Hamilton: "Red Bull hat die ganze Zeit geblufft"
Von den Red-Bull-Problemen der Tests war beim Trainingsauftakt in Melbourne nichts zu spüren - Die Rivalen geben sich gelassen und sprechen vom erwarteten "Bluff"
(Motorsport-Total.com) - Verbotene Motorenmappings. Balanceprobleme. Schwache Rundenzeiten. Und dann noch die finsteren Mienen in der Red-Bull-Box. Bei den Tests gab es zahlreiche Indizien, dass beim Weltmeister-Team nicht alles nach Plan läuft und man mit Rückstand in die Saison gehen wird. Nach dem ersten Trainingstag in Melbourne sieht es aber ganz und gar nicht danach aus, als hätte Sebastian Vettels Team mit Problemen zu kämpfen.

© Red Bull
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Der Heppenheimer dominierte vor seinem Teamkollegen Mark Webber - der beste Nicht-Red-Bull-Pilot, Nico Rosberg, hatte im Mercedes mehr als vier Zehntelsekunden Rückstand. Und man hat den Eindruck, dass die österreichische Truppe aus Milton Keynes noch gar nicht alles gezeigt hat.
Probleme nur vorgetäuscht?
"Der Red Bull ist wie immer extrem schnell", fällt auch Mercedes-Pilot Lewis Hamilton auf. "Ganz offensichtlich haben sie die ganz Zeit im Winter geblufft - wie erwartet." Dennoch steckt er den Kopf nicht in den Sand: "Auf einmal haben sie irrsinnig zugelegt, aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir meilenweit entfernt sind. Ich bin ziemlich beeindruckt, denn wir waren vor kurzem noch sehr weit weg, und jetzt sind wir nicht mehr so weit weg."
Der Brite weiß, dass das Kräfteverhältnis nach dem Auftakt in Melbourne noch mit Vorsicht zu genießen ist: "Es ist noch zu früh, um sagen zu können, dass wir die ersten Verfolger sind, aber wir sind ganz eindeutig bei der Musik."
Ferrari gibt sich gelassen
Bei Ferrari hatte man ohnehin nicht damit gerechnet, schon beim Saisonauftakt in absoluter Siegesform zu sein, behauptet man zumindest. "Wir wussten schon vorher, dass wir nicht die Schnellsten sind", meint Fernando Alonso. "Dieser Eindruck hat sich heute bestätigt. Das Auto reagiert gut, aber wir alle wissen, dass es noch viel zu tun gibt, wenn wir es mit den Allerbesten aufnehmen wollen."
Felipe Massa hatte laut eigenen Angaben erwartet, "dass Red Bull aus dem Stand heraus konkurrenzfähig sein würde" und zeigte sich von der Performance der Gegner "nicht überrascht". In die gleiche Kerbe schlägt auch der griechische Chefdesigner der "Scuderia", Nikolas Tombazis: "Red Bull hat uns gezeigt, dass sie sehr konkurrenzfähig sind, aber daran hatten wir nie den geringsten Zweifel. Sie sind ein starkes Team und haben beim Testen eine gute Performance gezeigt."
Auch er mahnt noch zur Vorsicht, schließlich war noch kein Team gezwungen, die Karten endgültig aufzudecken. Das wird erst am Samstag im Qualifying und am Sonntag im Rennen der Fall sein. "Klarerweise gibt es Teams, die Fortschritte gemacht haben, und andere Teams, die weniger Fortschritte gemacht haben. Wir müssen erst auf ernsthafte Bedingungen warten, um wirklich einschätzen zu können, wer wo steht."
Rätselraten hält an
Bei McLaren hat man seit heute eine Ahnung, wo man ungefähr steht. Und zwar im Mittelfeld, fernab der Spitze. Bei der Truppe aus Woking, die zu Saisonende 2012 noch eines der schnellsten Autos stellte, ahnte man zwar schon bei den Tests, dass es vermutlich nicht für ganz vorne reichen würde, dennoch saß die Ohrfeige beim Trainingsauftakt in Melbourne.
Der Red-Bull-Zeit will man aber derzeit noch nicht viel Wert beimessen - man wolle erst das Auftakt-Wochenende abwarten, heißt es aus dem McLaren-Lager. "Im Freien Training haben wir im Grunde nichts anderes gemacht, als die Testfahrten fortzusetzen", sagt Sam Michael. "Erst in der ersten offiziellen Sitzung werden die Karten wirklich aufgedeckt. Vorher weiß keiner, wo er wirklich steht. Derzeit besitzen wir einfach noch nicht genügend Informationen. Diese werden wir erst nach dem Qualifying und dem Rennen haben."

