• 22.09.2012 20:36

  • von Dieter Rencken

Hamilton: "Man schwitzt hier wie verrückt"

McLaren-Fahrer Lewis Hamilton spricht über seine Pole-Position in Singapur und über seine Aussichten für das einzige Nachtrennen der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton (McLaren) geht als Favorit in den Großen Preis von Singapur. Der Weltmeister von 2008 fuhr im Qualifying zum einzigen Formel-1-Nachtrennen auf dem Marina Bay Circuit auf die Pole-Position und distanzierte damit seine Konkurrenten in der Gesamtwertung. In der Pressekonferenz spricht Hamilton über seine schnelle Runde, die ihm letztendlich souverän den ersten Platz einbrachte. Außerdem schildert der Brite, was er sich vom Grand Prix von Singapur erwartet.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton hat im Nachtrennen der Formel 1 die Favoritenrolle inne Zoom

Frage: "Lewis, eine phänomenale Leistung. Du warst unheimlich schnell und hast mit großem Vorsprung die Pole-Position eingefahren. Gut gemacht!"
Lewis Hamilton: "Danke. Die Jungs haben in dieser Woche wirklich fantastische Arbeit geleistet. Wir haben hier wieder ein paar Kleinigkeiten dabei, die nach dem vergangenen Rennen verbessert wurden. Wir fahren hier mit viel Abtrieb."

"Deshalb waren wir nicht so sicher, wie die Sache im direkten Vergleich zu den Anderen ausgehen würde. Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) war in den meisten Sessions unheimlich schnell. Ich weiß nicht, was am Ende bei ihm passiert ist. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden damit, dass ich die Zeit aus dem Auto herausholen konnte."

"Es war eine tolle Runde, mit der ich sehr zufrieden bin. Ich freue mich darüber. Wir müssen aber die Ruhe bewahren, denn für den Samstag gibt es keine Punkte. Vorsicht ist geboten, zumal Red Bull an diesem Wochenende einen großen Schritt bei ihrer Leistung im Qualifying gemacht hat."

Frage: "Dieser Kurs scheint ziemlich schwierig zu sein. In Q1 hast du ein paar Fehler gemacht. Wie knifflig ist der Marina Bay Circuit?"
Hamilton: "Oh, schwierig, absolut. Es ist schon schwierig genug, die Lücken zu finden. Das ist vor allem in Q1 der Fall."

"Außerdem musst du sicherstellen, deine Reifen auf Temperatur zu kriegen. Auch deine Bremsen müssen aufgewärmt werden, ohne dass du sie schon vor deiner fliegenden Runde zu sehr strapazierst. Meine ersten Umläufe auf den weichen Reifen waren ziemlich mau. Zum Glück brachte ich wenigstens eine davon auf die Reihe. Deshalb musste ich danach nicht mehr rausfahren."

Mauerkontakt? Hamilton weiß von nichts ...

Frage: "Auf deiner letzten Runde hast du die Mauer berührt, wie wir in der Zeitlupe gesehen haben. Was ist da genau passiert? Hast du etwas gespürt? Ist das Auto okay?"
Hamilton: "Ich habe die Wand berührt?"

Frage: "Ein kleines bisschen ..."
Hamilton: "Ah ja. Das bedeutet, dass ich die gesamte Straße ausnutze. Ich hatte es nicht vor und habe es auch nicht gespürt. Hoffentlich hat es keinen Schaden verursacht. Ich habe es aber wirklich nicht gespürt. Du musst hier halt immer ans Limit gehen und es genau auf den Punkt bringen. Das ist die Aufgabe in Singapur."

"Ich würde sagen, ich war bei 98 Prozent oder so." Lewis Hamilton

Frage: "War deine Runde in Q3 eine perfekte Runde?"
Hamilton: "Ich glaube nicht, dass es eine perfekte Runde gibt. Ich denke, es gibt immer noch Raum für Verbesserungen. Du kannst dich immer steigern. Ich würde sagen, ich war bei 98 Prozent oder so."


Fotos: Lewis Hamilton, Großer Preis von Singapur


Frage: "Wie hart war es auf der Strecke? Du nutzt einen Ärmel deines Rennanzugs, um dir den Schweiß von der Stirn zu wischen. War es wirklich so anstrengend?"
Hamilton: "Für euch ist es ja einfach. Ihr sitzt hier in kurzen Hosen rum und habt ein T-Shirt an. Ich habe drei Lagen oder dergleichen an - und dann noch diesen Overall, was da keine Hilfe ist. Es ist wirklich ziemlich warm. Man schwitzt hier wie verrückt. Das ist aber schon okay. Du trinkst halt vier bis fünf Liter pro Tag. Am Sonntag wird es ähnlich hart."

Frage: "Als du aus dem Auto gestiegen bist, hast du nicht sehr viele Emotionen gezeigt. Weder hier noch nach deinem Sieg in Italien. Gibt es einen bestimmten Grund dafür?"
Hamilton: "Nein, ich bin ziemlich glücklich."

Frage: "Wirklich? Das scheinst du eben nicht zu sein ..."
Hamilton: "Ich bin es."

Wenn die Reifen Schicksal spielen

Frage: "Was glaubst du, werden im Rennen die Schlüsselfaktoren sein?"
Hamilton: "Was den Abbau der Reifen angeht, ist dieser Kurs unheimlich fordernd. Das ist zwar auch auf jeder anderen Strecke der Fall, doch hier umso mehr, weil es so heiß und feucht ist. Ich vermute daher, jeder wird damit zu kämpfen haben."

"Ich denke, es wird für uns darum gehen, einen sauberen Start zu erwischen. Dann müssen wir uns an die geplante Strategie halten und vorbereitet sein, falls diese nicht aufgeht. Am Sonntag werden wir es sehen. Hoffentlich haben wir dann ein gutes Paket. Wir haben uns ja schon einmal in die beste Ausgangslage manövriert. Hoffentlich können wir am Sonntag Kapital daraus schlagen."

"Wir Fahrer müssen einfach bereit sein." Lewis Hamilton

Frage: "In diesem Rennen sind Safety-Car-Phasen keine Seltenheit. Zieht man das bei der Planung der Strategie in Betracht?"
Hamilton: "Nun, ich denke, wir Fahrer müssen einfach bereit sein, um darauf zu reagieren. Wir hoffen, dass es keinen von uns erwischt. Ansonsten überlassen wir es dem Team, zu entscheiden, was zu tun ist. Sie werden uns dann schon anleiten, was wir mit dem Benzin und dergleichen anzustellen haben."

Frage: "Die Mercedes-Fahrer haben am Sonntag freie Reifenwahl. Machst du dir Sorgen darum, was passiert, wenn du von deinem Boxenstopp zurückkehrst? Die superweichen Reifen halten ja nicht allzu lange ..."
Hamilton: "An diesem Wochenende scheint es größere Abstände zwischen den Fahrern und den Teams zu geben. Vielleicht ergibt sich dadurch ... Das könnte bedeuten, dass es auch im Rennen größere Abstände gibt. Vielleicht."

Frage: "Sprechen wir über die superweichen Reifen. Welche Eindrücke hast du über diese Pneus gesammelt? Und wie lange werden sie im Rennen halten?"
Hamilton: "Am Freitag legte ich zwölf Runden mit ihnen zurück, hatte sie davor aber schon einmal für drei oder vier Runden im Einsatz gehabt."

"Wie die Strategie für den Sonntag genau aussehen wird, weiß ich noch nicht. Ich rechne aber mit zwei bis drei Boxenstopps. Mein Tempo auf den Longruns war im Training nicht so schlecht. Ich hoffe, im Rennen ist das ähnlich. Die Reifen sind aber generell sehr schwer zu lesen. Wir sitzen da aber alle im selben Boot."

Frage: "Wie zuversichtlich bist du, dass es im Rennen Überholmöglichkeiten gibt?"
Hamilton: "Ich denke, man sollte hier überholen können. Es ist aber schwierig, auch wenn uns DRS eine Hilfe ist. Hier in Singapur kann man sich aber gut verteidigen."

Frage: "Hast du hier eine Lieblingskurve?"
Hamilton: "Sicher nicht die Schikane. Mir gefällt die Unterführung."

Hamilton glaubt an seine Siegchance

Frage: "Du hast dieses Rennen schon einmal gewonnen. Glaubst du, du kannst es wieder schaffen?"
Hamilton: "Ich weiß es nicht. Es wird sicher hart. Ich werde einfach versuchen, mich aus allem herauszuhalten."

Frage: "Pastor Maldonado geht neben dir aus der ersten Reihe ins Rennen. Das ist wahrscheinlich näher, als dir lieb ist, wenn man von früheren Erfahrungen ausgeht ..."
Hamilton: "Ich freue mich für Pastor. Er ist ein sehr talentierter Bursche. Er hatte eine schwierige Saison. Und es ist auch toll, zu sehen, dass Williams so gut abschneidet."

"Ich möchte niemandem in die Quere kommen." Lewis Hamilton

"Ich hoffe, ich habe ein starkes Rennen. Ich möchte niemandem in die Quere kommen. Hoffentlich denkt er ähnlich. Ich hoffe, er fährt für sich selbst. Er hat viele WM-Kandidaten um sich herum. Wenn wir nur einen guten Start erwischen, sollten wir in einer guten Position sein. Wir haben zumindest die beste Ausgangslage inne."

Frage: "In dieser Phase der Saison modifizieren die Teams ihre Autos immer weiter. Was ist jetzt zu tun? Konzentriert man sich auf seine eigene Arbeit oder muss man da reagieren?"
Hamilton: "Ich denke, man sollte sich auf sich selbst konzentrieren. Es ist jetzt wirklich stressig, doch das Team leistet unglaubliche Arbeit. In vielen Jahren mussten wir aufholen, doch dieses Mal sind wir schon bei der Musik. Hoffentlich bleibt das so."

Frage: "In der Gesamtwertung kannst du am Sonntag einige Punkte auf Fernando Alonso gutmachen. Ist das dein Ziel?"
Hamilton: "Ja. So ist es. Er hat einen guten Vorsprung. Ich werde versuchen, den Abstand ein bisschen zu verkürzen. Außerdem sitzen mir einige Rivalen im Nacken. Der Sonntag ist ein ziemlich wichtiger Tag."

Frage: "Wie wichtig ist es da, dass zwischen dir und Fernando Alonso gleich drei Autos stehen?"
Hamilton: "Auf den Longruns sind sie alle ziemlich gut. Die Qualifikation ist nicht alles. Außerdem hat Fernando schon bewiesen, dass er sich von recht weit hinten wieder nach vorn kämpfen kann. Wir konzentrieren uns am Sonntag auf uns selbst. Hoffentlich betrifft uns nicht, was die Anderen anstellen."

Frage: "McLaren scheint derzeit das schnellste Auto zu haben. Was braucht es noch, um Fernando Alonso zu schlagen?"
Hamilton: "Vielleicht ist es nicht mit dem schnellsten Auto getan. Es gibt nur zwei Dinge: das Fahrzeug und der Fahrer. Es wird schwierig. Es sieht aber gut aus für uns, denn unsere Jungs leisten klasse Arbeit."