Haug: "Werde Kimi nicht unterschätzen"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug über den ersten Trainingstag in Belgien, die Probleme von Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld und vieles mehr
(Motorsport-Total.com/Premiere) - Frage: "Herr Haug, wie zufrieden sind Sie mit dem, was Sie im Training von Ihren Jungs gesehen haben?"
Norbert Haug: "Das war das übliche Spa - nass, feucht, das ganze Programm, das an so einem Trainingstag geht! Sehr lehrreich. Wir haben einen kuriosen Unfall von Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) gesehen. Hinterher ist leider aus den Reifen Wasser über die Strecke gelaufen."

© xpb.cc
Norbert Haug schreibt Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld noch nicht ab
"Als er abgeflogen ist, war wohl ein Kerb nass - das kann mal passieren. Danach lief wie gesagt ein kleiner Bach über die Strecke und das wurde wohl Giancarlo Fisichella zum Verhängnis. Sehr kurios - das habe ich in der Form noch nie gesehen. Fisichella kam als Erster vorbei und flog deshalb raus, kann eigentlich gar nichts dafür. Wir haben viel gelernt, haben uns auf das Rennen vorbereitet. Das sah sehr gut aus und ich bin zufrieden für heute."#w1#
Limits müssen ausgelotet werden
Frage: "Lewis Hamilton hat auch seine Limits ausgetestet. Wie schwierig ist es für einen Fahrer, mit solch widrigen Verhältnissen in Spa-Francorchamps zurechtzukommen?"
Haug: "Das ist schon schwierig. Lewis hatte mal einen Verbremser hie und da, aber an den Stellen kann man sich trauen, das Limit ein bisschen auszuloten. An anderen lässt man es besser sein. Wir haben viele mal kurz neben der Bahn gesehen, eigentlich die meisten. Aber das ist im wahrsten Sinne des Wortes im grünen Bereich, wenn es über die Wiese geht."
Frage: "Ferrari scheint sehr stark zu sein. Wer ist der härtere Konkurrent für Sie, Felipe Massa oder Kimi Räikkönen?"
Haug: "Die sind beide gleich stark. Ich halte nichts von diesen ganzen Sprüchen. Es muss halt Themen geben - klar ist da jetzt Kimi dran. Das geht abwechselnd. Nach den ersten beiden Rennen wurde Massa kritisiert, wir wurden kritisiert, Lewis wurde kritisiert. Man muss einfach fortgesetzt die Leistung bringen, dann passt das schon."
"Das ist eine Liga, die da fährt, und dann kommt sicherlich auch die Abstimmung am Tag dazu. Ich glaube nicht, dass es die typische Ferrari- oder die typische McLaren-Mercedes-Strecke gibt. Wenn wir in Valencia zwei Runden Sprit weniger reintun, können wir vielleicht die Pole schaffen, wer weiß? Aber hätte, wäre, wenn gibt es nicht, deshalb ist das ganz okay so. Das Allerwichtigste ist, dass wir eine wahnsinnig tolle und spannende WM-Saison erleben. Das macht den Leuten großen Spaß."
Frage: "Was dürfen Ihre Fans hier von McLaren-Mercedes und vor allem von Lewis Hamilton erwarten?"
Haug: "Ich hoffe, das wir an das anknüpfen können, was wir zuletzt gezeigt haben, und dass wir ganz vorne mitfahren. Den vorletzten Grand Prix in Ungarn haben wir gewonnen. Vielleicht schwenkt es hier wieder in unsere Richtung und wir können wieder gewinnen. Nach wie vor ist alles offen. Ich werde nicht den Fehler machen, beispielsweise Kimi Räikkönen zu unterschätzen oder Felipe Massa - Ferrari schon gar nicht."
Lobende Worte für "Quick Nick"
"Ich gehöre auch nicht zu denen, die meinen, Nick Heidfeld wird es nicht mehr gebacken kriegen. Ich glaube sehr wohl, dass er stark sein kann. Hier war er auf jeden Fall am Freitag schon mal auf dem Niveau seines Teamkollegen, was auch immer das bedeutet. Ich kenne Nick aus den gemeinsamen Zeiten und ich glaube, viele Deutsche drücken ihm die Daumen. Das hat er sicherlich verdient. Ich glaube, dass er hier ganz gut sein wird."
Frage: "Adrian Sutil war im zweiten Freien Training überraschend Achter. Wie kann das in einem Force India passieren?"
Haug: "Auch da kommt es am Freitag auf das Programm an, aber die sind ohnehin auf einem guten Weg, muss man sagen. Er kennt sich hier auch aus, ist als Teamkollege von Lewis Hamilton in Spa schon Formel 3 gefahren. Da muss man auch die Möglichkeit nutzen, auf sich aufmerksam zu machen. Das war sicherlich eine gute Leistung, die er heute gezeigt hat, aber es geht jetzt natürlich los. Morgen muss daran angeschlossen werden, dann wird man sehen, was die Zeit wert ist."
"Insgesamt glaube ich entwickelt sich Force India durchaus in eine respektable Richtung. Früher, als alles für viele spannender war, wie ich immer höre, waren die Abstände vorne vier, sechs, sieben Sekunden. Heute sind die Abstände zwischen dem Ersten und Letzten in Q1 und Q2 oft zwei Sekunden. Da weht ein ganz anderer Wind. Das ist die härteste Formel 1, die es jemals gegeben hat, da kann man ganz sicher sein."

