• 17.08.2004 10:11

  • von Marco Helgert

Todt: Die FIA muss Stärke zeigen

Ferrari-Rennleiter Jean Todt würde es begrüßen, wenn die FIA die Regeln durchdrücken würde, um damit Stärken zu demonstrieren

(Motorsport-Total.com) - Bezüglich der angedachten Regeländerungen für 2005 und darüber hinaus kam es genau so, wie es alle erwartet hatten. Jeder verteidigt sein Terrain, keiner macht keine Zugeständnisse und jeder ist nur auf seinen Vorteil bedacht. Doch genau durch dieses Verhalten steuerte die Formel 1 erst in den Zustand, in dem sie heute ist: zu teuer, kein Spektakel, meilenweit von den Fans entfernt und eine elitäre Gruppe, die keine Beschneidungen wünscht.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Teamchef Jean Todt

Ferrari-Teamchef Jean Todt: Rückendeckung für Max Mosley

Das Tauziehen um die neuen Regeln könnte die Teams dann aber doch überraschen, dann nämlich, wenn die Regeln von oben, sprich der FIA, diktiert werden. Momentan sieht es nicht danach aus, als ob die Teams selbst einen umsetzbaren Vorschlag unterbreiten können - genau wie FIA-Präsident Max Mosley es prophezeit hatte. Auch ein Treffen der Technischen Arbeitsgruppe der FIA am Sonntagmorgen in Ungarn verlief ergebnislos.#w1#

"Wir unterstützen die Vorschläge, die die FIA unterbreitet hat", erklärte Ferraris Rennleiter Jean Todt. Damit gehört Ferrari zu jenen sechs Teams, welche die Änderungen schon jetzt abgesegneten. Scheinbar sagte man anderen Teams aber nicht bescheid, denn Jordan und Minardi zeigten sich überrascht, dass einige schriftlich die Unterstützung zusicherten. Wie man ohne Kommunikation zu einer Einigung kommen möchte, dürfte ein Geheimnis bleiben.

Da Mosley die Änderungen unter dem Aspekt der Sicherheit durchdrücken möchte, ist eine Einstimmigkeit unter den Teamchefs ohnehin nicht nötig. Die FIA kann also entscheiden, was kommt und was nicht. "Die Entscheidung liegt bei der FIA, denn Max hat Sicherheitsgründe dafür angegeben", bestätigte Todt.

Je länger der Entscheidungsprozess jedoch andauert, desto später wissen die Teams, welche Regeln 2005 gültig sein werden. "Es ist immer schwierig, wenn die Dinge nicht so klar sind, wie sie es sollten", so der Franzose weiter. "Das Beste wäre daher, dass wir uns auf das festlegen, was unserer Meinung nach die Regeln sein werden. Umso früher wir das wissen, desto besser."

Der "Schwarze Peter" wechselt also wöchentlich die Hand. Die FIA unterbreitete einen Vorschlag, die Teams sollten sich im Rahmen der Technischen Arbeitsgruppe zusammensetzen und eigene Vorstellungen äußern. Doch anstatt etwas Gemeinsames auf den Tisch zu legen, nehmen einige Teams die FIA-Vorschläge vorbehaltlos an. Damit ersparen sie sich einerseits die schwierigen Diskussionen mit den Kontrahenten, außerdem sind es die FIA-Regeln. Im Falle von Fehlentscheidungen wüsste man damit, auf wen man mit dem Finger zeigen sollte.

Diese Entscheidung ist jedoch nicht unbedingt leichtsinnig. Wären sich alle Beteiligten einig, dann wäre die Macht der FIA nicht notwendig. Es ist also ein Machtspiel, bei dem die FIA nach dem derzeitigen Stand wohl als der große Sieger hervorgehen wird. "Ich respektiere das, was Max Mosley tut, sehr. Ich denke, dass er der beste FIA-Präsident seit Jahren ist", so Todt.

"Aber ich habe das schon häufiger gesagt: Von einigen wird er gehasst. Ich will nicht sagen, dass jede Entscheidung von Max gut ist, aber da sich die Teams nur selten einig sind, muss jemand etwas tun. Für Max ist das also einfach, aber wenn die Teams sich bei den Regeln einig wären, dann wäre die FIA wesentlich schwächer. Wir sollten Max seine Stärke ausspielen lassen."