. Dazu kann es natürlich durch unterschiedliche Taktiken und damit unterschiedlichem Gewicht zu Verzerrungen kommen.

Um 14:49 Uhr Ortszeit ging es dann um die Pole Position. Hierfür stehen im dritten Durchgang 20 Minunten zur Verfügung. Weiterer Unterschied: Eine Runde, die vor Ablauf der Zeit begonnen wurde, wird noch gewertet, in den ersten beiden Durchgängen zählt nur eine Zeit, die vor Ablauf der Uhr gefahren wird.

Bis auf Felipe Massa und Nick Heidfeld waren in den ersten Sekunden alle Piloten auf der Strecke. Aus taktischen Gründen fahren die Piloten teilweise mehrere Runden, um sich das Auto gezielt "leicht" zu fahren, da verbrauchtes Benzin am Ende des Qualifyings nachgefüllt werden darf - in Bahrain 2,75 Kilogramm pro Runde. Auch beide Renault-Piloten nutzten diesen Umstand und gingen früh auf die Strecke. Ohne Unterlass spulten die Fahrer eine schnelle Runde nach der anderen ab - gegenüber dem alten Einzelzeitfahren bekamen die Fans also jede Menge Fahraction geboten.

Zwölf Minuten vor dem Ende der letzten Session kamen dann mit Rubens Barrichello, Michael Schumacher und Jenson Button die ersten Fahrer an die Box, um sich neue Reifen abzuholen. Mit neuen Reifen waren die Rundenzeiten dann auf Anhieb deutlich schneller - bei Michael Schumacher um über drei Sekunden. Renault hingegen wandte auch im dritten Durchgang eine andere Taktik an und ging ultra-spät zur Box, um neue Reifen zu holen - vier Minuten vor dem Ende.

Schumacher zieht mit Sennas Pole-Rekord gleich

Die erste Pole Position des Jahres sicherte sich mit 1:31.431 Minuten Michael Schumacher, der damit den Pole-Rekord von 65 ersten Startplätzen einstellte, vor Teamkollege Felipe Massa, dem nur 0,047 Sekunden auf die Bestzeit fehlten - damit meldet sich Ferrari nach einem schwachen Jahr 2005 schon beim ersten Saisonrennen 2006 eindrucksvoll zurück, auch wenn man bedenken muss, dass die Teams mit unterschiedlichen Taktiken fahren könnten.

Der dritte Rang ging an Jenson Button im Auto des Honda Racing F1 Teams mit 0,118 Sekunden Rückstand, Teamkollege Rubens Barrichello belegte den sechsten Rang. Dem Brasilianer fehlten 1,148 Sekunden auf die Spitze. Weltmeister Fernando Alonso musste sich mit dem vierten Rang und 0,271 Sekunden Rückstand zufrieden geben, Giancarlo Fisichella im zweiten Renault wurde gar nur Neunter.

Der einzig verbliebene McLaren-Mercedes mit Juan-Pablo Montoya am Steuer belegte mit 0,733 Sekunden Rückstand den fünften Rang. Mark Webber im Williams-Cosworth folgte auf dem siebten Rang vor Christian Klien im Red Bull Racing-Auto (+ 1,681 Sekunden). Nick Heidfeld konnte seine Zeit nicht mehr verbessern und wurde mit 2,495 Sekunden Rückstand auf dem zehnten Rang geführt.