• 22.10.2007 05:27

Hamilton gelassen: "Großartiges Gefühl"

Lewis Hamilton zeigte sich nach seiner WM-Niederlage in Brasilien gelassen und kündigte für nächstes Jahr den nächsten Versuch an

(Motorsport-Total.com) - Von einem "großartigen Gefühl" sprach Lewis Hamilton nach dem gestrigen Grand Prix von Brasilien in São Paulo, obwohl er das Rennen nur an siebenter Stelle beendet und damit den WM-Titel verloren hatte. Verkehrte Welt? Durchaus - aber seine Saison sei so phänomenal verlaufen, dass er gar nicht enttäuscht sein könne, meinte der 22-Jährige.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Bis nächstes Jahr, Lewis! Hamilton will nun eben 2008 Weltmeister werden...

"Ich ging mit folgendem Gedanken ins Rennen: 'Ganz egal, was heute passiert - es war ein phänomenales Jahr!'", gab Hamilton vor versammelten Journalisten zu Protokoll. "Wer hätte gedacht, dass ich vor dem allerletzten Rennen in der Weltmeisterschaft führen würde? Mit ein bisschen Glück hätte es sogar reichen können, aber es ist ein großartiges Gefühl, jetzt in dieser Position zu sein."#w1#

Wird Hamilton doch noch Weltmeister?

Diese Position, das bedeutet den Vizetitel mit einem Punkt Rückstand auf Kimi Räikkönen - oder doch nicht? Als Hamilton mit seiner Familie längst im Hotel war, brauten sich nämlich dunkle Wolken über dem Fahrerlager zusammen, und zwar in Form einer Untersuchung gegen das BMW Sauber F1 Team und Williams. Das Resultat wurde von der Rennleitung erst bestätigt, dann kündigte McLaren-Mercedes aber Protest an.

Sollte dieser Protest erfolgreich verlaufen, was sich jedoch wahrscheinlich erst in einigen Wochen entscheiden wird, dann könnte Hamilton doch noch den Titel erben, denn sollten die drei vor ihm gewerteten Fahrzeuge disqualifiziert werden, dann würde er auf den vierten Platz aufrücken und Räikkönen am Grünen Tisch mit 112:110 Punkten überflügeln.

Sportlich hat er die Weltmeisterschaft freilich verloren, was für ihn aber kein Anlass zur Enttäuschung war: "Das Team hat das ganze Jahr einen phönomenalen Job gemacht, absolut erstaunlich. Wir alle wollten die Rugby- und die Formel-1-Weltmeisterschaft gewinnen, aber es war offensichtlich nicht das Wochenende der Engländer. Aber es war mein erstes Jahr in der Formel 1 und nächstes Jahr werden wir sicher noch stärker zurückschlagen", so der Silberpfeil-Pilot.

Vom GP2-Meister zum Formel-1-Vizeweltmeister

"Wenn ich daran denke, dass ich aus der GP2 gekommen und gleich Nummer zwei der Welt geworden bin", fügte er an, "dann ist das eine positive Sache, und wie gesagt werde ich nächstes Jahr stark sein. Wir werden einen besseren Job machen, das Team wird pushen und ich habe dann die Erfahrung, auf die ich aufbauen kann. Es sind noch 22 Wochen. Ich kann es kaum noch erwarten!"

Lewis Hamilton

Das Interesse an Lewis Hamilton vor dem Start war riesengroß Zoom

Seine Chancen auf den Titel aus eigener Kraft gingen in Interlagos schon recht früh flöten, denn mit seiner übermotivierten Attacke gegen Fernando Alonso in Kurve vier fiel er zunächst auf den achten, wegen seines Getriebeproblems dann sogar auf den 18. Platz zurück. Sein eigener Fehler in der ersten Runde hatte ihn aber nicht beunruhigt, "weil ich wusste, dass die Pace reichen würde, um wieder nach vorne zu kommen."

Das sich selbst reparierende Auto

"Dann hatte ich aber beim Runterschalten in Kurve vier auf einmal ein Problem, das Auto legte den Leerlauf ein. Ich rollte ein Weilchen nur herum. Auf einmal legte sich der Gang wieder ein und ich konnte weiterfahren - keine Ahnung! Von da an musste ich aber auf den Motor achten und Drehzahl rausnehmen, also war ich da gehandicapt. Und die Reifen waren auch nicht gerade perfekt", schilderte Hamilton seinen Arbeitstag.

Trotz der Aussichtslosigkeit habe er den Glauben an den Erfolg "erst mit der Zielflagge" verloren: "Ich habe nie aufgegeben und gab bis zur letzten Runde alles. Das Team hat mir am Anfang gesagt, dass ich es noch schaffen kann, und das glaubte ich. Die Pace war nicht so schlecht - zwar nicht so gut wie die der Ferraris, aber das lag auch am gedrosselten Motor", analysierte er.

Nach dem Rennen war Hamilton übrigens einer der ersten Gratulanten beim neuen Weltmeister Räikkönen - eine Geste, die er als selbstverständlich empfindet: "Kimi hat das ganze Jahr hindurch einen fantastischen Job gemacht, auch heute ist er sehr gut gefahren. Er verdient diesen Erfolg", klatschte der McLaren-Mercedes-Pilot seinem Vorgänger bei den Silberpfeilen Beifall.