Hamilton will sich den WM-Titel zurückholen

Trotz der durchwachsenen Saison 2009 freut sich Lewis Hamilton nicht auf die Winterpause - 2010 will er wieder Weltmeister werden

(Motorsport-Total.com) - Man könnte meinen, dass Lewis Hamilton froh darüber ist, die Saison 2009 endlich zur Neige gehen zu sehen. Der entthronte Weltmeister hatte im März das vielleicht schlechteste Auto im Feld, war nach der Sommerpause einer der konstantesten Topfahrer der Formel 1 und liegt in der Weltmeisterschaft trotzdem nur an fünfter Stelle.

Titel-Bild zur News: Mark Webber und Lewis Hamilton

Lewis Hamiltons Jubel über den dritten Platz hielt sich in Grenzen

Sogar seine gestrige Aufholjagd in São Paulo, wo er 18. der Startaufstellung war und nach einem Zwischenfall gleich in der ersten Runde die Box ansteuern musste, blieb fast unbeachtet. Der Brite fuhr dank einer Trockenabstimmung, KERS und einer fahrerisch Leistung auf den dritten Platz und rang auf dem Weg dorthin sogar Polesetter Rubens Barrichello im neuen Weltmeisterauto nieder. Dennoch kam nur ein einziger Journalist (!) zu seiner Interviewrunde nach dem Rennen.#w1#

Lust auf den WM-Titel 2010

Ein paar Meter weiter bildete sich eine riesige Menschentraube um den neuen Champion Jenson Button, der sich künftig wieder auf ernsthafte Gegenwehr seines Landsmannes einstellen muss: "Wenn es nach mir geht, dann habe ich Jenson den Titel nur geliehen", kündigt Hamilton mit einem selbstbewussten Grinsen an. Seine Gedanken kreisen schon seit Wochen in erster Linie darum, wie er nächstes Jahr wieder Weltmeister werden kann.


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Brasilien, Sonntag


"Ich versuche, dem Team bestmöglichen Input für das neue Auto zu geben", sagt er. "Die Jungs müssen das Auto aber erst einmal bauen, bevor wir Einschätzungen machen können. Sie stellen mir viele Fragen, was ich über bestimmte Dinge denke, zum Beispiel das Lenkrad und andere Geräte, die ich verwende. Aber dieses Jahr haben wir die Erfahrung gemacht, dass man erst beim ersten Rennen sagen kann, wo man wirklich steht."

Verbitterung assoziiert der zweifache Saisonsieger ohnehin nicht mit den zurückliegenden 16 Rennen: "Man sollte die Gelegenheiten, die man hat, nie als selbstverständlich betrachten. Auch wenn es mal schwierig ist, würde ich nie hoffen, dass das Wochenende bald vorbei ist, dass die Saison bald vorbei ist. Ich nehme jedes Rennen so, wie es kommt. Wir hatten hier in Brasilien ein tolles Rennen und ich kann es kaum noch erwarten, nach Abu Dhabi zu gehen und es dort noch einmal zu probieren."

Topleistung im Rennen ging fast unter

Lewis Hamilton und Rubens Barrichello

Gegen Rubens Barrichello bewies Lewis Hamilton sein Kämpferherz Zoom

Was Hamilton gestern im Schatten des Triumphs von Button und des Sieges von Mark Webber abzog, hatte die Handschrift eines Weltmeisters: Grandios, wie er in der ersten Rennhälfte mit randvollem Tank durch das Feld pflügte, sportlich fair, wie er hinter den um den WM-Titel kämpfenden Barrichello keine Dummheiten anstellte, den Brasilianer dann aber doch unwiderstehlich niederfightete, als er seine Chance witterte.

Davon will er nächstes Jahr wieder mehr zeigen - und zwar regelmäßig: "Für mich ist wichtig, dass ich jeden Tag meines Lebens so lebe, wie er kommt. Ich will an meiner Arbeit Spaß haben. Wenn es nach mir geht, dann möchte ich 2010 jedes einzelne Rennen gewinnen. Es wird keine Wintertests geben, also werde ich lange nicht im Auto sitzen. Das ist nicht ideal. Aber sobald es losgeht, werde ich wieder voll angreifen."

Dass Hamilton zwar Freude an der Formel 1 hat, aber noch mehr Freude am Siegen, war bei der Siegerehrung in São Paulo nicht zu übersehen: Obwohl man vor dem Rennen unmöglich einen Podestplatz von ihm erwarten konnte, hielt sich sein Jubel über Rang drei sehr in Grenzen. Für einen Rennfahrer, der ans Siegen gewöhnt ist, kann ein Tag, an dem er die Nummer eins abgeben muss, eben kein Freudentag sein...