• 20.11.2001 17:14

  • von Fabian Hust

Hat Jordan Frentzen zu wenig Zeit eingeräumt?

Heinz-Harald Frentzen verrät, warum er so überrascht war, als ihn Teamchef Eddie Jordan vor die Türe setzte

(Motorsport-Total.com) - Als Heinz-Harald Frentzen nach zwei mehr oder weniger erfolgreichen Jahren bei Williams für die Saison 1999 zu Jordan wechselte, da gelang es den Gelben, bist fast zum Saisonende um den Titel mitzufahren. Während Frentzens Teamkollege Damon Hill magere sieben WM-Pünktchen einsammelte, so standen für Frentzen am Saisonende 54 Zähler zu Buche. Eine Leistung, die Eddie Jordan unumwunden trotz der Trennung bis heute anerkennt.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Frentzen teilte teilweise nicht die gleichen Ansichten wie das Team

Doch nach der tollen Saison 1999 erlebte Jordan zwei herbe Rückschläge hintereinander. In der Saison 2000 wollte man auf das Vorjahr aufbauen, was aber nicht gelang. In der abgelaufenen Saison wollte man aus den Fehlern lernen, man hatte dann zwar ein etwas besseres Auto, das aber nicht konkurrenzfähig genug war, um aus eigener Kraft auf das Podium zu fahren.

Heinz-Harald Frentzen ist bekannt dafür, dass er sich tief in die Materie einarbeitet und es war logisch, dass der Mönchengladbacher nicht mit Kritik am Auto sparte. Die Spannungen innerhalb des Teams nahmen zu, doch der 34-Jährige rechnete nicht damit, dass ihm die Kündigung ins Haus flattern könnte: "Die Kündigung kam aus heiterem Himmel", so der momentan teamlose Formel-1-Pilot gegenüber dem 'Formula 1 magazine'.

Frentzen hatte gehofft, dass er das Team wieder nach vorne bringen kann und man an alte Erfolge anknüpfen wird: "Man schaue sich nur einmal Michael bei Ferrari an. Er hat nach zwei Saisons immer noch keinen WM-Titel eingebracht. Aber Ferrari hat ihn doch deshalb nicht gefeuert! Was hat denn Mika für McLaren erreicht? Er hat das nicht über Nacht geschafft. Es brauchte Jahre um Jahre harter Arbeit."

Als die Stimmung im Team noch schlechter wurde, nachdem Frentzen nach seinem Trainingsunfall beim Großen Preis von Kanada das Cockpit Testfahrer Ricardo Zonta überließ, da er nicht riskieren wollte, dass er körperliche Probleme bekommt, wie sie schon nach seinem Unfall in Monaco zwei Wochen zuvor aufgetreten waren, dachte der Deutsche noch an nichts übles: "Ich dachte, das sei Teil der Veränderungen, die im Team stattfanden. Da machst du immer Tiefpunkte durch." Dass er Teil der Veränderungen werden würde, erfuhr Frentzen erst rund sieben Wochen später.

Frentzen war auch nach Kanada noch optimistisch, denn er glaubte zu wissen, woran es Jordan fehlt, um die Probleme auszubügeln. Doch die Version von Teamchef Eddie Jordan ist jene, dass Frentzen andere Ansichten als das Team hatte, was schlussendlich zur Kündigung führte, da es zwischen dem Fahrer und der technischen Mannschaft zu Spannungen kam. Schließlich schreibt auch kein Designer einem Fahrer vor, wie er zu fahren hat.

Das Thema Jordan hat Frentzen abhaken müssen, dennoch fühlt er sich scheinbar immer noch ungerecht behandelt: "Man muss sich doch jetzt nur einmal Jaguar anschauen. Da macht keiner wirklich Eddie Irvine für die mangelnden Leistungen verantwortlich. Sie geben ihr Bestes, und arbeiten mit den Fahrern zusammen, um die Ergebnisse zu erzielen, die jeder bei Jaguar sehen möchte und ich denke, dass sie diese eines Tages auch erhalten werden."

Sollte Heinz-Harald Frentzen bei Prost bleiben, so steht ihm nun eine noch härtere Herausforderung bevor als bei Jordan. Doch der Mönchengladbacher hat bereits angedeutet, dass es ihm Spaß machen würde, gezielt durch harte Zeiten zu gehen, um das Team nach vorne zu bringen. Bei den Blauen war man jedenfalls begeistert, als Frentzen seinen sturen Kopf durchsetzte und das Auto anders abstimmte, als dies bisher Jean Alesi und sein Technikerstab getan hatten. Das 2002er-Auto wird eine nach Frentzens Vorschlägen geänderte Vorderradaufhängung besitzen ? ob der Vizeweltmeister von 1997 für das Team von Alain Prost fahren wird oder nicht.