• 17.08.2004 14:33

  • von Marco Helgert

Haug: Das Reglement kommt zu spät

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ist frustriert, denn durch die Uneinigkeit der Teams verzögert sich die Reglementsgestaltung

(Motorsport-Total.com) - Die Diskussionen um das künftige Reglement der Formel 1 begannen im Mai, seither hat sich nicht wirklich viel getan - abgesehen von allerlei Vorschlägen. Doch nach Entscheidungen sucht man vergeblich. Es zeigt sich wieder, dass der Egoismus in der Formel 1 grenzenlos ist. Diskussionen gibt es an jeder Ecke, allein eine Entscheidung ist nicht zu treffen, weil jeder eigene Standpunkte vertritt, der er nie aufgeben würde.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug ist die Uneinigkeit ein Dorn im Auge

Auch der Druck von FIA-Präsident Max Mosley half da nur wenig. Sollten sich die Teams nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können, dann wird eben die FIA die ihrigen Regeln durchdrücken - mit oder ohne Zustimmung der Teams. "Das wäre falsch", erklärte Mercedes-Sportchef Norbert Haug der 'Motorsport aktuell'. "Die Formel 1 sollte sich einigen und ihre Zukunft selber in die Hand nehmen. Es ist bloß die Frage, was ist die richtige Entscheidung?" Nach drei Monaten herrscht hier noch immer keine Klarheit.#w1#

"Wenn im September entschieden wird, wie das Motoren-Format im nächsten Jahr aussehen soll, kommt das Reglement zu spät", so der Schwabe weiter. "Ob ich einen Motor entwerfe, der 750 km oder 1.500 km Laufzeit haben muss, ist ein fundamentaler Unterschied. Die 750-km-Motoren laufen bereits auf dem Prüfstand."

Aus dem Mund von Haug waren dann auch jene Worte zu vernehmen, die er seit Wochen äußert. "Wie dürfen die teuerste Art, 900 PS zu produzieren, nicht ablösen durch die teuerste Art, weniger als 700 PS zu produzieren." Bisher steht er mit dieser Ansicht etwas einsam im Formel-1-Zirkus da, und es ist auch nicht abzusehen, dass die anderen Hersteller auf diesen Zug aufspringen werden - ganz nebenher tickt die Uhr immer lauter.

Angesichts der fundamentalen Differenzen der Motorenhersteller zum geplanten Reglement könnte man schon fest davon ausgehen: 2005 ein Motor für zwei Rennen, 2006 ein 2,4-Liter-V8 - es sein denn, alle raufen sich noch einmal zusammen und beraten konstruktiv über Alternative. Doch das muss kurzfristig passieren. Und während BMW, Honda und wohl auch Mercedes den V10 gerne behalten würden, sprechen sich Ferrari und Renault für den V8 aus.

Ohnehin sind die Motoren nur ein Teil des Reformpakets. Welche Motorenform auch immer gewählt wird, eine Kostenreduzierung wird davon allein kaum spürbar sein. Norbert Haug plagen so auch andere Sorgen. Die Formel 1 entfernt sich seit Jahren immer weiter vom Zuschauer. Jeder erklärt dies, wiederholt, dass man die Fans nicht ausklammern darf, doch im Endeffekt passiert rein gar nichts.

"Ich würde es begrüßen, wenn man Freitag einen Testtag und zugleich einen Tag für die Fans macht", so Haug weiter, "wo man Schüler ohne Eintritt reinlässt, wo man Promotion macht, wo man einfach auf das Publikum zugeht, wo man Fahrer auslost, die Autogramme schreiben. Wir würden das gerne mit anderen Teams in die Hand nehmen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss wieder stimmen."