Haug: Interesse an "rigider Kostensenkung"
Der Mercedes-Motorsportchef verteidigte das Formel-1-Engagement von Mercedes, ist aber sehr an einer Kosten-Reduktion interessiert
(Motorsport-Total.com) - Norbert Haug ist derzeit nicht zu beneiden. Der Mercedes-Motorsportchef hat es diese Saison wieder einmal an allen Ecken mit Herausforderungen zu tun. Die Weltwirtschaftskrise setzt dem schwäbischen Automobilbauer schwer zu, der Betriebsrat forderte einen Rückzug aus der Formel 1.

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Norbert Haug: Die Formel 1 rechnet sich für Mercedes
Und auch sportlich läuft es in diesem Jahr nicht rund, nachdem man im vergangenen Jahr noch den WM-Titel mit Lewis Hamilton gewinnen konnte. Ausgerechnet Motoren-Kunde Brawn fährt dem Rest der Konkurrenz auf und davon, man selbst ist derzeit von Siegen meilenweit entfernt.#w1#
Hinzu kommen Turbulenzen innerhalb des Teams, die "Lügen-Affäre" um den amtierenden Weltmeister und den mittlerweile entlassenen langjährigen Teammanager Dave Ryan und die in diesem Zusammenhang mit einer Bewährungsstrafe glimpflich ausgegangene Anhörung vor dem Weltmotorsportrat des Automobilweltverbandes FIA sorgte nicht gerade für Entspannung.
In den vergangenen Jahren hat der Rennstall viele Höhen und Tiefen erlebt, doch der Deutsche reagiert auf seine Weise und verweist darauf, dass sein Team in den vergangenen beiden Jahren 40 Prozent aller Rennen gewonnen hat: "Und im Jahr vor dem Titelgewinn haben wir die WM um einen Punkt verpasst und statt Gold Silber geholt", so Haug gegenüber dem 'Standard'. "Kein Fahrer hat in den seit Beginn der Saison 2007 bis heute 38 gefahrenen Grand Prix so viele Punkte gemacht wie Hamilton."
Auch die Tatsache, dass Brawn Partner Mercedes schlägt, sieht Haug positiv: "Es gibt hier sogar jede Menge positive Aspekte: Wir treiben das bis dato erfolgreichste Auto im Feld mit unserem Motor an. Und Geld verdienen wir dabei auch noch - was uns Schwaben natürlich besonders gut gefällt."
Und diese Schwaben unterstützen den aktuellen Vorstoß, die Formel 1 deutlich kostengünstiger zu gestalten: "Wir sind sehr interessiert an rigider Kostensenkung und haben diesen Prozess vor fünf Jahren maßgeblich mit angestoßen. Heute geben wir deutlich weniger Geld aus als noch 2004, und 2009 werden wir weitere 30 Prozent weniger ausgeben als 2008."
Im kommenden Jahr sei es nach Aussage des 56-Jährigen möglich, das Budget im Vergleich zur vergangenen Saison 2008 zu halbieren: "Wir sind sehr effizient und geben als Hersteller viel weniger aus, als manche Fabel-Zahlen besagen, die vermehrt kursieren." In diesem Zusammenhang werde spekuliert, wahr seien diese Zahlen jedoch nicht.
Auch in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation sei ein Formel-1-Engagement "absolut vertretbar" und das nicht nur, weil man einen Technik-Transfer hat: "Wir haben einen unvergleichlichen weltweiten medialen Werbewert. Müssten wir TV- und Radiospots sowie Anzeigenraum bei Print- und Webmedien kaufen, würde eine ähnliche Präsenz viel mehr als das Zehnfache unseres Formel-1-Budets kosten."

