Haug: "Das lasse ich mir nicht gefallen"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug fordert dringend bessere Ergebnisse vom Werksteam - Diskussionen über ein Branding bei Brawn

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Mercedes-Motoren vier der bisherigen fünf Saisonrennen gewonnen haben, muss sich Sportchef Norbert Haug anno 2009 in Interviews zumeist rechtfertigen. Denn während das Kundenteam Brawn von Erfolg zu Erfolg eilt, hinkt das Werksteam McLaren der Konkurrenz weiterhin hoffnungslos hinterher.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn und Norbert Haug

Ross Brawn und Norbert Haug: Bald auch mit Mercedes-Logo Partner?

Lewis Hamilton, der sich eigenen Angaben nach "die Seele aus dem Leib gefahren" hat, büßte in seiner schnellsten Runde über eine Sekunde auf den Brawn-Mercedes ein und ging als Neunter zum zweiten Mal leer aus. "Wir wussten es zuvor und wir haben es angekündigt, aber das hilft ja nichts", sagte Haug im 'RTL'-Interview. "Überrundet zu werden, ist die Höchststrafe - da nützt es auch nichts, wenn andere das auch nicht viel besser können."#w1#

Brawn-Erfolge nur ein schwacher Trost

"Wir sind zu langsam. Die Hochgeschwindigkeitskurven können wir überhaupt nicht. Das muss sich dramatisch ändern", forderte der Deutsche Chassispartner McLaren zu einem noch rascheren Handeln auf. "Die Brawns sind die absolute Messlatte. Es ist erfreulich, dass wir dort die Motoren liefern, dass die Zuverlässigkeit gestimmt hat, dass es der vierte Sieg im fünften Rennen ist. Aber natürlich ist unser Stammteam McLaren - und da sind wir nicht gut genug."

¿pbvin|512|1535||1pb¿Barcelona war wahrscheinlich die Strecke, die dem MP4-24 am allerwenigsten liegt, aber das geht bei einem traditionellen Topteam wie McLaren-Mercedes nicht als Ausrede durch. Haug: "Dass es geht, beweisen die Kollegen. Es ist sicherlich mehr als eine Genugtuung, dass wenigstens an der Spitze Mercedes-Power im Spiel ist, aber das soll nicht ablenken von dem, dass wir einen Sack voll Arbeit haben. Den werden wir erledigen, dafür sorgen wir."

Eine Steigerung erwartet der Deutsche "sicher nicht in den nächsten vier Wochen", aber in spätestens zehn Wochen will er seine Silberpfeile wieder siegen sehen. Bis dahin wird der WM-Zug ohne Titelverteidiger Hamilton abgefahren sein. Das legt erneut die Frage nahe, ob es nicht klug wäre, den Mercedes-Stern auch auf die erfolgreicheren Brawn-Boliden zu pinseln. "Es gibt Überlegungen, aber keine Entscheidung", meinte Haug heute zu diesem Thema.

Scharfe Worte vom Sportchef

"Da, wo der Stern drauf ist, wird gefälligst weiter vorne gefahren als heute." Norbert Haug

"Wir haben sicherlich Möglichkeiten und Optionen und es wurde uns angeboten. Wir wollen aber nicht ablenken von dem, was beim Silberpfeil los ist", so der 56-Jährige. "Da, wo der Stern drauf ist, wird gefälligst weiter vorne gefahren als heute - wie wir das in den letzten zwei Jahren gemacht haben, als wir 40 Prozent aller Rennen gewinnen konnten. Das ist eine Trefferquote, die ich mir gefallen lasse - die in diesem Jahr lasse ich mir nicht gefallen, die muss besser werden."

Was bleibt, ist die Hoffnung - und genau so, wie Barcelona ein schlechtes Pflaster für den McLaren-Mercedes war, so soll die eher mechanisch ausgerichtete Slow-Speed-Strecke in Monte Carlo die Stärken des Silberpfeils forcieren: "Ich glaube, dass wir in Monaco etwas besser aussehen werden", sagte Haug und fügte selbstkritisch an: "Besser als hier sollten alle anderen Rennen werden, aber das ist auch keine große Kunst..."