Hamilton: "Vergangenes Jahr interessiert mich nicht mehr"

Mit einer neuen Einstellung und aussortierten Problemen des Vorjahres will Lewis Hamilton in der neuen Saison durchstarten und sagt Button und Vettel den Kampf an

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton betrachtet das Jahr 2012 sowohl sportlich als auch privat als einen Neubeginn. In der vergangenen Saison fiel der McLaren-Pilot neben drei überzeugenden Siegen in Schanghai, auf dem Nürburgring und in Abu Dhabi vor allem durch diverse Feindberührungen auf der Strecke auf. Ferrari-Pilot Felipe Massa kann davon ebenso ein Lied singen wie Williams-Fahrer Pastor Maldonado oder Sauber-Pilot Kamui Kobayashi.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton sieht sich kurz vor der neuen Saison wieder in Bestform

Im Bemühen, seine Gegner in die Schranken zu weisen, schlug Hamilton vor allem einen: sich selbst. Teamkollege Jenson Button gewann bei McLaren die Oberhand und schaffte, was zuvor noch keinem Fahrer gelungen war - eine Formel-1-Saison als Stallgefährte von Hamilton in der Gesamtwertung vor diesem zu beenden.

Im neuen Jahr soll für den Weltmeister von 2008 alles besser werden. Grund dafür sind nach Aussage des 27-Jährigen ein inzwischen geordnetes, privates Umfeld und eine absolute Fokussierung auf die bevorstehenden Aufgaben. "Ich blicke nur nach vorn. Was im vergangenen Jahr war, interessiert mich nicht", wird Hamilton von 'The Guardian' zitiert. "Meine Verbindung zum Team, zu meinen Mechanikern und zu der Gruppe von Leuten, die ich um mich herum habe, war nie besser." Der McLaren-Pilot zog inzwischen von Zürich nach Monaco um und hat sich Nicole Scherzinger wieder zusammengerauft.

"Es geht darum, Opfer zu bringen"

Zudem gehe er eigener Aussage zufolge fitter und gesünder denn je in eine neue Saison. "Darum geht es letztlich. Du musst dich wohlfühlen, bei dem, was du tust", so Hamilton, der vorgibt, in diesem Jahr keine Energie abseits der Piste zu verschwenden. "In den Jahren 2006 und 2007 war ich extrem diszipliniert", erinnert er an den Gewinn des GP2-Titels und seine Rookie-Saison in der Königsklasse, in der er ihm der WM-Titel beim Saisonfinale in Brasilien noch aus den Händen glitt. "Es ist nicht so, dass ich diese Disziplin in den vergangenen Jahren verloren hätte, aber jetzt bin ich wieder dort, wo ich vorher war."

Unterm Strich ginge es laut Hamilton darum, Opfer zu bringen. "Es geht um die notwendigen Aufopferungen, um die Entscheidungen, die du triffst und um die Dinge, die du in deinem Leben letztlich erreichen willst", sagt er. "Wenn mich ein Freund fragte, ob wir am Abend einen drauf machen wollen, sagte ich im vergangenen Jahr auch vor einem Rennwochenende 'Klar, lass uns das tun'. In diesem Jahr werde ich zu Hause bleiben und stattdessen am nächsten Tag trainieren."

"In diesem Jahr werde ich zu Hause bleiben und trainieren." Lewis Hamilton

Dies seien nach Ansicht des 27-Jährigen die Opfer, die in der Formel 1 gebracht werden müssten. "Im vergangenen Jahr war ich oft der Meinung, dass mir solche Dinge nichts anhaben könnten", gesteht er. "Das stimmt aber nicht. Du verlierst zwei Tage, an denen du trainieren könntest und bist mit deinen Gedanken komplett woanders", blickt Hamilton auf seine von privaten Ablenkungen geprägte Saison 2011 zurück.

Kampfansage an Jenson Button und Sebastian Vettel

Den Saisonauftakt in Melbourne am kommenden Wochenende kann der McLaren-Pilot kaum erwarten. "Wie ich schon sagte, im Kopf bin ich nun frei. Mit dem nötigen Glück kann ich in diesem Jahr einige gute Ergebnisse einfahren", ist der Brite überzeugt und hat nicht vor, sich noch einmal von Teamkollege Button schlagen zu lassen. "Das macht mir nichts aus", behauptet der Weltmeister von 2008 mit Blick auf seine teaminterne Niederlage im Vorjahr. "Es wäre schwierig zu akzeptieren, wenn es so gewesen wäre, dass wir das ganze Jahr über gegeneinander gekämpft hätten und er mich geschlagen hätte. In Wahrheit war es aber ein Jahr, in dem ich Punkte wegschmiss und dumme Fehler machte", räumt Hamilton ein.

Den Vizetitel von Teamkollege Button dürfe man nicht überbewerten. "Man muss die Kirche im Dorf lassen. Unterm Strich hat er die Weltmeisterschaft nicht gewonnen. Wenn es so gewesen wäre, wäre es sicherlich schlimmer gewesen", gesteht Hamilton und fügt hinzu: "Ich habe noch viele Jahre vor mir und nicht vor, dass es in diesem Jahr genauso kommt wie im vergangenen. Ich fühle mich gut und auch Vettel ist nicht unbesiegbar."

Lewis Hamilton

Mit dem neuen McLaren-Mercedes MP4-27 sieht sich Hamilton gut aufgestellt Zoom

Ob Hamilton mit dem neuen McLaren-Mercedes MP4-27 auch das Auto hat, um den Red-Bull-Piloten herauszufordern, darauf wird der Saisonauftakt am kommenden Wochenende in Melbourne eine erste Antwort geben. Sollte es tatsächlich so sein, wäre Hamilton jedenfalls alles andere als überrascht. Seinen Optimismus nach den Testfahrten konnte er während der vergangenen Tage kaum verbergen.