Haug und Heidfeld: Kritik an der Strategie

Norbert Haug wundert sich, dass man Nico Rosbergs Ruf nach Intermediates ignoriert hat, während Nick Heidfeld die erfahrenen Topteams kritisiert

(Motorsport-Total.com/Sky) - Zwar erzielte Nico Rosberg als Zweiter des Qualifyings zum Grand Prix von Malaysia das bisher beste Mercedes-Ergebnis dieser Saison, dennoch ist Norbert Haug nicht hundertprozentig zufrieden: "Da war mehr drin - zum Beispiel mit den Intermediates", bedauert der Sportchef. "Mark Webber hat das heute als Einziger richtig gemacht."

Titel-Bild zur News: Norbert Haug und Nick Heidfeld

Norbert Haug und Nick Heidfeld wundern sich über so manche Strategie...

"Bei uns war eine kurze Diskussion, denn Nico wollte Intermediates, aber man hat gemeint, dass das zu unsicher sei", gesteht Haug. "Das kann ja auch schiefgehen, wenn es eine Minute früher regnet, aber ich glaube, man hätte zumindest mit einem Auto einen Joker setzen müssen. Die erste Startreihe ist okay, besonders im Petronas-Land - das ist sehr wichtig -, aber bei so einer Gelegenheit kann man vielleicht richtig zuschlagen. Deshalb bin ich nicht ganz zufrieden, aber doch einigermaßen."#w1#

Pole-Position war wohl unerreichbar

Ob Rosberg mit Intermediates die 1,346 Sekunden gefunden hätte, die ihm auf Webber fehlten, sei allerdings dahingestellt. Selbst Nick Heidfeld hat daran seine Zweifel: "Ich denke, von der Position her hätte es für Nico nicht viel geändert, denn er steht sowieso auf dem hervorragenden zweiten Platz, aber die Intermediates waren ganz klar die schnelleren Reifen", so der Mercedes-Testfahrer, im Vorjahr noch selbst Zweiter im Regen von Sepang.

Frage an den Experten: Wer trifft denn die Entscheidung, mit welchen Reifen im Qualifying gefahren wird? "Die endgültige Entscheidung kann der Fahrer treffen, aber es ist normalerweise eine Diskussion", erklärt Heidfeld. "Der Fahrer kann die Streckenverhältnisse natürlich am allerbesten einschätzen, auf der anderen Seite sieht er aber die Wettervorhersage und die Sektorzeiten der anderen nicht. Deswegen muss man da kommunizieren."

Viel mehr als über die Entscheidung von neun Fahrern gegen die Intermediates in Q3 wundert den Deutschen ohnehin, dass alle Topteams in Q1 zunächst zugewartet haben, obwohl es kurz vor Beginn des Qualifyings zu regnen angefangen hatte. Die "Big Names" mussten dafür bezahlen - Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Felipe Massa schieden gleich nach 20 Minuten aus. Von den Topstars ging nur Sebastian Vettel auf Nummer sicher.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Malaysia, Samstag


Mercedes hatte Glück: "Ich war sehr überrascht, als im ersten Qualifying nicht alle rausgegangen sind", sagt Heidfeld. "Man hat sehr wenig zu gewinnen und sehr viel zu verlieren, wie wir gesehen haben. Das war offensichtlich eine ganz falsche Entscheidung von den Autos, die da hängen geblieben sind. Bei uns ist es gerade noch gut gegangen, aber auch wir sind - für mich fälschlicherweise - nicht sofort rausgegangen."

"Ich kann das nicht nachvollziehen. Es verwundert mich speziell, weil hier im Fahrerlager Leute entscheiden, die schon ein paar Jahre dabei sind. Das ist ja nicht das erste Mal, dass man so etwas sieht. Man hat fast nichts zu gewinnen, aber sehr viel zu verlieren. Gerade in Q1 fährst du mit einem Ferrari oder McLaren normalerweise locker ins Q2 rein. Für mich ist es nicht nachvollziehbar, weil es nicht das erste Mal ist, dass so ein Fehler passiert", kritisiert er die Topteams.

Kommt die große Aufholjagd?

Haug schreibt Alonso und Co. trotzdem noch nicht ab ("Ich traue denen auch von da hinten noch etwas zu, wenn sie einen guten Speed haben, aber Red Bull zu schlagen, wird ganz schwierig"), während Heidfeld nicht glaubt, dass den drei gestrandeten Mitfavoriten eine Aufholjagd à la Suzuka 2005 gelingen wird: "Ich denke, dass die ersten Drei aus dem Qualifying auch alle auf dem Podium stehen werden."

Michael Schumacher

Michael Schumacher ist offenbar immer noch ein sehr guter Regenfahrer Zoom

Michael Schumacher hat er also anscheinend nicht mehr auf der Rechnung, obwohl er dessen Leistung positiv bewertet: "Michael hatte in Q2 ein bisschen Pech, weil er genau zu dem Zeitpunkt, als die Bedingungen am besten waren, an der Box war, um die Reifen zu wechseln. Am Schluss fing es dann wieder ein bisschen mehr an zu regnen und er hat es als Zehnter gerade noch ins Q3 geschafft." Auch Haug findet, dass Schumacher "sein Regentalent aufblitzen" lassen habe.

Entscheiden wird wohl ohnehin, wer die Wetterverhältnisse am besten antizipieren kann. Dafür steht den Teams das Wetterradar der FIA zur Verfügung - aber das hat schon heute viele genarrt. Heidfeld: "Ich denke, dass einige Teams noch andere Möglichkeiten haben, aber das FIA-Radar ist natürlich für den direkten Umkreis das Beste. Trotzdem kann und darf man sich nicht darauf verlassen, denn die Erfahrung zeigt, dass sich das Wetter oft sehr schnell anders entwickeln kann."

Dementsprechend macht sich der Mercedes-Edelreservist noch gar keine Gedanken über die derzeitigen Prognosen für den Rennsonntag: "Wir haben eine für morgen, aber die braucht man sich gar nicht anzuschauen", winkt Heidfeld ab. "Die Prognose für heute war auch komplett daneben. So lange im Voraus ist das hier unmöglich. Der Regen kann sehr schnell kommen, sich aber auch sehr schnell wieder auflösen."

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