• 08.05.2009 19:49

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Audetto unterstützt Budgetpläne der FIA

Ex-Super-Aguri-Teammanager Daniele Audetto über die Budgetobergrenze, an der er selbst mitgewirkt hat, und über den Zustand von Aguri Suzuki

(Motorsport-Total.com) - Es mag paradox klingen, aber es ist wahr: Im Brawn-Mercedes BGP 001, mit dem Jenson Button derzeit von Sieg zu Sieg fährt, steckt eine ordentliche Portion Super Aguri. Denn viele Ingenieure des japanischen Pleiteteams sind im vergangenen Jahr nach Brackley zu Honda gewechselt, um sich dort einen neuen Job zu suchen.

Titel-Bild zur News: Daniele Audetto

Daniele Audetto ist einer der Köpfe hinter der freiwilligen Budgetobergrenze

Von 'Motorsport-Total.com' darauf angesprochen, sagt Ex-Super-Aguri-Teammanager Daniele Audetto nur: "Ramme mir nicht das Messer in die Brust! Das Auto, das jetzt Rennen gewinnt, gewinnt auch deswegen, weil viele Super-Aguri-Ingenieure daran mitgewirkt haben." Vor allem verweist der Italiener in diesem Zusammenhang auf die überaus kompetente Gruppe um Chefaerodynamiker Peter McCool, der enge Verbindungen zur Honda-Forschungseinrichtung in Tochigi hatte.#w1#

Mitverantwortlich für die Budgetobergrenze

Audetto ist inzwischen als Berater für die geplanten Grands Prix in Rom und Sotschi tätig. Außerdem war er nach dem Kollaps des Super-Aguri-Teams - was viele nicht wissen - als Berater für die FIA aktiv. Der Italiener gehört zu jener Expertengruppe, die die kürzlich beschlossene Budgetobergrenze von 30 Millionen Pfund ausgearbeitet hat. Diese wurde erst nachträglich auf 40 Millionen Pfund oder umgerechnet 45 Millionen Euro angehoben.

"Wir haben ein Heidengeld dafür ausgegeben, um 24 Stunden am Tag im Windkanal zu stehen und nach langer Arbeit vielleicht eine Zehntelsekunde zu finden." Daniele Audetto

Wenn man bedenkt, dass selbst Super Aguri als kleinstes Team ein Budget von mehr als 60 Millionen Euro hatte, dann fragt man sich, wie heutige Topteams mit noch weniger auskommen sollen. Aber Audetto verteidigt den Beschluss des FIA-Weltrats: "Wir haben ein Heidengeld dafür ausgegeben, um 24 Stunden am Tag im Windkanal zu stehen und nach langer Arbeit vielleicht eine Zehntelsekunde zu finden", argumentiert er.

Und der frühere Ferrari-Ingenieur fährt fort: "Die Teams sagen: 'Wir reduzieren die Budgets stufenweise in drei Jahren.' Aber Max Mosley ist das zu wenig. Er sagt: 'Dann haben wir vielleicht gar keine Formel 1 mehr!' Daher ist es besser, die Budgetobergrenze jetzt einzuführen. Für Teams wie Ferrari und McLaren, die die Budgetobergrenze nicht so schnell einführen können, gibt es ja weiterhin die Möglichkeit, unbegrenzt Geld auszugeben."

Audetto rechnet damit, dass die Teams mit und ohne Budgetobergrenze 2011 "in etwa auf einem Level" sein werden - unabhängig vom Parallelreglement, durch das de facto eine Zweiklassengesellschaft entsteht. Denn während die großen Teams Zeit brauchen, um zu schrumpfen und sich an neue Umstände zu gewöhnen, werden die Neueinsteiger in die Formel 1 finanziell wachsen, weil sie dann auch am Einnahmentopf beteiligt werden und so weiter.

60 Millionen ab 2011?

"Ich glaube, dass die FIA das Limit von 40 auf 60 Millionen erhöhen wird." Daniele Audetto

2011 werde die FIA das Limit daher höchstwahrscheinlich anheben: "Ich glaube, dass die FIA das Limit von 40 auf 60 Millionen erhöhen wird", vermutet Audetto. Bis alle unter einem Reglement fahren, "will die FIA sicherstellen, dass das Gleichgewicht stimmt. Die Teams, die sich an die Budgetobergrenze halten, werden eher um Platz zehn fahren als um den Sieg, denn wenn sich herausstellt, dass sie durch die Freiheiten zu große Vorteile haben, wird die FIA sie einbremsen."

Von der Budgetobergrenze ausgeschlossen sind nach aktuellem Stand Fahrergehälter und Marketingausgaben. Das bedeutet konkret: "Wenn Sie einen Sponsor haben, der eine große Show haben will, dann können Sie dafür 100 Millionen ausgeben. Dadurch bleibt das Image der Formel 1 hoch", sagt Audetto. Und das Allerbeste daran ist nach FIA-Ansicht: Das, was nach Abzug des limitierten Budgets übrig bleibt, können die Teams als Profit einstecken.

Das legt natürlich die Frage nahe: Wenn das alles so toll ist, was die FIA da beschlossen hat, warum rufst du dann nicht deinen alten Freund Suzuki an und animierst ihn dazu, gemeinsam einen neuen Anlauf zu starten? "Aguri leidet noch sehr unter dem, was im Vorjahr passiert ist. Damit hatte er nicht gerechnet", entgegnet Audetto. Aber wir man hört, arbeiten die beiden hinter den Kulissen ohnehin schon an einem neuen Formel-1-Team...