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  • 05.04.2009 19:43

Haug: "Jetzt muss es auch wieder gut sein"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug bezieht Stellung zu den Rücktrittsgerüchten um Lewis Hamilton und zu den Nachwehen der Lügenaffäre

(Motorsport-Total.com/sid) - Viel ist passiert, seit Lewis Hamilton und McLaren-Mercedes-Teammanager Dave Ryan in Melbourne vorsätzlich die FIA-Kommissare belogen haben: erst Hamiltons emotionelles Geständnis am Freitag in Sepang, dann die Suspendierung von Ryan und schließlich heute Morgen eine ausführliche Pressekonferenz mit Martin Whitmarsh und Norbert Haug. Letzterer fasste seine Standpunkte im Interview noch einmal zusammen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug hofft, die Lügenaffäre endlich zu den Akten legen zu können

Frage: "Herr Haug, Lewis Hamilton hat laut eines Zeitungsberichts sogar an Rücktritt gedacht. Ist da etwas dran?"
Norbert Haug: "Wenn so etwas passiert, gehen einem alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Das muss man zulassen, aber das gehört alles zum Lernprozess. Jetzt muss es auch mal wieder gut sein. Wir haben unsere Position klar bezogen, was Mercedes betrifft. Wir wollen klar sein, wir wollen echt sein, wir wollen ehrlich sein. Ich glaube, das haben wir in der Aufarbeitung des Themas klipp und klar bewiesen - da gibt es überhaupt keine Ausflüchte."#w1#

Whitmarshs Kopf könnte rollen

Frage: "Teamchef Martin Whitmarsh hat im Zuge der Lügenaffäre seinen Rücktritt angeboten. Wie wird man sich entscheiden?"
Haug: "Ich stehe in permanentem Kontakt mit Stuttgart und berichte direkt an Vorstandschef Dr. Dieter Zetsche. Natürlich werden wir uns an einen Tisch setzen und reden, aber ich habe volles Vertrauen in Martin. Er ist ein guter Kerl und er führt dieses Team ganz großartig."

¿pbvin|512|1432||1pb¿Frage: "Lewis galt bisher als Sympathieträger für die Marke Mercedes. Jetzt steht er als Lügner da. Wie groß ist der Imageschaden?"
Haug: "Ich glaube, es ist alles gesagt. Es gibt das alles mittlerweile als Aufzeichnung, als Originalton. Ich denke, es gibt eine zusätzliche Erklärung. Bei vielen solchen Verhandlungen, die das Team und Lewis mitmachen haben müssen, fühlt man sich vielleicht vollkommen ohne Grund in die Ecke gedrückt. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass da irgendeine Art Blackout entsteht."

Frage: "Wie konnte Lewis die Frage nach dem Funkverkehr verneinen, obwohl er doch wissen musste, dass es Aufzeichnungen davon gibt?"
Haug: "Ich kenne die Inhalte nach wie vor nicht, ich kenne die Protokolle nicht, was letztendlich gesagt worden ist. Das wissen nur Lewis und der inzwischen suspendierte Sportdirektor Dave Ryan. Ich habe davon erfahren, als ich am Mittwochnachmittag nach Malaysia angereist bin. Wir waren in Melbourne und hatten keinen Grund zur Annahme, dass sich da irgendetwas zusammenbrauen könnte, um das noch einmal klipp und klar zu sagen."

Lüge aus dem Affekt?

Frage: "Wer hat die Entscheidung getroffen, die Sportkommissare bewusst anzulügen?"
Haug: "Ich habe Lewis und Dave nicht so kennen gelernt, dass sie irgendwo hingehen und sagen: 'Jetzt erzählen wir mal mit Vorsatz etwas Falsches.' Ich kann mir nur vorstellen, dass das aus der Situation und aus dem Affekt heraus passiert ist."

Frage: "Hamilton hat inzwischen eine Lügenbeichte abgelegt. Wie schwer ist ihm das gefallen?"
Haug: "Dass Lewis selbst Stellung bezogen hat, ist aller Ehren wert. Ich habe im Motorsport viel erlebt und ich weiß auch, dass es große Motorsportler gegeben hat, die nicht so dazu gestanden haben. Das muss man zur Erklärung der Situation um Lewis sagen."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Lewis wird als Lügen-Weltmeister, Pinocchio und Münchhausen verspottet. Kann er sich derzeit überhaupt noch auf seinen Job als Rennfahrer konzentrieren?"
Haug: "Ich hoffe, er kann es - ich hoffe, er fühlt sich im Auto konzentriert und wohl. Wir sind wegen des Sports hier. Es ist sicher nicht so, dass wir uns unrechtmäßig einen Punkt verschaffen wollen - das ist nicht unser Ziel. Ich denke, Lewis wollte vielmehr seinen vierten Platz nicht verlieren bei der ganzen Geschichte, aber ich hoffe, man kann dahinter mal einen Haken machen und sich auf den Sport konzentrieren."