Haug: Übernahme von McLaren kein Thema

Trotz der aktuellen Erfolglosigkeit in der Formel 1 ist eine 100-Prozent-Übernahme von McLaren für Mercedes derzeit kein Thema

(Motorsport-Total.com) - Praktisch jedes Jahr wird bei Mercedes neu evaluiert, ob eine Aufstockung der Anteile an der McLaren-Gruppe von derzeit 40 auf 100 Prozent Sinn machen würde. Gerade jetzt, wo die Silberpfeile der Konkurrenz hinterherfahren, würde dies auf den ersten Blick logisch erscheinen, um das Ruder selbst in die Hand nehmen zu können.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Im Falle einer McLaren-Übernahme könnte Norbert Haug Teamchef werden

Im Moment scheinen solche Szenarien jedoch kein Thema zu sein: "Das ist sicher eine Option, bei der Wirtschaftslage aber nicht aktuell", erklärt Mercedes-Sportchef Norbert Haug im Interview mit der 'Welt'. "Effizienz und Sparen stehen ganz oben auf unserer Prioritätsliste." Damit bleibt es vorerst bei Mehrheitsanteilen; 30 Prozent werden von der Mumtalakat-Holding kontrolliert, je 15 von Ron Dennis beziehungsweise der TAG-Gruppe um Mansour Ojjeh.#w1#

Angesichts der Weltwirtschaftskrise, die die Automobilindustrie besonders zu spüren bekommt, kamen innerhalb des Daimler-Konzerns zuletzt Stimmen auf, wonach das teure Formel-1-Engagement beendet werden sollte. Helmut Lense, der Vorsitzende des Daimler-Betriebsrats, hatte dies im April öffentlich gefordert. Doch offensichtlich konnte Haug den Vorstand von der Bedeutung der Königsklasse für die Marke mit dem Stern überzeugen.

In einem Gespräch mit Lense habe sich "vieles relativiert", sagte Haug und fügte an: "Es ist nicht so, dass unsere Kollegen mehrheitlich gegen die Aktivitäten in der Formel 1 wären. Dass es keine Belobigungen für nicht erfüllte Aufgaben gibt, ist aber auch klar. Beim Motor, der im Brawn sechs von acht Rennen gewann, und beim Energierückgewinnungssystem KERS haben wir aber durchaus gut gearbeitet."


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Deutschland, Samstag


Er selbst sieht sich übrigens keineswegs als pragmatisiert an: "Auch bei uns werden personelle Konsequenzen gezogen, wenn etwas fundamental falsch läuft. Da ist keiner unangreifbar - ich natürlich auch nicht", so der 56-Jährige. Man sei durch die dramatischen Regeländerungen ins Hintertreffen geraten, aber: "Grundsätzlich glaube ich auf gar keinen Fall, dass wir das Rennautobauen verlernt haben."

Außerdem führte Haug ein Beispiel aus der Vergangenheit an, um zu demonstrieren, dass McLaren-Mercedes stark genug ist, um den Weg aus der Krise zu finden: "Nachdem wir 2006 eine Saison lang sieglos geblieben waren, haben wir in den folgenden Jahren 40 Prozent aller Rennen und den Weltmeistertitel gewonnen. Wir werden auch dieses Mal gestärkt zurückkommen", kündigte der Mercedes-Sportchef selbstbewusst an.