• 04.04.2009 14:46

Haug: "Es ist aus dem Affekt heraus passiert"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug bezieht Stellung zur Lügenaffäre um Teammanager Dave Ryan und Lewis Hamilton in Australien

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Seit Donnerstag wissen wir: Lewis Hamilton hat nach dem Rennen in Australien die Rennkommissare der FIA belogen. Als Sündenbock dafür wurde Teammanager Dave Ryan hingestellt, der wegen der Aktion seinen Job verlor, während Hamilton gestern im Rahmen einer emotionellen Pressekonferenz versuchte, die Wogen zu glätten. Größter Verlierer der Lügenaffäre ist Mercedes, denn die sonst so seriöse Marke mit dem Stern hat einen gewaltigen Imageschaden erlitten. Sportchef Norbert Haug nahm heute Stellung zu den Ereignissen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Sportchef Norbert Haug unterstellt Lewis Hamilton keine böse Absicht

Frage: "Herr Haug, es hat sich herausgestellt, dass Lewis Hamilton den Rennkommissaren in Melbourne nicht ganz die Wahrheit gesagt hat. Wie ist denn Ihre Stellungnahme dazu?"
Norbert Haug: "Ich glaube, es ist alles gesagt. Es gibt das alles mittlerweile als Aufzeichnung, als Originalton. Ich denke, es gibt eine zusätzliche Erklärung. Bei vielen solchen Verhandlungen, die das Team und Lewis mitmachen haben müssen, fühlt man sich vielleicht vollkommen ohne Grund in die Ecke gedrückt. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass da irgendeine Art Blackoutsituation entsteht."#w1#

Frage: "Lewis hat gesagt, es gab in der Situation zwischen Trulli und ihm keinen Funkverkehr."
Haug: "Ich kenne die Inhalte nach wie vor nicht, ich kenne die Protokolle nicht, was letztendlich gesagt worden ist. Das wissen nur Lewis und Davey Ryan. Ich habe davon erfahren, als ich am Mittwochnachmittag hier angereist bin. Wir waren in Melbourne und hatten keinen Grund zur Annahme, dass sich da irgendwas zusammenbrauchen könnte, um das noch einmal klipp und klar zu sagen."


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von Malaysia


"Ich habe Lewis und Davey nicht so kennen gelernt, dass sie irgendwo hingehen und sagen: 'Jetzt erzählen wir mal mit Vorsatz etwas Falsches.' Ich kann mir nur vorstellen, dass das aus der Situation und aus dem Affekt heraus passiert ist. Aber Lewis hat selbst dazu Stellung bezogen und ich denke, das ist aller Ehren wert. Ich habe im Motorsport schon viel erlebt und ich weiß auch, dass es schon große Motorsportler gegeben hat, die vielleicht nicht unbedingt so zu dem gestanden sind. Das muss man zur Erklärung der Situation um Lewis schon sagen."

Frage: "Bei der Pressekonferenz, in der sich Lewis entschuldigt hat, war er fast den Tränen nahe. Wie kann sich ein 24-Jähriger unter diesen Umständen weiterhin auf seinen Job konzentrieren?"
Haug: "Ich hoffe, er kann es - ich hoffe, er fühlt sich im Auto konzentriert und wohl. Wir werden keine Bäume ausreißen hier, aber ich hoffe, wir haben einen Schritt gemacht. Es ist der Sport, wegen dem wir da sind, und es ist bestimmt nicht so, dass wir uns unrechtmäßig einen Punkt verschaffen wollen - das ist nicht unser Ziel. Ich denke, er wollte vielmehr seinen vierten Platz nicht verlieren bei der ganzen Geschichte, aber ich hoffe, man kann dahinter mal einen Haken machen und sich auf den Sport konzentrieren."