• 12.07.2002 11:10

  • von Marcus Kollmann

Hanifah Yoong: Alex Zukunft in der F1 ist ungewiss

Der Vater des Malaysiers spricht über dessen Probleme und rechnet mit dem Karriereende seines Sohnes in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Als das Minardi-Team in der letzten Saison den Malaysier Alex Yoong verpflichtete und Tarso Marques das Cockpit räumen musste, da war allen Motorsportexperten klar, dass sich der Rennstall aus Faenza überwiegend wegen der vielen Sponsorengelder für den unbekannten Rennfahrer entschieden hatte und nicht weil der 25-Jährige ein äußerst schneller und talentierter Fahrer ist.

Titel-Bild zur News: Alex Yoong (Minardi)

Yoong läuft die Zeit davon, er muss gute Leistungen erbringen sonst war´s das

Wenig überraschend war es deshalb, dass der 1 Meter 78 große Pilot gegenüber seinem spanischen Teamkollegen Fernando Alonso auch keine Chance hatte. Minardi verbuchte die von Yoong absolvierten drei Grand Prix in der Saison 2001 als Eingewöhnungsphase des Rennfahrers in das Team und hoffte auf eine Leistungssteigerung über den Winter. Im Verlauf der ersten Saisonhälfte zeigte sich jedoch recht deutlich, dass Yoong seinem diesjährigen Teamkollegen genauso hoffnungslos unterlegen ist wie er Ende der letzten Saison Alonso unterlegen war. Mark Webber konnte bislang aus allen teaminternen Qualifikationsduellen erfolgreich hervorgehen und während Yoong zwei Mal an der 107-Prozent-Hürde scheiterte, qualifizierte sich der Australier immer locker.

Das Scheitern an der 107-Prozent-Hürde war ein Rückschlag

Nachdem Yoong am Großen Preis von San Marino schon nicht teilnehmen hatte können, blieb ihm zuletzt auch beim Großen Preis von Großbritannien nur die Rolle des Zuschauers. Die im Vergleich zu seinem Stallgefährten schlechteren Leistungen, und die zwei verpassten Rennteilnahmen, haben dazu beigetragen, dass die Kritik an dem malaysischen Piloten zugenommen hat und er schon lange nicht mehr uneingeschränkte Rückendeckung auf Grund seiner Sponsorenmillionen genießt.

Einen großartigen Unterstützer und gleichzeitig auch Fan hat Alex Yoong in seinem Vater gefunden, der sich viele Jahre um die Karriere seines Sohnes kümmerte. Gegenüber 'F1-Live' erklärte Hanifah Yoong, dass er zunehmende Kritik und Unzufriedenheit nachvollziehen kann. Allerdings stimmt er nicht mit jenen Meinungen überein, welche davon sprechen dass sein Sohn sich nicht gesteigert hat: "Meiner Meinung nach hat er sich verbessert, doch seine Fortschritte sind durch die Rückschläge der verpassten Qualifikation in Imola und Silverstone gebremst worden. Durch jeden Rückschlag muss er sich wieder neu motivieren", beschreibt Hanifah Yoong die große Herausforderung mit der sich sein Sohn konfrontiert sieht.

Yoongs Handicap: Er kann keine schnelle Zeit in der ersten Runde fahren

Doch dass Alex Yoong das Potenzial besitzt besser Leistungen zu erbringen und es verdient in der Formel 1 zu fahren, davon ist sein Vater überzeugt. Zu Recht gibt er zu bedenken, dass sein Sohn im Gegensatz zu den anderen Rennfahrern erst vergleichsweise spät mit dem Motorsport anfing und auch nicht im Gokart, der Grundschule des Rennfahrens, unterwegs war. Als größtes Problem sieht Hanifah Yoong, dass Alex noch nicht in der Lage ist dann eine schnelle Rundenzeit zu fahren wenn es darauf ankommt, nämlich in der Qualifikation: "Alex größtes Problem ist es, dass er etwas zu lange braucht, um schnell zu sein, wohingegen Webber schon in seiner ersten fliegenden Runde eine gute Zeit fahren kann. Er braucht hingegen 2 bis 3 Runden, um schnell zu fahren. Das ist einfach nicht gut genug, denn dadurch ist er immer in der Situation doppelt so viel Zeit zu benötigen um in die Nähe von Webbers Rundenzeit zu kommen."

Diese Schwäche wird Yoong der Meinung seines Vaters nach aber nicht sofort abstellen können und insgesamt geht Hanifah Yoong Yin Fah davon aus, dass Alex eine weitere Saison benötigt, um sich ganz entfalten zu können. Doch dazu müsste Minardi-Teamchef Paul Stoddart davon überzeugt sein, dass der Malaysier sich noch deutlich verbessern wird. Zwar ist der Australier auch irgendwo auf die vielen Sponsorengelder angewiesen, jedoch wird er die Option auf Yoong wohl nicht um jeden Preis einlösen. Apropos Sponsoren. Auf Grund der bescheidenen Leistungen wird spekuliert, dass vielen Unterstützern das Engagement bald zu kostspielig ist und sie für den geringen Gegenwert, den sie wegen ausbleibender Resultate nur in Form von PR-Auftritten erhalten, bald die Geldquellen zudrehen werden. Damit Yoong auch 2003 in der Formel 1 fahren kann, müsste er in den verbleibenden sieben Rennen mindestens einmal seinem australischen Teamkollegen das Wasser reichen können, weiß sein Vater.

Yoong nächstes Jahr nicht mehr in der Formel 1 am Start?

Alex Vater glaubt der momentanen Situation nach zu urteilen, dass die Formel-1-Karriere seines Sohnes aber nach dem Großen Preis von Japan zunächst beendet sein wird: "Ich denke, dass er nächstes Jahr vielleicht in der CART-Serie oder Indy Racing League in Amerika an den Start gehen wird. Wenn alles schief laufen sollte, so wird er wohl in der Britischen oder Europäischen Tourenwagen-Meisterschaft seinen Lebensunterhalt verdienen." Gerne würde Hanifah Yoong Yin Fah sich aber von seinem Sohn durch bessere Leistungen, welche der Schlüssel zu einem weiteren Jahr in der Formel 1 sind, überraschen und eines Besseren belehren lassen.

Ob Alex Yoong schlussendlich die auf seinen Schultern lastenden Erwartungen erfüllen können wird, wird sich zeigen.